Interessant, wozu man alles forschen kann.
Ich muß zwingend noch eines hinzufügen:
exzessives Voice- und Soundprocessing
Das macht aus der angenehmsten Stimme ekelhaftes Geschmatze mit Speichelfluß- und Lippenverschlußgeräuschen, aufgedunsene Alienstimmen, wummerndes Dröhnen und anderes Elend. Hintergrundgeräusche werden gnadenlos hochgerissen und ggf. tritt ein (für sich alleine bereits schauderhaftes) Gate im Mikrofonweg als "Schalter" für die Raumathmosphäre dadurch noch brutaler zu Tage. Auch Versäumnisse der Studiotechnik werden damit schön verstärkt, z.B. das schon legendäre Brummen des Mikrofonweges bei den MDR-Zentralnachrichten aus Halle oder das Brummen eines der Mikrofone "nahe der Tür" (Gast oder Nachrichten) bei Radio Eins.
Ich habe es lange nicht mehr gemacht (bemerke gerade, habe seit mindestens einem Monat kein Radio mehr gehört), aber der Selbstversuch beim MDR sollte noch funktionieren. Einfach mal die Nachrichten um 23 Uhr oder später durchhören, wenn alles zusammengeschaltet ist, und zwar auf
MDR Figaro (manierlich, es spricht ein Mensch)
MDR Info (weitgehend manierlich, es spricht der gleiche Mensch)
MDR Sachsen-Anhalt (laut, gepreßt, grell, spitz, vielleicht noch als der gleiche Sprecher erkennbar)
MDR 1 Sachsen (laut, dröhnend, wummernd, ... ist das noch der gleiche Sprecher?)
MDR Thüringen (rotzig-grollend verzerrt, brüllend laut, fetter Brumm, spricht hier noch ein Mensch?)
Zumindest vor einigen Monaten konnte mans nicht besser dokumentieren, was perverses Processing anrichtet.
Weiterhin im Angebot und nicht bzw. kaum im Einflußbereich des Sprechers:
- mieserable Studioakustik (Nachrichten aus dem Glaskasten, Nachrichten aus einem telefonzellengroßen Studio, Nachrichten aus einem kleinen Raum mit parallelen Wänden, Nachrichten aus einem Raum ohne kontrollierte Nachhallzeit durch gezieltes Einstellen des akustischen Schluckgrades der Wände, Glasscheibe hinter (!) dem Specherplatz, Nachrichten aus dem Großraumbüro)
- ungeeignete Mikrofone (ploppender, topfig-dumpfer bzw. nasaler Sound aus z.B. ElectroVoice RE20 oder Shure SM7B, manchmal aber immer noch das kleinere Übel aufgrund hundsmiserabler Raumakustik)
- Headset-Geschnorchel (ja, in manchen "Studios" gehts akustisch nicht anders, aber warum dann nicht gleich ein Kehlkopfmikrofon vom Panzerfahrer?)
- ungeeigneter, viel zu kleiner Sprechabstand (oft dem miesen Raum geschuldet, geht man weiter weg, hört man nur noch Hall)
- Hintergrundgeräusche (PC-Lüfter oder Klimaanlage, offenes "Studio", ...)
Am saubersten ist immer noch ein sehr gut vom Umfeld entkoppelter Sprecherraum, ideal auf eigenem Fundament gegen Trittschallübertragung und mit doppelwandigem Aufbau - in den 50er und 60er Jahren baute man in Ost und West mit diesem Aufwand. Dazu anständig eingestellte Nachhallzeit und Bedämpfung durch entsprechenden Wandaufbau (Schlitz- oder Lochplattenabsorber in geschickt gewähltem Bedeckungsgrad der Wände, auch Absorber für tiefe Frequenzen), keine parallelen Wände, keine Glasscheibe hinter dem Sprecher (bzw. mit schwerem Vorhang verschlossen). Dann ein Kondensator-Kleinmembranmikrofon mit kleinem Schirm gegen Ploppen (gut für mehr optische "Durchsicht" im Studio) und ggf. etwas Bedämpfung der Höhen im Signalweg oder freilich auch ein Großmembranmikrofon anerkannter Qualität. Wichtig ist dabei die Auslegung als "untenrum glatt" im Freifeld (also ohne derbe künstliche Absenkung zur Ermöglichung von Nahbesprechung) und dann der dafür nötige Sprechabstand von ca. 20-30 cm, der auch dem Ablesen der Nachrichten dienlich ist (kein "Kleben" am Mikrofon), gewisse Immunität gegenüber geringen Variationen des Sprechabstandes und -winkels. Dahinter ein sehr sanfter (!) Kompressor mit Limiter, der im Notfall greift und den Pegel beherrschbar macht. Dann wird das auch was.
Ein anständiger Sprecher aus anständigem Studio mit anständigem Mikrofon klingt unverzerrt sauber, präsent, nicht penetrant und ggf. wenn gewünscht leicht "distanziert". Dann stören manche Eigenheiten in der Aussprache oder Stimme überhaupt nicht mehr.
Nachtrag: habe noch ältere Beispiele gefunden vom MDR. Figaro war nicht dabei, aber Info ist auch ok, dann verglichen mit dem übelsten Processing beim MDR, MDR Thüringen. Das sind Originaldateien von DVB-S, nix verändert, nix anders gepegelt. Man beachte, wie man die völlig angenehme, saubere Stimme komplett ruiniert, wie der Pegel in den Sprechpausen bei MDR Thüringen pumpt (es regelt sofort hoch) und wie fein man das Wetterbett vermutlich aus dem Kopfhörer des Sprechers in Halle dann in die anderen Programme reingekoppelt bekommt.