Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

@postit: Schon mal eine Verhandlung mit "der Wirtschaft" über so genannte Sonderwerbeformen geführt? Da geht's nicht um Niveau - sonder darum, wie oft der Werbepartner für wenig Geld seinen Nemen im Programm unterbringt. Ich zumindest habe da noch nie etwas von der "Fliege-hilft-Stiftung" gehört, eher von GRPs, Nettoreichweiten und Rabatten :)

@Radiokult: die Wirtschaft bestimmt nicht das komplette Programm. Gott sei Dank. Nur: wer zahlt, hat ein Mitspracherecht. Natürlich kannst du Auftgräge ablehnen und bist dann voll politisch korrekt. Ob dann allertdings das Geld für ein gutes politisch-korrektes Gefühl, eine Schale Hirse, ein paar Wollsocken und womöglich Gehälter noch reicht, wage ich zu bezweifeln. Übrigens: Quote und Hörerbindung sind nicht so unterschiedlich - ohne Bindung erreichst du in der MA keine Quote :) Ansonsten isses Henne und Ei. Natürlich (!) machen wir Privaten Programm für den Hörer. Aber eben ein Programm, dass sich auch verkaufen lässt. Sonst gibt's nämlich kein Programm, weil kein Geld da ist *g*
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Ich geb's zu, habe schon mal besser formuliert. Nächster Versuch.
Es gibt Leute, die uns Geld bringen.
Es gibt Leute, die unsere Programme konsumieren.
Wir stehen dazwischen und haben nicht nur darüber hinaus, sondern vor allem eigene und d.i. inhaltliche Interessen (ich zumindest :D).

Was ich oben sagen wollte und jetzt hier erneut zu sagen versuche (mit Ergänzungen):
Man glaube bitte nicht, dass niveauloses Massenprogramm wirtschaftliche Notwendigkeit ist.
Man vertraue vielmehr darauf, dass sich inhaltlich informationsorientiertes Programm ebenso verkaufen lässt, wenn man a) eine klare Zielgruppe definiert und das Programm auf sie zuschneidet, b) Geldgeber findet, die mit einem solchen Programm (d.i. nicht unbedingt mit allen seinen Inhalten) ihr Image vertreten oder gar zu verbessern sehen und c) selbst ein klare Vorstellung eines solchen Programms hat.
Die Programmausrichtung orientiert sich also nicht in den Aussagen der Inhalte an den im Programm Werbenden, wohl aber in Umsetzung und Aufmachung - nicht ausschließlich natürlich!!! - an Imageinteressen der Geldgeber.
Die treibende Kraft bleibt die Vorstellung der Macher. db
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Ich möchte noch mal den Zeitungsvergleich heranziehen: das Deutschlandradio verweist darauf, dass seine beiden Programme so viele Hörer haben, wie die überregionalen Zeitungen zusammen an Auflage.

Für mich ergibt sich daraus: das Martpotenzial für Radio mit Hirn ist durch die beiden Programme schon so gut wie ausgeschöpft.
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

@db
Das klingt schon ganz anders.
Jetzt hab ich übrigens auch keine Einwände mehr ! :)
Radiokult dankt für die Auf- bzw. Erklärung !
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Mal noch was zur BILD: Niemand verlangt, dass die BILD an Nievau gewinnen soll. Sie ist für ihre "Niveaulosigkeit" (?) bekannt und wird deshalb konsumiert. Bundesweit ist BILD aber die einzige "niveaulose" Zeitung und hat entsprechend Auflage. Es gibt aber nicht 20 Zeitungen á la BILD, sondern regional verschieden, 1-4. Die anderen zeitungen haben ansatzweise Niveau, auch die regionalen Blätter.
Beim privaten Radio sind niveaulose Sender weit verbreitet, niveauvolle findet man nur spärlich.
Weiterhin: wie klingt ein Sender, der kein Niveau hat und auf einmal auf Claimerei verzichtet und auf seriöse Berichterstattung macht?
Nun, das hat man in Ostdeutschland während der Flut hören können. Ich sag nur SLP, Antenne Sachsen, SAW...
Und aktuell hört man es an Antenne Thüringen, die neuerdings ganzauf einen Claim verzichten.
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Hallo Postit,

dann haben wir ja mal eine seltene Sternstunde der Übereinkunft: Auch ich halte diese These a) für nicht bewiesen und b) für völlig deplatziert in einem Genehmigungsverfahren. Dennoch betrifft die allgemein beklagte Verflachung ja auch die Radiosender, die nicht von Verlegern finanziert werden. Geschäftstüchtigkeit ist davon wohl nicht abhängig......
Viele Grüße
Die Hexe

@ sachsenradio

Die analytischen Kategorien! Du vergisst die analytischen Kategorien! Scherz beiseite: Du als alter Journalistik-Studierter kennst die strukturellen Unterschiede zwischen dem Print- und dem Hörfunkmarkt doch sicher genau. Und ich stolpere da immer über zwei Fragen: 1. Wie einfach bzw. wie schwer ist (war) es, eine Zeitung/Zeitschrift aus der Taufe zu heben und wie schwer, einen Radiosender zu betreiben? und 2. Wer stellt welche Produkte nebeneinander auf? Die Antworten auf diese Fragen erklären viele Unterschiede.... Außerdem: Wenn wir es mal an einer Tageszeitung aufziehen, ist der größte strukturelle Vorteil dort, dass ein Leser einzelne Artikel und ganze Bücher, die ihn nicht interessieren, überblättern kann.
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Hexchen, du hast ja Recht. Aber was soll ich daraus schlussfolgern?
Man kann auch mal über einen Beitrag weghören. Bzw.: Wenn man annimmt, dass Wort zum Umschalten animiert, dann kommt der geneigte Zapper auch zu meinem Sender zurück. Und wer nicht rumzappt, der bleibt da. Mal abgesehen davon, dass es, ähnlich einer Zeitung, auf den Inhalt ankommt. Interessiert den Leser ein Artikel nicht, springt er weiter. Interessiert einen Hörer ein Wortbeitrag nicht, dann zappt er weiter oder hört drüber weg. Aber er wird wohl wieder zu mir zurückkommen, möglicherweise in den nächsten 5 Minuten. Denn das Produkt insgesamt sollte den Hörer ansprechen, in dem das Hören angenehm ist und die Ansprechhaltung an den Hörer seitens des Senders. Zum Beispiel durch eine gut ausgesuchte Musik, eine gute Verpackung und gute Moderatoren.
Ich will damit nur verdeutlichen, dass man bei einem qualitativ hochwertigeren Produkt auch mittel- und langfristig denken sollte. Im Übrigen gibt es normalerweise auch Redaktionssitzungen, bei denen die Inhalte abgewogen werden auf Interesse, Servie- und Unterhaltungswert. So dass es also nicht so ist, das jeder Scheiß über den Sender läuft.
Natürlich ist es schwer, eine Zeitung oder einen Sender auf dem Markt zu etablieren. Aber für eine Zeitung wäre es wohl noch schwieriger, wenn sie versucht, die BILD zu kopieren.
Auch eine Zeitung muß sich profilieren, eigene Stile finden. Mir geht ab, warum das bei einem Radiosender nicht auch so sein sollte.
 
AW: Warum sind Sender-Eigentümer am gierigsten?

Auch die Kollegen bei den Zeitungen machen sich über solche Dinge Gedanken. Und dennoch triffst Du nicht mit jedem Beitrag jeden Geschmack. Viele vielleicht. Jeden? Nein. Du beschäftigst Dich mit dem Thema. Du bringst die nötige Toleranz auf, auch mal über einen Beitrag hinweg zu hören. Aber der Hörer, der idR nichts mit der Branche zu tun hat? Ich fürchte nicht.
Die Schlussfolgerung daraus ist eine Frage, die eben nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten beantwortet wird. Ich finde viele Dinge ausdrücklich nicht gut, aber ich kann sie nachvollziehen.
Im übrigen haben die Sender "ihr" Profil. Wir kritisieren hier nur, dass sich alle annähernd das selbe ausgesucht haben.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben