Tja, was soll ich sagen? Kategorie 1, da werden wir uns wohl weiter mit rumschlagen müssen - imponieren tun mir diese Kandidaten allerdings nicht.
Kategorie 2, da kann ich nur noch seufzen und hoffen, dass alle die sich da einreihen möglichst schnell einen Job hinter den Kulissen finden oder eine geeignete Umschulung. Sie sind ein Teil der Misere, die beklagt wird - nicht alleine, aber ein Puzzlestück.
Je mehr es von dieser Sorte gibt und ich fürchte das sind eine ganze Menge, desto mehr spürt das der Hörer und dann muss man sich ja nicht wundern, wenn der Ruf nach "mehr Musik und weniger Gesabbel" immer lauter wird und schon befinden wir uns mitten in der Mühle, die wir ja alle so laut beklagen und gar nicht wollen.
Bevor man also viel zu allgemein auf die "Zustände" schimpft, könnte doch jeder mal im kleinen vor der eigenen Tür kehren und überlegen, ob es vielleicht auch an der eigenen Einstellung liegt.
Kategorie 3 hat es dreifach schwer, weil sie sich auch noch gegen die ersten beiden Sorten durchkämpfen müssen zum Ohr des Hörers, da gehört schon eine Menge Kraft und Überzeugung dazu.
Ob es was hilft, wenn ich sage, man HÖRT es? Wenn irgendwo eine Leiche im Keller liegt - man hört es, ich schwör es euch. Mag sein, dass die Mehrheit der Hörer das nicht in Worte fassen kann, dass sie selbst sich nicht im Klaren darüber sind, aber "unterbewußt" werden sie darauf reagieren. Ich glaube, ihr unterschätzt diese Wirkung.
Was mich so stört ist das Gefühl, dass hier viel zu oft der Kopf in den Sand gesteckt wird. Vielleicht ist es zum Teil verständlich, nur es bringt uns nicht weiter - es verschlimmert nur. Das auch in den Sendern selbst manches im Argen liegt, stell ich gar nicht in Frage. Aber ich kann nicht zaubern und ihr auch nicht und solange wir dennoch der Meinung sind, dass unser Herz fürs Radio schlägt und für die Unterhaltung von MENSCHEN (ich erwähne das extra, weil man es nie trennen darf), solange sollten man doch versuchen, diese Nischen zu finden.
Mc Fly, es freut mich, dass du mit meiner Meinung etwas anfangen kannst.
Ja, natürlich weiß ich um die Knackpunkte, ich versuche immer wieder dagegen anzulaufen, dass man Mods Freiheiten raubt - glaub mir, dass ist eine Wühlmausarbeit. Sowas machen nur Verrückte

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Ich habe aber mit den Jahren gelernt, dass alle Wunschträume dieser Welt wie Seifenblasen zerplatzen, wenn man sie für "sich alleine" betrachtet. Es gibt nur eine Chance, wenn man versucht sie in das Gefüge "einzuschleusen".
Ich sitze sozusagen auf der anderen Seite der Radiowirklichkeit und auch ich trauere immer mal wieder um die Sendungen, an denen ich früher gehangen habe, die mich überhaupt dazu gebracht haben "zu hören". Aber trauern bedeutet Stillstand und dann kann ich es auch gleich lassen. Also bleibt nur der Blick nach vorn und die Frage - Was ist denn noch möglich?
Nein, Berater wäre eine anmaßende Bezeichnung. Man kann mich nicht so einfach definieren. Sagen wir es so, ich rede mit gewissen Leuten, sehr intensiv, immer wieder und schon sehr lange. Daraus lerne ich und die anderen lernen auch. Wir ergänzen uns also und wenn dabei hin und wieder etwas positives heraus kommt und ich hier und da mal einen Anstoß geben kann, dann ist mein Ziel erreicht, dann freue ich mich einfach.
Aber zeit- und kräfteraubend ist das auch und man liebt mich nicht gerade dafür, weil ich so unbequem bin

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JA, die Teilnehmer hier vermitteln mir, dass sie mit allem anderen beschäftigt sind als mit der Begeisterung "zu unterhalten" Radio zu machen. Wenn dieser Eindruck täuscht - umso besser, aber warum diskutiert ihr dann nicht konstruktiv? Da wird gemutmaßt und gehechelt, angegeben und gejammert, sich selbst beweihräuchert oder auch nur überheblich auf die anderen runtergerotzt, nur Begeisterung bekomme ich hier bisher wenig zu spüren (von Ausnahmen mal abgesehen).
Ich meine auch nicht die Begeisterung die sich darin äußert, das man mit seiner eigenen Plattenkiste unter dem Arm rumläuft und sich in Träumen ergeht. DAS meine ich nicht.
Das dieser Job nicht gerade einfach ist - logisch, Lust alleine reicht ja auch nicht, man braucht nun mal auch Talent. Dass die Zeiten nicht unbedingt günstig sind für uns Radioromantiker - verstehe ich alles. Ich habe diesbezüglich meine Wutanfälle schon alle hinter mir, sie haben mir außer einiger blauer Flecken nur die Erkenntnis gebracht, dass ich es mit Brechstange und Kopf durch die Wand höchstens dazu bringe, dass man mich auslacht.
Also: Ich könnte mich vergraben und auf die ganze Welt schimpfen. Ist ein Standpunkt. Da werde ich dann in 40 Jahren vielleicht auch noch rumdümpeln - verkniffener Mund und verkrampfte Muskeln und Magengeschwür inbegriffen.
Oder ich arrangiere mich, indem ich mich weiterentwickel und versuche, die andere Seite zu verstehen. Die Zeit wahrnehme und schaue, ob ich trotzdem noch irgendwo eine Lücke finde, in der ich mich verwirklichen kann. Wenn mir etwas an meinem Beruf liegt, dann kann ich es doch versuchen, oder?
Wenn ich das Radio einschalte und es gibt auch heute noch Sendungen, die mich hochfahren lassen in meinem Sessel - dann weiß ich, es lohnt sich immer noch.
In gewisser Weise gebe ich Le Mans recht, man muss vielleicht zum Moderator geboren sein. Dazu gehört aber wie gesagt noch mehr. Man muss neugierig sein auf seine Umwelt, man muss darauf reagieren können, man muss beobachten und wahrnehmen, man braucht einen eigenen, persönlichen Mittelpunkt - Ausstrahlung eben, sonst kann man nichts transportieren. Man muss bereit sein, sich selbst immer wieder neu zu definieren. Und damit das alles gelingt, sollte man doch schon davon überzeugt sein, was man tut, oder?
Und ich finde, das klingt immer noch verdammt spannend.
Zu den jungen Kollegen möchte ich gerne noch etwas sagen. Das sie es vielleicht noch schwerer haben, sich heute ihren Weg zu bahnen, das mag sein - es gehört schon einiges dazu, darum sollte man sich vorher schon sehr klar darüber sein WAS will ich eigentlich? WARUM will ich es? Und ist es machbar? Wenn diese Fragen sich nicht zufriedenstellend für den einzelnen beantworten lassen, sollte man doch nochmal zur Berufsberatung gehen. Das meine ich jetzt nicht überheblich, sondern ganz ernst.
Wer nur sich selber sieht, wer nur geil auf Medien ist und von einer Karriere träumt, der wird es nie schaffen.
Es gehört das "Ganze" dazu, der Blick ÜBER den Tellerrand und dazu gehört, dass ich Erfahrungen sammle - und zwar nicht mit Technik, sondern mit dem Leben und den Menschen. Erfahrungen aus denen ich lerne und die meinen Charakter prägen. Nur wenn ich beobachte, teilnehme, frage - werde ich irgendwann in der Lage sein "etwas zu erzählen" oder "Stimmungen zu verbreiten".
Solange ich aber vor meinem Blatt Papier sitze, die Zeitungen durchwühle und mir mehr oder weniger witzige Sprüche und Meldungen rausschreibe, um sie in meine Moderation mit einzubauen - wird der Hörer merken, wie verkrampft ich mir das erarbeitet habe. Wortspiele alleine sind es nicht - man muss in der Lage sein, ihnen ein eigenes Leben einzuhauchen. Dafür brauche ich eine eigene Persönlichkeit, was aber nicht bedeutet, dass ich mich selbst überbewerte. Im Mittelpunkt stehen die Leute, die ich ansprechen will. NUR wenn ich davon überzeugt bin, wenn ich dafür ein Gefühl habe, wird es mir gelingen, diese Moderation "richtig" anzubringen.
Man braucht dafür neben dem Talent "zum Reden" sicherlich auch die Fähigkeit zuzuhören und zu beobachten. Ob man das in jedem Fall lernen kann oder nicht von vorneherein schon als Voraussetzung mitbringen muss?
So Leute und jetzt muss ich mich erstmal erholen von dieser langen Rede

. Falls ich mich teilweise wiederhole - sorry, mir ist das so wichtig und es wäre toll, wenn man mal was bewegen könnte, anstoßen, damit auch dieses Forum mal lebendiger wird und sich nicht nur im eigenen Sud wälzt.
So wie es hier jetzt zum Teil zugeht, hat dieses Forum nicht den besten Ruf in der Szene, ich habe mich da mal umgehört.
Grüße von meiner Seite der Wirklichkeit.