Der offene Plattenschrank
DeutschlandRadio und Deutschlandfunk frischen das Programm auf
Ein bisschen ist es, als würde sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung etwas bei der Bravo abgucken. "Wir können auch von den ganz populären Radiostationen noch etwas lernen", sagt Gerda Hollunder, Programmdirektorin des DeutschlandRadio Berlin. Vermarktung zum Beispiel, also wie häufig etwa der Name des Radiosenders im laufenden Programm genannt werden muss, damit sich die Hörer nicht nur an das gute Programm, sondern auch an den guten Namen erinnern - nicht ganz unwichtig, solange Radio-Quoten immer noch per Umfrage ermittelt werden.
Weil das DeutschlandRadio lernfähig ist, wird es seinen Hörern demnächst häufiger sagen, wem sie gerade zuhören, sowieso soll es zum zehnten Jubiläum des Senders "kleine Bereinigungen in den Strukturen" geben, um dem Programm einen höheren Wiedererkennungswert zu geben: weniger Moderatoren zum Beispiel, die dafür aber öfter auf Sendung gehen. Wer das sein wird, ist allerdings noch nicht klar, noch wird im Sender gecastet.
Klar ist aber, dass es Programm-Neuerungen geben wird. Um 14 Uhr werden täglich Schätze aus den Archiven gesendet. "Das Konzept ist ähnlich wie bei ,Herr Sanders öffnet seinen Schallplattenschrank ", sagt Gerda Hollunder und meint damit jenen Herr Sanders, der in den 70er Jahren in seiner Sendung im WDR-Hörfunk rare Aufnahmen aus allen Jahrzehnten spielte.
Der Sender probiert außerdem eine neue Hörspielform aus: kurze, pointierte Stücke sollen über den Tag verteilt gesendet werden. "Die Werbung hat es vorgemacht", sagt Hollunder und meint damit nur das kleine Format - Werbeblöcke wird es im Deutschlandradio weiterhin nicht geben.
Der Schwestersender Deutschlandfunk plant für das kommende Jahr einen großen Programmschwerpunkt "Bildung". Im täglichen Programm ändert sich wenig, allein der morgendliche Börsenbericht wird wegfallen, dafür gibt es jeden Tag eine zusätzliche Presseschau mit dem Schwerpunkt Wirtschaft. Und da wird dann ganz sicher wieder in die FAZ geguckt.