WDR 3 - wen willst Du erreichen?

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Radiocat

Gelöschter Benutzer
Heute mittag hatte ich mal in WDR3 reingehört, um den Beitrag eines Kollegen zu hören. Der hätte auch gut in eine Popwelle passen können, es ging um Vinyl und u.a. um die aktuelle Preisentwicklung. Die Kulturnachrichten waren vielseitig und in Ordnung. Die Musik drumherum? Zwischen Klassik, die in den barocken Schlossgarten passt und schrägem Gefidel, das einem das Frühstück nochmal rotieren lässt. Ganz ehrlich: Wer soll mit einem solchen Mix erreicht werden? Wieso gibt es keinen Spannungsbogen von den Beiträgen zur gespielten Musik? Gerade in einem Kulturprogramm wäre das doch geboten. Wenn ich mir die Hörerzahlen so anschaue, komme ich da schnell wieder auf meinen alten Lästerspruch: "Mehr Mitarbeiter als Hörer". Auch Kultur hat es doch verdient, gehört zu werden. Warum also solch eine "spezielle" Musikauswahl am hellen Mittag, die niemanden so richtig anspricht?
 
Ist das nicht der ewige Streit um die Grenzziehung zwischen E und U? Vielleicht muss sich WDR 3 intern von WDR 5 abgrenzen, wo die "leichte Kultur", eingerahmt von Popmusik, untergebracht ist. So hat man die Wahl.
 
Leider hat man sich ja wie bei etlichen anderen Anstalten auch beim WDR irgendwann dazu entschieden, im Kulturprogramm tagsüber (6 bis 18 Uhr) nur noch klassische Musik zu spielen, das mindert natürlich die Chancen, auch mal musikalisch zu überraschen und/oder Themen der Kulturberichterstattung mit der Musik zu verknüpfen.

1- (oder am Abend mittlerweile wieder 2-) stündige Kulturmagazine bei WDR 3 und 5 sind sicher auch etwas unglücklich gewählt, früher war das bei WDR 3 klarer unterteilt, z.B. mit der Musikszene am Mittag, CD-und Bücherkritiken oder dem kritischen Tagebuch am Abend, irgendwann wurde das alles immer mehr verwässert.
 
Es gibt schon Menschen, die gerne klassische Musik hören, und auf diesem Gebiet auch ausgesprochene Experten sind.

Ich höre klassische Musik gerne am Morgen. Etwas anderes ertrage ich zu dieser Zeit nicht. Habe heute morgen mal bei Klassik Radio reingehört - das ist ja schon recht "flach" und kommerziell... es wurden Hörer:innen per Telefon zugeschaltet, die sagen durften, weshalb sie "klassische Musik toll finden" und "welches ihr Lieblingslied sei" :wow:

Da wünsche ich mir schon etwas mehr Seriosität und finde es gut, dass es (werbefreie) und inhaltlich anspruchsvolle Programme wie WDR3 oder SWR2 gibt.

Wer Jazz mag, sei übrigens die Sendung mit Götz Alsmann samstags von 13:04 bis 15:00 Uhr bei WDR3 empfohlen.

Und ja, ein bisschen mehr Varietät in der Musik unter der Woche tagsüber würde ich auch begrüßen. Man muss halt nur aufpassen, dass es dann nicht zu einem zweiten MDR Kultur "verkommt" (wobei dieses Programm als Begleitprogramm durchaus auch sehr gut hörbar ist, eigentlich sogar noch besser als hr2, wo seit einige Zeit tagsüber auch nur noch klassische Musik gespielt wird). Aber WDR3 ist halt das Leuchtturm-Programm unter den Kulturradios, sowohl inhaltlich als auch klanglich, und da sollte der WDR eigentlich nichts dran drehen.
 
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Für mich war da halt eine deutliche Wort-Musik-Schere. Denjenigen, denen die Musik in dieser Mittagsstunde gefällt, konnten mit dem erwähnten Beitrag wohl eher wenig anfangen, bei dem im Hintergrund auch Soulmusik lief. Diejenigen, für die jener relevant gewesen wäre, können mit der Musik (zwischen gefälliger und schräger "E-Musik") wohl wenig anfangen. Das meinte ich mit "Wen will WDR3 erreichen".
 
Denjenigen, denen die Musik in dieser Mittagsstunde gefällt, konnten mit dem erwähnten Beitrag wohl eher wenig anfangen, bei dem im Hintergrund auch Soulmusik lief. Diejenigen, für die jener relevant gewesen wäre, können mit der Musik (zwischen gefälliger und schräger "E-Musik") wohl wenig anfangen. Das meinte ich mit "Wen will WDR3 erreichen".
Meinst du? Ich glaube nicht, dass der Standesdünkel dieser beiden Zielgruppen heute noch so ausgeprägt ist - zumindest ist das bei mir so, ich kann mich daher auch irren. Ich höre Klassik, Jazz und Pop jeweils zur gegebenen Zeit und möchte nichts davon missen. Einen Beitrag über Vinyl finde ich auch zwischen klassischer Musik interessant.
 
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Ich verstehe bei solchen Programmen nicht, warum ein gehaltvoller, feuilletonistischer und in die Tiefe eines Themas einsteigender Beitrag dann auch komplett mit hochanspruchsvoller Musik umbettet werden muss. Erreiche ich für ein komplexes Thema umgeben von Populärmusik nicht viel mehr Hörer, die sich dafür durchaus intreressieren könnten, ohne sie gleich mit der ganz großen Kulturkeule zu erschlagen? Ich meine, gut dosiert im Mix mit populären Genres, darf Klassic gerne stattfinden. Die Konzerte und Spezialthemen kann man dann ja in Sonder-Sendestrecken in geballter Form unterbringen. So wie es jetzt bei WDR3 oder auch SWR2 gehandhabt wird, vergrault man potenzielles Publikum oder gar neue Publikumsschichten.
 
Ich verstehe bei solchen Programmen nicht, warum ein gehaltvoller, feuilletonistischer und in die Tiefe eines Themas einsteigender Beitrag dann auch komplett mit hochanspruchsvoller Musik umbettet werden muss. Erreiche ich für ein komplexes Thema umgeben von Populärmusik nicht viel mehr Hörer (...)

Diesen Weg geht DLF Kultur und unterscheidet sich in diesem Aspekt von den "klassischen" Kultursendern, was ich persönlich nicht schlecht finde.
 
Erreiche ich für ein komplexes Thema umgeben von Populärmusik nicht viel mehr Hörer, die sich dafür durchaus intreressieren könnten, ohne sie gleich mit der ganz großen Kulturkeule zu erschlagen?
Für die "leichte" Kulturberichterstattung sollten eigentlich die Popwellen verantwortlich sein. Die Budengasse bei WDR 2 gibt's ja aber schon ewig nicht mehr. Auf WDR 5 gibt es immerhin noch diese Kulturberichterstattung.
 
Das ist ja das Problem. Die Kulturwellen sind mittlerweile "Lumpensammler" für alles, was abseits des Mainstream und der 2-Minuten-Worthäppchen sind. Gut, der WDR hat noch das Wortprogramm WDR5. Vielleicht hätten es manche Beiträge auch verdient, in verschiedenen Wellen zu laufen, mitunter etwas adaptiert in Anmutung und Ausführlichkeit an die jeweilige Zielgruppe.
 
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Zur Erinnerung: Ohne Kultur ist alles nichts.
Hier aus Niedersachsen, dem NDR-Sendegebiet, höre ich etwas neidisch rüber nach NRW mit dem WDR-Hörfunk: Dort scheint man auch ins Trudeln gekommen zu sein. Qualitativ bleibt alternativ eigentlich nur DLF.
 
Der selbe Mißstand herrscht beim NDR. Auf NDR3 Kultur laufen fast ausschließlich Klassikhäppchen. Warum reduziert man den Ante4il klassischer Musik nicht um 50% und sendet dafür Chanson, Jazzrock, Folk und Pop abseits des Mainstream. Das in einem Frühmagazin von 6 bis 9 in der Früh mit interessanten Themen (also ein "Kultur-Frühstück) und ich würde diese Welle morgens einschalten. Auch bei NDR4 INFO wünsche ich mir das "Morgenecho" zurück. Da liefen in jeder halben Stunde auch 2 Songs, was die Sendung für mich hörbar machte. Der NDR sendet seine Kulturwelle fast unter Ausschluß der Öffentlichkeit und faselt immer von Wirtschaftlichkeit. Das Radioangebot des NDR (soweit man überhaupt von einem Angebot sprechen kann) ist - sorry - unter aller Sau. Selbst den Nachtclub auf NDR Blue sendet man nicht mehr nach Mitternacht, sondern am frühen Abend. Es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein bis "NDR 2 - Der Morgen" von 14 - 18 Uhr läuft - zuzutrauen ist denen alles.
 
WDR 3 hat etwas mehr Reichweite als NDR Kultur. Die niedrigste Reichweite unter den ARD-UKW-Kulturprogrammen hat hr2:


Hat man durch die Umstellung von hr2 auf nur Klassik, Hörer dazugewonnen oder verloren?
 
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WDR 3 hat etwas mehr Reichweite als NDR Kultur.

Also von allen WDR Programmen hat WDR3 die größte Reichweite ;) Der kommt als einziges WDR Programm noch störungsfrei bis ins Rhein Main Gebiet (WDR2 ist durch Hanau gestört und die anderen WDR-Programme senden nicht von der Sackpfeife) ;)

Die niedrigste Reichweite unter den ARD-UKW-Kulturprogrammen hat hr2:


Wie kommst Du denn darauf? *) Wenn ich mir die Zahlen auf der von Dir verlinkten Seite anschaue, ist SR2 Kulturradio Schlusslicht (ca. 35.000 Hörer), gefolgt von Bremen Zwei (knapp 50.000 Hörer). Auf Platz 3 ist hr2 Kultur mit ca. 92.000 Hörern, danach kommt RBB Kulturradio mit etwa 100.000 Hörern. Dann großer Abstand und es kommt MDR Kultur mit gut 200.000 Hörern, dann kommt NDR Kultur mit eta 230.000 Hörern, danach folgen SWR2 und WDR3 etwa gleichauf mit etwa 350.000 Hörern. Dann kommt Bayern 2 mit gut 550.000 Hörern.

DLF Kultur kommt auf gut 500.000 Hörer, und der DLF auf gut 2 Millionen.

Hat man durch die Umstellung von hr2 auf nur Klassik Hörer dazugewonnen?

Das ist eine gute Frage. In den Zahlen von 2021, die Du verlinkt hast, kommt man auf 90.000 Hörer. In diesem Bereich war man m.E. auch vor der Umstellung. Wobei 2021 vielleicht noch zu nah an der Umstellung liegt, 2022 wäre interessanter...

*) Edit: ich weiß, wie Du darauf gekommen bist. Du hast das Sendegebiet ausgewertet, ich habe mir die nationalen Zahlen angeguckt. Ja, bezogen auf das Sendegebiet ist hr2 tatsächlich Schlusslicht...
 
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WDR 3 ist sicherlich zweifelsohne die Referenz für klassische Musik, und serviert eben im Gegensatz zu NDR Kultur oder RBB Kultur nicht nur Häppchen. Aber die Trennung von WDR 3 und WDR 5 Anfang der 90er hat dazu geführt, dass WDR 3 tagsüber fast ausschließlich Klassik spielt und ich mit dem Programm nichts anfangen kann. Dabei nannte man sich jahrelang "Das Kulturereignis". (http://web.archive.org/web/20020606090531/http://www.wdr.de/radio/wdr3/sendungen/index.html, http://web.archive.org/web/20040811145416/http://www.wdr.de/radio/wdr3/)
Heute nennt man sich "Das Kulturradio".
Der Kulturbegriff ist für mich aber viel breiter und WDR 3 wird dem tagsüber kaum gerecht. SWR 2 geht da mehr in die Tiefe. Mir fehlen bei WDR 3 werktags Debatten und Gespräche, die finde ich bei WDR 5. Den Jazz hat man im Laufe der Jahre auch immer wieder mal hin- und hergeschoben, so dass man gar nicht mehr weiß, wo der nun zu finden ist.

Soul, Swing, Blues etc. finden tagsüber so gut wie gar nicht statt.

Wahrscheinlich ist die tagsüber starke Klassik-Lastigkeit auch der Einstellung von WDR 2 Klassik (Wortbeiträge aus dem WDR 2-Programm, aber mit klassischen Stücken statt mit Popmusik dazwischen) gechuldet.
 
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Letzteres glaube ich weniger, das war ja nur ein digitales Spartenprogramm mit, logischerweise, Klassikhäppchen weil ja nach 2 Titeln wieder ein längerer Beitrag kam, damals...
 
da es dort zu wenige reichweitenstarke Frequenzen gibt
Die gäbe es schon, nur hätte man sie nicht mit politischen Winkelzügen dem werbefreien Kulturprogramm wegnehmen dürfen und stattdessen dort ein Klon von HR3 aufschalten, das Werbung enthält. Da wurde der Staatsvertrag sehr großzügig ausgelegt und die verantwortliche Politik hat schnell weggeschaut. Das gleiche ist übrigens auch beim SWR geschehen. Da gab es auch Standorte, über die (zumindest seit der Fusion) traditionell nie das Kulturprogramm gesendet wurde.

WDR 3 hat da noch eine komfortable Situation und gute Frequenzen wie die 95,1 - 98,1 - 97,0 MHz. Die Abeckung ist sogar noch besser als bei Bayern4/Br Klassik, welches ja an einigen Standorten die schwächste Frequenz abbegkommen hat. Für einen Sender mit fast ausschließlich klassischer Musik ist aber auch ein perfekter Stereo_Empfang unabdingbar.
 
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hr2 ist auch nicht in ganz Hessen über UKW empfangbar (…) Dementsprechend erreicht hr2 auch nicht so viele Menschen.

Das ist so eine Aussage, die damals oft getätigt wurde… und diese Aktion des hr, dem Kulturprogramm klammheimlich von einen Tag auf den anderen Frequenzen zu entziehen, ist nicht zu begrüßen - aber eigentlich betrifft das nur die Region Biedenkopf… da sind einige zu WDR3 abgewandert da WDR3 vom selben Standort kommt und hr2 hier die Frequenz verloren hat… und es betrifft den äußersten Süden, der Sender Hardberg hat auf UKW zwar eine beachtliche Reichweite, vom Saarland bis ins Elsass, und es ist schade, dass hr2 hier durch das inhaltslose Programm von YouFM ausgetauscht wurde - aber das Gebiet auf hessischem Boden, welches der Sender Hardberg versorgt, ist doch eher klein und dünn besiedelt. Von daher glaube ich nicht, dass der recht schwache Zuspruch auf das Programm von hr2 durch den Wegfall dieser beiden Frequenzen erklärt werden kann… 🤔
 
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Also die klassische Musikszene ist alles andere als eine Minderheit. In vielen Städten ist sie sogar elementärer Bestandteil der Stadtkultur. Das aus den Kulturprogrammen zu verbannen käme einem Kahlschlag gleich.
In diversen Metropolen würde man sich schämen, wenn man als solche Minderheit abgestempelt werden würde (z. B. in Leipzig, Wien, Salzburg oder Dresden). Dort ist der Hang zur Klassik auch für Nicht-Insider nicht zu übersehen.

Es gilt eher, was die Kulturwellen aus diesem Input machen. Und da sieht es vielleicht nicht immer ganz so rosig aus (z. B. beim MDR).
 
Die ganz überwiegende Mehrheit, auch in den von Dir zitierten Städten, hört keine Klassik. Mal abgesehen davon, daß die Jazzmusik die Krone der musikalischen Schöpfung ist. Wird Dir jeder Pianist bestätigen, der sich an beiden Genre versucht hat.
 
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