• Diese Kategorie ist für Diskussionen rund um die Programminhalte der Sender gedacht. Über Frequenzen und Empfang kann sich unter "DX / Radioempfang" ausgetauscht werden.

WDR: Cosmo soll nicht-lineares Angebot im Netz werden

Das "Problem" sehe ich darin, dass das nicht besonders weit in die Zukunft gedacht ist. Keine Ahnung wie lange es lineares Radio noch geben wird, aber wir sind uns doch hoffentlich darin einig, dass es in Zukunft keine enormen Zuwächse an Hörern geben dürfte. Vermutlich eher im Gegenteil.
Und eben diese Debatte ist eine ziemlich deutsche Debatte. Ich höre sie nur hierzulande. Niemand ist bisher auf die Idee gekommen, das Nachtprogramm von France Culture einzustellen, wo seit vielen Jahren schon stundenlang wahre Schätze aus dem Archiv gesendet werden. Während am Abend wunderbarer Musikjournalismus auf France Inter läuft, teils mit Livemusik im Studio. Hört ja keine rmehr zu, so spät am Abend. Na, und? Wo ist das Problem? Cosmo wird von 0,2 oder 0,8 Prozent gehört? Aber die hören zu, und es ist ihnen wichtig, und das entspricht dem Auftrag, für den wir alle Rundfunkbeiträge zahlen. Wo ist das Problem? Das Dudeln überlässt Radio France den Privaten, und, siehe da, France Inter ist das am meisten gehörte Radioprogramm in Frankreich geworden.

Selbstverständlich wird es kaum noch Wachstum bei der Radionutzung geben, denn sie ist ja weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Riplsches Gesetz: Kein neues Medium ersetzt ein altes vollständig, sondern nur teilweise. Bedeutet: Streamingdienste treten hinzu, aber lineares Radio bleibt insgesant im Medienmix erhalten, ist vor allem im aktuellen Bereich nicht zu ersetzen.
 
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Danke. Das ich als Österreicher zu "verdeutscht" wäre hat mir auch noch keiner vorgeworfen:-) Aber die Aussage stimmt auch nicht, um FM4 gab es in der Vergangenheit auch schon ähnliche Diskussionen. Meiner Meinung nach auch da nicht ohne Grund. Außerdem hatte Frankreich doch immer schon eine völlig andere Radiokultur als Deutschland oder auch Österreich, ich finde nicht, dass man das so vergleichen kann. Wenn man anderswo zufrieden mit dem ist-Zustand sein sollte braucht es natürlich keine Änderungen. Aber wenn du einen Sender hast, der scheinbar an seiner Zielgruppe vorbei produziert - die Radiohörer hören ihn nicht und die die sich für seine Inhalte interessieren hören kein Radio, das war ja die These - dann ist die Frage doch legitim, ob ein Onlineangebot nicht angemessener wäre. Ernshaft: Ich verstehe den Aufschrei nicht. Mich stören andere Dinge in dem Bereich viel mehr: etwa, dass man Onlineinhalte öffentlich-rechtlicher meist an schlechterer Qualität erkennt im Vergleich zu Sendungen fürs lineare Programm. Am besten zu beobachten an FUNK-Dokus, aber auch an Podcastangeboten von Radiowellen. Ja, da wird das Publikum "im Netz" angesprochen, aber gleichzeitig nicht ernst genommen. Diese Fragen, inhaltliche Fragen, sollten im Zentrum stehen.
 
die Radiohörer hören ihn nicht und die die sich für seine Inhalte interessieren hören kein Radio, das war ja die These
Aber fast ein Prozenz der Hörer schalten das Programm doch ein. Ein Prozent, das sind so viele wie es Typ-I-Diabetiker in Deutschland gibt, gemessen an der Gesamtbevölkerung. Oder Erwachsene mit einer Hochfunktionalen Autismus-Spektrum-Störung. Das sind ganz viele Menschen! Und sie zahlen für meine Programme Rundfunkbeiträge, und ich zahle für ihre. Das ist öffentlich-rechtlicher Rundfunk, der gehört uns allen, und der wird solidarisch finanziert und veranstaltet.

Hat denn schon einmal jemand die 0,8 Prozent gefragt, wie sie Cosmo in Zukunft gerne hören möchten?
 
Hat denn schon einmal jemand die 0,8 Prozent gefragt, wie sie Cosmo in Zukunft gerne hören möchten?
Das ist ein Paradoxon: Du sprichst von Minderheiten (und zwar ziemlich kleinen) und schlägst dann eine Befragung vor, bei der dann vermutlich die Mehrheit entscheiden soll. Befragt werden sollen aber natürlich nur die, die das Programm schon hören. Wenn man die Allgemeinheit fragen würde, ob es den Sender braucht könnte die Antwort sonst noch "nein" lauten. Ich hoffe du verstehst den Denkfehler.
 
Dann rate doch mal: Wie hoch wird der Anteil derer sein, die "ihr" Programm weiter linear hören wollen? 90%, 95%, 100% von 0,8%? Und was genau könnte man mit diesem Ergebnis anfangen?
 
Und genau das halte ich eben schon lange nicht mehr für selbstverständlich. Wenn selbst die Macher linearer Programme immer mehr Podcasts zeitsouverän hören als die dazugehörigen linearen Programme, dann ist es nicht verwunderlich, dass diese sich dann irgendwann fragen, ob man auf den linearen Ausspielweg nicht komplett verzichten kann. Dazu jetzt Menschen zu befragen, die das Programm weder auf dem einen als auch dem anderen Ausspielweg hören, ist komplett sinnlos.
 
Ich finde dass ein interkulturelles Programm gerade ein Auftrag ist, dem der öffentlich-rechtliche Rundfunk nachkommen sollte. Aber komischerweise wandern dann solche "Randthemen" immer ins Netz. Niemand kommt auf die Idee, eine Popwelle mal eben online only zu machen. Man könnte ja auch einfach die Verbreitungswege tauschen. Aber traut sich niemand. Stattdessen bekommt die betreffende Hörerschaft einmal mehr zu spüren, dass sie nicht Mainstream ist und damit unwürdig wie alle andere Wellen betrieben zu werden. Und genau damit so etwas nicht passiert und auch Reflexion und mehr Akzeptanz geschaffen wird, dafür ist eine Welle wie COSMO unter anderem da.
Die Popwelle finanziert den Spaß, der auch aus meiner Sicht dem ör gut zu Gesicht steht, mit. Über Ausspielwege und deren Finanzierung muss bei solchen Nischenangeboten aber diskutiert werden. Die Popwellen bringen nun mal das Geld, neben den Gebühren.

Noch ein Gedanke: je schneller sich ein Programm mit 0,x Prozent Marktanteil auf aktuelle Gegebenheiten umstellt und die UKW-Verbreitung einstellt, umso größer sind aus meiner Sicht die Chancen auf Überleben.
 
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Wir können ja auch mal in die Niederlande schauen. Da läuft eben auf NPO Radio 1 die Sendung Met het Oog op Morgen. Das ist eine Hintergrundsendung, in der tagesaktuelle Ereignisse in Gesprächen vertieft werden. Zum Abschluss ist heute eine Gruppe mit südafrikanischen Musikern im Studio, sie machen live Musik. Glaubt man nicht. Zu der Uhrzeit hört ja gar keiner mehr zu! Würde man in DE sagen. Das ganze wird live gestreamt per Audio und Video. Audio mit 192 kbps.
 
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Noch ein Gedanke: je schneller sich ein Programm mit 0,x Prozent Marktanteil auf aktuelle Gegebenheiten umstellt und die UKW-Verbreitung einstellt, umso größer sind aus meiner Sicht die Chancen auf Überleben.
Klingt so logisch als wenn ein Verlag das gleiche Buch als gebundenes Buch und als Taschenbuch verkauft und dann das Taschenbuch einstellt und deswegen deutlich mehr Bücher verkauft. Oder eine auch Kaufzeitung am Kiosk stellt auf nur Abo um.
Jeweils "größere" Absatzmärkte durch Entfall eines Distribitiosweges... Weiter gedacht, ein UKW-Sender geht ohne über Los und DAB+ direkt only ins Internet (" weil wir die Zukunft im digitalen sehen..."). Gibt logisch größere Überlebenschancen als dieses mit einer UKW-Frequenz zu stemmen.
 
Ich finde die Diskussion ein wenig merkwürdig. Die 0,x% Marktanteil beziehen sich ausschließlich auf die lineare Verbreitung per UKW und DAB. Abrufzahlen aus der Audiothek sind da nicht eingerechnet. Das ist ein ähnlich verzerrtes Bild wie bei den TV-Quoten. Da wird ja auch nur das rein lineare Sehverhalten vom Vortag hoch gerechnet. Wenn man sich in Bezug auf einzelne Sendungen dann aber allein die Zugriffe bei Youtube anschaut, ergibt das ein anderes Bild. Vielleicht würde es den ÖRs gut zu Gesicht stehen, wenn man mal konkretere Zugriffszahlen in den Audio- bzw. Mediatheken veröffentlichen würde.
 
Wieso heiterer Einwand? Cosmo hat allein bei Youtube 166.000 Abonnenten und Zugriffszahlen auf die einzelnen Videos, die im Schnitt im fünfstelligen Bereich liegen. Mir würden andere ARD-Produkte einfallen, wo die Online-Resonanz deutlich geringer ist. Die Frage nach den tatsächlichen Zahlen in Bezug auf die Audiothek finde ich daher durchaus legitim.

 
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...und die dpa meldet soeben, dass Cosmo bleiben wird. Der WDR will stattdessen eine andere Welle einstellen.

Eine sehr gute und richtige Entscheidung. Gerade bei der aktuellen Weltlage sind Programme/Angebote wie Cosmo unabdingbar. Sie gehören ohne Diskussion mit zum ÖR-Grundauftrag. Das darf nicht einfach so fallen gelassen werden!
 
@Ukulele
Hat es das wirklich? Linear, sprich die herkömmlichen Ausspielwege UKW und DAB. Darauf beziehen sich die 0,2%. Und nur die waren damit gemeint, weil eben nur die in der MA erfaßt werden.
Und eben weil die Zugriffszahlen beispielsweise bei Youtube durchaus akzeptabel sind, wäre doch mal interessant zu erfahren, wie die Zahlen eigentlich direkt in der Audiothek aussehen. Da im nicht-linearen Bereich ganz offenbar mehr Leute erreicht werden als auf dem linearen Weg, wäre eine Transformation der Welle in das Netz durchaus nachvollziehbar, zumindest langfristig. Aktuell wird sie ja nun wohl doch bleiben.
 
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Wenn – unter der Maßgabe, dass grundsätzlich öffentlich-rechtliche lineare Hörfunkprogramme weiter erhalten bleiben sollen – Programme abgeschaltet werden sollen, ist die Liste recht schnell zusammengestellt: Man schaut, was due Privaten machen und streicht die entsprechenden öffentlich-rechtlichen Kopien.

Also beim WDR beispielsweise WDR 1Live, WDR 2, WDR 4, 1Diggi und Maus.

Alternativ könnten natürlich Angebote zusammengelegt und mit geschärftem öffentlich-rechtlichen Profil weiter betrieben werden. Das ist allerdings wegen der in den Anstalten längst eingeführten Mentalität des kaltschnäuzigen Zynismus und der proaktiven Unterwerfung unter den reaktionären Zeitgeist extrem unwahrscheinlich.

Weiterhin wäre also zu überlegen, ob nicht die Anstalten der ARD und das ZDF komplett abzuschaffen wären, um den Dlf im Hörfunk sowie 3sat, Arte und Phoenix als Kern einer zu schaffenden „Anstalt der Länder“, die nicht nur staatsfern, sondern auch dem Einfluss der Parteien entzogen wäre.

Diese könnte dann auch ein Programm wie Funkhaus Europa produzieren, bis auch das Bildungsbürgertum ausgestorben ist und den normalen Menschen Platz gemacht hat.

Ich bitte allerdings, bis dahin wenigstens die wichtigsten Errungenschaften des Humanismus möglichst zu schützen, auch wenn das nur noch eine verschwindend kleine Minderheit betrifft.

Danke.
 
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