Welcher Streaming-Anbieter liest replaygain aus?

Anbieter für Webradio-Streams ("Provider") scheint es wie Sand am Meer zu geben. Aber ich habe bislang noch keinen Anbieter gefunden, der für den "Auto-DJ", also die Automation in der moderationsfreien Zeit, die Berücksichtigung von replaygain-Werten anbietet.

Ich würde genau das jedoch sehr begrüßen, weil ansonsten die dort geparkten Titel selbst manipuliert werden müssen, um auf eine einheitliche Lautheit zu kommen. Das Thema "geringere und vor allem einheitliche Lautheit in der Automation" scheint bei den Anbietern noch nicht angekommen zu sein und der Nachfragedruck seitens der Kunden ist wohl noch nicht hoch genug.

Und bevor mir jetzt jemand mit Mp3gain kommt: Tut mir leid, das arbeitet mir schlicht zu ungenau und die ominösen "dB" als Zielwert sind schlicht nicht mehr zeitgemäß - sofern sie es je waren.

Hat jemand einen Tipp für mich?
 
foobar2000 verhält sich - leider! - nicht anders als Mp3gain, wenn man die Option "Apply gain to file content" nutzt, weil sich dann wieder diese vermaledeite Wahl der "dB" mit den angeblichen 89 als Standard (oder anpassbar) öffnet. Das ist doch gepflegter Unsinn.

Hinzu kommt, und das macht die Sache noch vertrackter, dass foobar2000 zwar ein replaygain nach R128 anbietet, aber a) kommen da so um die -18 LUFS raus, ohne dass man einen Zielwert eintragen könnte, und b) da wird bei dynamischem Material gerne mal die Grenze von -1 dBTP gerissen.

Insofern enttäuscht mich foobar2000 gleich doppelt: Einerseits rechnet es unsauber und andererseits fällt es in der "Apply"-Funktion in alte Muster nach anno tobak zurück.

Nein, einen guten replaygain-Kalkulator hätte ich schon, daran mangelt es nicht.
Was fehlt, ist ein Streaming-Provider, der in dem "Auto-DJ" diese Werte auch auslesen kann, ohne dass man die Datei physisch verändern muss.

Klar, ich hätte diese Möglichkeit der physischen Lautheitsanpassung auch ohne MP3gain oder foobar2000 mit dB-Unsinn. Nur müsste ich dann zwei Verzeichnisse vorhalten - eins "pur" und eins angepasst.
Das sollte sich doch vermeiden lassen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun, da ich zum Rippen das Programm dBpoweramp (kostenpflichtig, 20 Tage freie Testphase) nutze, kann ich dort auch gleich die R-128-Analyse durchführen lassen. Zur Wahl steht der Eintrag in den ID-Tag bzw. Vorbis Comment im Sinne des replaygain oder eben die physische Anpassung bei der (ggf. späteren) Wandlung und endgültigen Normalisierung.

Sollte der errechnte, angepasste Lautheitswert nicht mit dem gewünschten Zielwert übereinstimmen, kann man ihn durch einen Korrekturwert "auf Kurs" bringen. Meine diesbezüglichen Messergebnisse sind äußerst erfreulich und ich erziele genau das, was ich möchte.
Zugegeben: Das muss man einmal, nun ja, "kalibrieren", und dann ist Ruhe im Karton.

Mit dem integrierten Audio Converter wäre es also möglich, meine puren flac-Dateien in physisch veränderte mp3-Dateien mit exakter, verlässlicher Lautheit umzuwandeln.
Das an sich ist nicht das Problem, aber warum etwas doppelt vorhalten und pflegen, vor allem, wenn es doch schon einmal vorhanden ist?
 
Mal eine dumme Frage dazu.
Werden diese Informationen überhaupt von der Streamingsoftware (Shoutcast, Icecast oder was auch immer genutzt wird) übertragen?

Ansonsten (auch wenn es vielleicht nicht wirklich gefällt) würde ich Stereotools oder Breakaway One in Betracht ziehen.
Man muß es ja nicht übertrieben mit der Kompression.
Dann würde auch das Problem mit den doppelten Dateien wegfallen.

Ist jetzt einfach mal meine laienhafte Idee um die Songs beim Auto DJ auf gleicher Lautstärke zu bringen.
 
Hallo Matty,

die Frage ist nicht dumm, sondern bringt Klarheit.

Es geht ja nicht darum, was übertragen wird, weil die Information ja nicht das Endgerät des Hörers / Empfängers steuert, sondern den Ausspieler, also den Sender.
Hier geht es aber um den Ausspieler beim Streaming-Provider selbst. Der soll ja nur die in den Metadaten hinterlegten Informationen nutzen und im Ausspielprozess berücksichtigen.

Wir reden hier auch nicht über Kompression oder sonstiges Soundprocessing. Replaygain ist etwas ganz anderes.
Wenn du mehr wissen willst, an welcher Stelle wir uns missverstehen, dann frage einfach gezielt nach.
 
Nachtrag, hierfür wechsle ich in den...

[Klugscheißer-Modus]
Ist jetzt einfach mal meine laienhafte Idee um die Songs beim Auto DJ auf gleicher Lautstärke zu bringen.

Genau genommen geht es hier um die Lautheit und nicht um die die Lautstärke. 🤓

Die Lautstärke ist das, was der Hörer individuell nach seinem Geschmack an seinem Empfangsgerät regelt.
Ich als Programmanbieter wiederum sorge für ein Signal von gleicher durchschnittlicher Lautheit unter Beibehaltung der vom Musikproduzenten erwünschten Dynamik.

Ein technisch versierter Mensch hat mir mal beigebracht, hierfür den Begriff "Pegel" zu verwenden.

[/Klugscheißer-Modus]

Genau zu diesem Zweck nutze ich replaygain: Die Elemente werden nach Ihrer Lautheit beurteilt und entsprechende Informationen werden im ID-Tag bzw. Vorbis Comment hinterlegt. Die Datei selbst wird nicht verändert, sie bekommt nur Metadaten mit auf den Weg.

Während die gängigen Software-Player (AIMP, VLC, Winamp) selbst auf Smartphones schon lange in der Lage sind, diese Metadaten zu nutzen und die Musik tatsächlich mit der gewünschten durchschnittlichen Lautheit wiederzugeben, können die mir bekannten Streaming-Provider für Webradio-Streams in Deutschland, wenn es um die Automation aus dem dort liegenden Bestand an Musikdateien geht, genau das leider nicht. 🙁

Selbst Radiosoftware ist in der Lage, diese Werte entsprechend zu nutzen (bis auf dieses Programm mit den drei Buchstaben; sie weigern sich trotz Nachfrage beharrlich, siehe dortiges Forum).

Ich bin der Ansicht, dass wir, gerade im Webradiobereich, das unseren Hörern schuldig sind. Schlechte Qualitäten gibt es im musikalischen Rundfunk-Alltag allerorten. Das Forum ist voll von entsprechenden Klagen.
Hier könnte das Webradio doch wunderbar eine Nische besetzen und die Musik so anbieten, wie sie gedacht war: Auf einem Pegel, ansonsten unverändert, zum freien Angebot an den Hörer, seine Musik so zu hören wie er mag, ohne ständig nachregeln zu müssen.
 
Lautheit oder Lautstärke...
Wir wissen ja was gemeint ist.

Was wir jetzt nicht wissen ist wie dein Auto DJ abläuft.
Läuft bei dir 24/7 dein PC mit deiner Ausspielsoftware und wird dann irgendwann der Auto DJ dieser Software aktiviert oder meinst du mit Auto DJ Dateien welche auf einem Server des Provider liegen und dann als Auto DJ abgespielt werden?

Da bin ich mir nicht ganz im klaren darüber.

Sollte die Ausspielsoftware als Auto DJ laufen wird ja der Stream zu einem Provider mittels Shoutcast/Icecast oder was es heutzutage gibt geschickt (um es mal einfach zu sagen) welcher dann ja wiederum an einer größeren Anzahl von Hörern abgerufen werden kann.
Von daher ja auch meine Frage ob diese Stream Software in der Lage ist dieses Metadaten an den Provider zu schicken damit diese auch an die Hörer weitergeleitet werden könnten.
Das Foobar, Winamp and Co in der Lage sind solche Daten lokal auszulesen und anzuwenden ist mir bewusst.
Ob es auch von einem Stream funktioniert kann ich nicht sagen.
Wie das ganze mit Hardware Internet Radios funktionieren soll ist mir auch noch nicht so recht schlüssig.
Wüste nicht das solche Radios replay gain auslesen und anwenden können.
Von daher nutzen ja auch die meisten Anbieter von Webradio eine Form von Multiband Compression um einen gewissen Pegel von gleicher Lautheit zu erreichen und deren Hörern anzubieten.
Man muss es ja nicht übertrieben mit der Compressor Geschichte.
Kann man halt mit Hardware wie Optimod und Co erreichen oder kostengünstig mit Software wie Stereotools oder Breakaway One.

Wenn der Auto DJ Dateien welche von einem Provider Server abspielt weiß ich leider auch keine Lösung.
 
Hallo Matty,

ich kenne dein Wissen im Bereich des "typischen" Webradio-Streamings jetzt nicht, also sortiere ich zunächst mögliche Missverständnisse aus.

Was wir jetzt nicht wissen ist wie dein Auto DJ abläuft.
Aktuell gar nicht, denn ich betreibe (derzeit?) keinen Stream. Aber ich beobachte die Szene und würde es sehr begrüßen, wenn die Internetradios, die mehrheitlich mehr Automation als Live-Programm senden, mit besseren und vor allem gleichmäßigen Pegeln senden würden.
replaygain könnte den Weg dahin ebnen.

Läuft bei dir 24/7 dein PC mit deiner Ausspielsoftware und wird dann irgendwann der Auto DJ dieser Software aktiviert
Das wäre der einfachste Fall, denn meine Ausspielsoftware kann sowohl den replaygain-Korrekturwert als Verstärkung importieren wie auch gleich nach R128 lautheitsnormalisiert ausspielen (was ich in dem Fall bevorzuge). Dann würde sich das Problem des Streaming-Anbieters gar nicht stellen, denn der würde in dem Fall ja 24/7 ein Live-Programm (auch wenn es ein Automations-Stream von meinem Programm ist) verteilen.

(...) oder meinst du mit Auto DJ Dateien welche auf einem Server des Provider liegen und dann als Auto DJ abgespielt werden?
Genau um die geht es, ja.
Der Provider spielt die hochgeladenen Dateien stumpf ab, berücksichtigt dabei aber keine Metadaten wie eben REPLAYGAIN_TRACK_GAIN und REPLAYGAIN_TRACK_PEAK.

Von daher ja auch meine Frage ob diese Stream Software in der Lage ist dieses Metadaten an den Provider zu schicken damit diese auch an die Hörer weitergeleitet werden könnten.
Da sprichst du einen interessanten Aspekt an.
Derzeit, so zumindest mein Kenntnisstand, werden diese Werte ja im Ausspieler des Senders genutzt und dann lautheitskorrigiert als Stream ausgesendet.

Dass Lautheits-Metadaten mit dem Stream über den Provider an die Empfänger ausgesendet werden, kenne ich (noch) nicht, scheint aber eine Zukunftsperspektive zu sein.
Die EBU hat genau dieses Problem ("ist aktuell noch nicht überall möglich") in ihrem supplement 2 zur R128 ("Loudness in streaming") so formuliert:

The EBU considering that:
(...)
b) there exist two major use cases for streaming with conflicting requirements:
◦ situations with sufficiently high playback gain and headroom as well as low background noise to faithfully reproduce dynamic programmes (for example, devices such as TV receivers, Smart Speakers and Home Theatre Equipment);
◦ situations with limited playback gain and headroom and/or higher background noise (for example, devices such as smartphones or Personal Music Players);
c) and that streaming platforms increasingly use metadata to perform loudness normalisation (either by default or on demand);
Meine Lesart: Die Geräte können die Lautheits-Metadaten, so sie denn übermittelt werden, aktuell noch gar nicht nutzen. Daher sind die derzeitigen Wiedergabepegel auf diesen Geräten scheinbar zu leise: Sie können es einfach nicht. Da scheint noch viel Zukunftsmusik drin zu sein.

Das Foobar, Winamp and Co in der Lage sind solche Daten lokal auszulesen und anzuwenden ist mir bewusst.
Ob es auch von einem Stream funktioniert kann ich nicht sagen.
Soweit ich weiß: Nein. Siehe "Zukunftsmusik" im vorigen Absatz.

Von daher nutzen ja auch die meisten Anbieter von Webradio eine Form von Multiband Compression um einen gewissen Pegel von gleicher Lautheit zu erreichen und deren Hörern anzubieten.
Man muss es ja nicht übertrieben mit der Compressor Geschichte.
Das ist nochmal ein ganz anderes Kapitel und in der konkreten Fragestellung leider nicht zielführend, weil es ja um die Ausspielung der Automation seitens des Providers anhand der dort hochgeladenen Dateien und der in den ID-Tags hinterlegten Lautheitsdaten geht.
Offenbar bietet kein Streaming-Provider das an. Daher ja auch meine Suche; vielleicht ist es auch ein Aufruf.

Spaßeshalber werte ich die Automations-Streams verschiedener Internetradios stichprobenartig aus. Aktuell habe ich Werte von 55 verschiedenen Automationen vorliegen:

Durchschnittliche Lautheit von Webstreams 2023.png
Ein loudness race at it's best. :oops::rolleyes::(
Wenn man nun YouTube mit -14 LUFS als Höchstmaß nimmt (darüber beschwert sich schließlich auch keiner), dann frage ich mich, warum in dieser Auswertung 42 Streams ≈ 76% lauter als dieser Dienst sind.

Randnotiz: Die durchschnittliche Lautheit über alle Stichproben aus der obigen Grafik beträgt aktuell -11,77 LUFS.
Ein Trauerspiel. :cry:

Klar, man könnte das mit der angesprochenen physischen Veränderung der Audiodateien hinbekommen. Aber wenn mindestens zwei Radio-Automationen und ganz bestimmt vier gängige Software-Player das mit replaygain schon seit Jahren können, warum sollten es dann die Ausspieler der "Auto-DJs" bei den Streaming-Providern nicht können?
 
Da müsste man sich wohl mit den Leuten, welche die entsprechende Software bei den Providern geschrieben haben, in Verbindung setzen.
Denke das es softwaremäßig machbar sein sollte und implementiert werden kann.
Ob es dann auch gemacht wird ist die zweite Frage.
 
SAM Broadcaster Cloud in Standard Konfiguration nach R128 EBU mit -18 LUFS. Nach sehr vielen Beschwerden beim Customer Service kann man nun "auf Antrag !" eine höhere Lautstärke zugewiesen bekommen ... Die SAM Cloud Stationen mit ihren -18 LUFS konnte man in den Radio Portalen sehr leicht finden => hören. Viele Webradios sind am Anfang (noch ohne die Option für höhere Lautstärke) aus Gründen der geringen Lautstärke aus dem SAM Cloud Projekt ausgestiegen.
 
Es bewegt sich was. Beim Anbieter Streamserver24 heißt es neuerdings:

Um die Lautstärke verschiedener Musiktitel aneinander anzugleichen, wird üblicherweise ein sogenannter Replay-Gain-Wert in den ID3-Tag der MP3-Dateien geschrieben. Unsere Auto DJ Software liest diesen Wert aus und gibt den Song in entsprechender Lautstärke wieder. Diese Funktion kann kostenlos in der Streamverwaltung aktiviert werden.

Quelle: https://www.streamserver24.com/webradio_features.html

Bei anderen Anbietern habe ich das so explizit nicht gefunden.
 
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