Wer braucht DAB?

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Geronimo

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Das Radio der Zukunft ist digital.

Aufgrund dieses scheinbaren Axioms wurde das System DAB in Europa etabliert.

Nur leider hat es bis jetzt auf keinem Markt außer in Großbritannien erfolg.

An dieser Stelle möchte ich gerne die Frage stellen, ob und unter welchen Voraussetzungen digitales Radio als Massenprodukt realisiert werden kann.

Konkret geht es dabei darum, ob es überhaupt Sinn macht weiterhin Geld in die Technologie DAB zu investieren oder aber auch hier ein Ende zu setzen, auf dass sich DAB gemeinsam mit DSR und D2-Mac im jenseits versammele.

Dies hier ist kein Technik-Forum. Die technischen Aspekte wurden schon zu Genüge im Forum von www.sender-tabelle.de durchgekaut.

Dabei allerdings wurde eine These genannt, die vielleicht hier besser Aufgehoben ist. Sie lautet:

Das Medium Radio ist heute so unwichtig, dass es sich beim Verbraucher nicht für die Anschaffung neuer, digitaler Empfänger rechtfertigen kann. Das Radio versteht sich als HIntergrund- und Nebenbeimedium, es ist zu einer fast wertlosen Ubiquität gewirden, es wird heute auf Empfängern für weniger als 10 € gehört, und niemand wird mehr als 100 € für einen DAB-Empfänger ausgeben.

Ein weiterer Gedanke war, dass die etalblierten Anbieter, die bereits über gute UKW-Frequenzen verfügen, überhaupt kein Interesse an einer neuen Technologie haben kann, die nur neue Kónkurrenten auf den Markt bringen wird, sollte sie denn erfolgreich sein.

Dagegen spricht jedoch: Viele "große" Anbieter haben mehr als ein Programm, und es werden immer ausreichend Lücken für diverse Spartenprogramme, die heute keine Chance aufgrund mangelnder UKW-Kapazitäten hat.

Dher soll dies der Anlass sein, von diesen Gesichtspunkten aus über DAB zu diskutieren. Oder einfach nur den Daumen rauf oder runter zu drehen.

Macht DAB Sinn?

Oder soll es abgeschaltet werden?

Welche Abforderungen muss eine digitale Technik erfüllen, soll sie denn erfolg haben?

Ist eine rein distributive Technik wie DAB überflüssig, wenn symmetrische Techniken wie UMTS oder WLAN zur Verfügung stehen?
 
Ich halte DAB für eine sinnvolle Ergänzung zum UKW-Angebot. Ich plane demnächst in eine Gegend umzuziehen, wo ich jetzt bereits insgesamt 28 Programme über DAB empfangen kann, viele davon sind zumindest dort nicht über UKW empfangbar. Leider gibt es hierzulande aber noch praktisch nirgends Empfangsgeräte, dennoch möchte ich mir eins zulegen, um dort dann unterwegs Programme wie Das Modul, Rock Antenne, DASDING oder VIRUS empfangen zu können.

Eine sinnvolle Maßnahme DAB zu pushen wäre neue private Programme zu lizensieren, die promobedingt auch noch ins örtliche Kabel eingespiesen würden. Diese Programme würden dann von sich aus schon versuchen DAB bekannter zu machen (siehe Beispiel Nova Radio). Allerdings sollten hier unbedingt "unabhängige" Veranstalter berücksichtigt werden, bei einem bereits etablierten Sender bestünde die Gefahr, daß er das an und für sich gute Programm in die Bedeutungslosigkeit abdriften und ggf. sogar wieder einstellen würde (wie bei Power Radio oder Digital Pirate Radio der Fall). Und wer nun behauptet, DAB sei "technisch veraltet" der soll sich mal erkundigen, wie lange es schon UKW gibt. DVB ist an sich heute auch schon veraltet, dennoch ist es mittlerweile der verbreitete Standard für Digitales Fernsehen.
 
Das größte Problem an DAB ist, dass es kaum einer kennt. Niemand interessiert sich dafür und keiner informiert darüber. Das nächste (persönliche) Problem ist, ich habe keine Vorteile durch DAB. Der UKW-Empfang ist mir gut genug, auch die Programmvielfalt wird für mich nicht wirklich vergrößert. Zusätzlich zu den Sendern, die ich jetzt schon empfange würde ich noch Energy Stuttgart, Radio L-Fun, Ant1 infodigital und ContRa empfangen. Keiner dieser Sender ist für mich wirklich interessant, bestenfalls noch die Infoprogramme, aber die sind mir auch keine 100 Euro wert. Womit wir beim größten Problem wären, die Anschaffungskosten. Man stelle sich vor, wo eine durchschnittliche Familie überall Radios stehen hat: Wohnzimmer (in Verknüpfung mit einer Anlage), Küche, Schlafzimmer, Bad, in jedem Kinderzimmer, in jedem Auto, im Büro. Wenn man jetzt von einer Familie mit zwei Kindern und zwei Autos ausgeht, wären das auf einen Schlag 900 € aufwärts! Und das will wirklich keiner für ein Paar neue (wahrscheinlich ungenutzte) Programme zahlen.
 
DAB wird die Zukunft werden

Ich habe schon fast ein Jahr ein DAB-Gerät im Auto und schalte fast gar nicht mehr auf UKW um.
Der Klang ist einfach nur geil und es rauscht nix.
Werde mir jetzt noch zusätzlich einen Mobilempfänger holen.

Im moment gibt es noch keine direkten Zuspruch der Länder für Digitalradio. Deshalb wird wahrscheinlich auch wenig so wenig geworben. Nach dem Motto: "Wer nicht wirbt der stirbt " ?
Sehr wenige kennen überhaupt DAB. Es gibt ja auch fast niemanden der es einen Schmackhaft macht.

Die Auswahl und der Sound der verschiedenen Musik und Info-Programmen ist um einiges besser als auf UKW (Zumindestens hier in Nürnberg).

Die Landesmedienanstalten stehen jedenfalls hinter DAB und man wird wie bei DVB-T in Berlin ein Abschaltungstermin bringen.
Jedenfalls nicht vor 2015 denke ich. Einige Sender bekamen ja sogar UKW-Frequenzen wenn sie auf DAB senden.
Geräte werden dann genauso billiger wie die Kosten der Ausstrahlung. (Gruß an T-Systems) :p
Aber dann werden Subventionen gestrichen und man wird sehen was die Zukunft bringt.
Eins ist klar:
Das Radio wird in jedem Fall Digital werden.

Gruß in die Runde
Mark
 
Ich denke es ist interessant, wenn über uns ein Satellit hängt, der 100 Radioprogramme digital abstrahlt, und diese mit einer Spargelantenne im Auto zu empfangen ist - vorher nicht.
Das ganze terrestrische DAB Zeug ist eine nette Spielerei, aber für den Privatanwender zu teuer. DAB ist doch nur wiedermal öffentlich rechtlich, damit kein Zuhörer sagen kann:"Ich hab nur digital, also zahle ich auch keine Gebühren". Deswegen sind die ÖR auf Astra Digital, und wennd as digitale Kabel kommt, auch dort.
 
wieso ist dab zu teuer ??

hast du dich mal erkundigt, was derzeitig eine l-band abstrahlung in berlin kostet ?
es gibt firmen, die zahlen mehr für
ihre internet-anbindung.

receivers gibts derzeit wohl ab 99 euro aufwärts.

denke auch, wird kommen, dauert aber noch.
grr
 
;) @Tom2000 übern "Grossen Teich" schon,aber nur als Pay-Angebot. Das kannst Du für Europa aber nicht bringen. Hast du Zahlen, wie weit das XM-Radio,ausser in den Mietwagen auch noch weiter verbreitet ist ?
 
DAB bietet wohl nicht nur aus Verbrauchersicht zu viele Nachteile. Ein Produkt verkauft sich im Wesentlichen über den Nutzen für den Kunden. Welcher aber? Wahrscheinlich können viele Verbraucher auch bis dato kaum etwas mit DAB anfangen. Die, die sich ein wenig auskennen, werden wohl über fehlende oder zu teure Endgeräte klagen, ebenso über die sehr schlechte Reichweite, die kaum über das eigentlich Sendegebiet hinaus geht. Es fehlen oftmals Programme, die man sowieso schon über UKW empfangen kann - von den Low Budget CD-Abspielstationen einmal abgesehen. Radio ist in Deutschland zu uninteressant geworden, es lohnt sich weder für Anbieter (welcher ör bzw. private Sender ist schon an weiteren Programmen in einem alles in allem gesättigten Markt interessiert) noch für Industrie (DSR läßt z.B. grüßen) wohl kaum, neue Märkte zu erschließen.
 
Original geschrieben von Geronimo
Dabei allerdings wurde eine These genannt, die vielleicht hier besser Aufgehoben ist. Sie lautet:

Das Medium Radio ist heute so unwichtig, dass es sich beim Verbraucher nicht für die Anschaffung neuer, digitaler Empfänger rechtfertigen kann. Das Radio versteht sich als HIntergrund- und Nebenbeimedium, es ist zu einer fast wertlosen Ubiquität gewirden, es wird heute auf Empfängern für weniger als 10 € gehört, und niemand wird mehr als 100 € für einen DAB-Empfänger ausgeben.
Das ist fein beobachtet. Es gibt dazu auch noch eine schärfere Version: Was würde denn passieren, wenn in fünf Jahren in Sachsen-Anhalt fürderhin "Mediendienste ausschließlich in digitaler Technik" verbreitet werden und der Chef der Medienanstalt feierlich die UKW-Sender auf dem Brocken mit dem Vorschlaghammer zertrümmert? Werden dann die ganzen UKW-Gurken durch DAB-Empfänger ersetzt? Nein: Sie werden ersatzlos verschrottet.

Was das Alter von DAB und den Vergleich mit UKW betrifft: Man schaue sich da einfach einmal an, wo UKW ca. 1960 stand, ungefähr so lange nach Markteinführung wie DAB jetzt.

Und aus Berlin wurde mir von praktischen Erfahrungswerten berichtet, wonach die Kombination aus einem DAB-Portable und jenen Abstrahlungen im L-Band, die einem dort seit der letzten IFA von der T-Systems regelrecht hinterhergeschmissen werden (im Grunde natürlich das einzig vernünftige, was sie tun können), tödlich ist.

Klar, DAB ist toll. Und D2-MAC war auch toll.
 
Original geschrieben von Geronimo
... Das Radio versteht sich als HIntergrund- und Nebenbeimedium, es ist zu einer fast wertlosen Ubiquität gewirden...
Und genau deshalb ist DAB sinnlos.
UKW ist eigentlich schon zu gut für das Gedudel und Gepumpe, was aus all den Optimods u.ä. in den Äther geblasen wird, MW wäre völlig ausreichend ;)
 
Ich glaube das Problem liegt ganz woanders. Solange sich das Radio und deren Macher für
"so unwichtig halten, dass es sich beim Verbraucher nicht für die Anschaffung neuer, digitaler Empfänger rechtfertigen kann und sich nur als Hintergrund- und Nebenbeimedium versteht"
wird das nie was !
Ich hab im letzten Thread zum Thema DAB schon mal gesagt, das ich das DAB für etwas totgeredetes halte. Ich würde mich gern von etwas gegenteiligem überzeugen lassen. Solange sich aber selbst Radiomacher (und davon sind in diesem Board ja genug unterwegs) selbst so runterbuttern und sich im Grunde nur noch für eine Nebenerscheinung halten werden sich technische Neuerungen wie z.Bsp. DAB nie wirklich durchsetzen. Wenn sich das Radio selbst nämlich schon für eine Art Nebenprodukt hält, wozu soll ich mir dann aus Sicht der Endverbraucher noch etwas hochwertiges zulegen, nur um ein "Hintergrund und Nebenbeimedium" zu empfangen ?!?
 
DAB

Meiner Meinung nach, bleibt DAB für die meisten uniteressant, solange nicht ein grundlegender Ansatz geändert ist.:

Wozu soll ich mir DAB anschaffen, wenn ich den selben Quark auf UKW empfangen kann???

Solange ich nicht in GAP das gleiche empfangen kann wie in Kiel, ist es für mich zumindest uninterssant.

DAB sollte in ganz Deutschland ein Paket bereitstellen, dass alle zufrieden stellt, und zwar vom Metal Freak, über Klassikliebhaber, Drum N Bass Anhänger, Inforadiohörer bis hin zu Popdudelfunk alla Hitradio XYZ.

Die Frage die sich mir da geradezu aufdrängt:

Warum funktionierts in GB???

Weil die BBC es mit Ihren Programmen schafft, alle aber auch alle anzusprechen. Vom Dudelfunk Radio One über den Kultsender One Xtra, bis hin zum Nachrichtensender und Oma/Opa Funk.
Und weil die BBC DAB massiv unterstützt und bezuschusst, dadurch die Empfangsgeräte mittlerweile um die 60 Pfund kosten.
Wäre doch mal ne Überlegung unserer Medienanstalten.

Solange ich in Stuttgart nicht auch Fritz hören kann und in Buxtehude sowohl 104,6 RTL als auch Radio Fantasy aus meinem DAB Empfänger plärrt, ist DAB für mich uniteressant.

Meine Idee:
DAB auf Basis von ADR oder DSR, ein Paket mit z.B. 100 Sendern (gerecht verteilt, sowohl Klassik Radios, als auch Infowellen, Dudelradios, Kultursender / Multikultisender, als auch Spartenradios alla NOVA Radio, M 94 5 oder FM 4, von denen sich so manche deutsche Sender ne Scheibe abschneiden könnten) das in GANZ DEUTSCHLAND flächendeckend empfangbar ist und UKW geht ganz schnell in die ewigen Jagdgründe.
 
Funktioniert DAB in GB wirklich ( als Erfolg zu werten ), oder ist es nicht doch nur das Ergebnis des Zwangs auf DAB senden zu müssen, um nicht die UKW-oder MW-Lizenz zu verlieren ? Beachte nicht nur das Ergebnis, sondern auch den Rechenschritt.
 
Original geschrieben von Nummer 2000
Funktioniert DAB in GB wirklich ( als Erfolg zu werten ), oder ist es nicht doch nur das Ergebnis des Zwangs auf DAB senden zu müssen, um nicht die UKW-oder MW-Lizenz zu verlieren ? Beachte nicht nur das Ergebnis, sondern auch den Rechenschritt.

Sehr richtig, Nummer 2000!

Weiterer Punkt:
Die BBC hat ein starkes Eigeninteresse, landesweit weitere Sender am Markt zu etablieren, für die es weder auf FM noch AM Frequenzen gibt. So werden eben Verbreitungswege über SAT, DVB oder eben DAB erschlossen und beworben. Punkt. Oder z.B. Virgin Radio (bislang terrestrisch fast nur über AM zu hören), die nach vergeblichen Versuchen national über FM senden zu können, nun DAB propagieren.
 
mag ja sein, das dies die folge der dab entwicklung ist, weil sie eben nicht auf ukw senden. aber das ist nicht der entscheidende Punkt. denn in dt. gilt das gleiche: bsp. gefällig? BR Modul.
Und,... kauft wegen BR Moidul ein einziger mehr DAB????

Wohl kaum.

Aber wenn ich auf Rügen auch BR Modul empfangen kann (neben anderen zahlreichen inter. Sendern) und eben nicht nur in Bay. dann würd ich s mir (und div and. auch) überlegen.
 
@ lemon
BR in MV? Wäre ja vielleicht gar nicht mal so schlecht, daß der NDR eine ö-r Konkurrenz bekommt, aber das kann gar nicht der "entscheidende Punkt" sein, denn das Verbreitungsgebiet des BR ist nun einmal auf Bayern beschränkt. Und wer kennt in Bayern schon einen Sender, der sich "BR Modul" nennt?

In D (und Bayern) ist lange genug Geld für DAB verpulvert worden.
 
Sobald ich demnächst ins Empfangsgebiet vom Modul ziehe, lege ich mir einen DAB-Empfänger zu. Klar, daß ich hier eine Ausnahmeerscheinung darstelle, aber warum kaufen sich die Leute digitale Satellitenempfänger? Warum war ADR Ende der Neunziger/Anfang der Nuller (<-- da! :D) so populär? Wohl nicht wegen des "kristallklaren CD-Klangs" ihres Heimatprogramms...

Ein deutschlandweites Ensemble wäre natürlich auch sehr wünschenswert.
 
hab mal modul getestet und finds ganz gut. da ich aber eh im empfangsgebiet von fm 4 (UKW) und M 94 5 wohne brauch ich kein dab.
erst dann wenn z.B. modul, fm 4, M 94 5, nova, radio multikulti, .... in ganz dt. über dab empfangen kann.

ich werde nicht müde zu betonen: DAB auf Basis von ADR und DSR und ich bin dabei.

das zauberwort heißt eben: programmvielfalt deutschlandweit.

doch zuvor rüst ich meine sat anlage auf astra 2 auf. dann heißts one xtra in munich.
 
AW: Wer braucht DAB?

Siehe die skurile Meinung der Süddeutsche, einer man könnte sagen seriösen und hochwertigen Zeitung. Die Süddeutsche ist der Meinung UKW hat ausgedient überzeugt euch selbst.


Abschalten für den Fortschritt

UKW-Frequenzen bremsen den Markt der Digitalradios. Der Wirtschaftsminister sieht die Zukunft der Standortes Deutschland bedroht. "Wir sind bekanntermaßen Spezialisten im Versäumen von Technologien", warnt Wolfgang Clement.



Abschalten für den Fortschritt

UKW-Frequenzen bremsen den Markt der Digitalradios. Der Wirtschaftsminister sieht die Zukunft der Standortes Deutschland bedroht. "Wir sind bekanntermaßen Spezialisten im Versäumen von Technologien", warnt Wolfgang Clement.


SZ vom 22.10.03) — Der Transrapid sei hier entwickelt worden, jetzt fahre er aber in China. Die Technik für das digitale Radio stamme ebenfalls aus Deutschland, "und wenn wir nicht aufpassen, wird auch sie nicht bei uns praktiziert".



Kritik von Clement
Clement kritisiert Industrie, Sender und die Bundesländer, die das Mitte der neunziger Jahre eingeführte Digital Audio Broadcasting (DAB) nur zögernd einsetzten. "Es wäre gut, wenn alle Beteiligten ein bisschen mehr Tempo zeigen", fordert der Minister.

Das Gegenteil ist der Fall. Der digitale Hörfunk, der beim Start Mitte der neunziger Jahre von Politikern, Industriellen und Senderchefs als technische Revolution gefeiert wurde, könnte bald ein Auslaufmodell sein. Die neue Technik schafft im Äther Platz für viele zusätzliche Programme, und das noch dazu in CD-Qualität.



Digitale Geräte zu teuer
Doch nur wenige Verbraucher werfen ihre alten UKW-Radios weg und steigen auf die im Durchschnitt 250 bis 500 Euro teuren DAB-Empfänger um. Die Hoffnung von Elektronik-Konzernen wie Siemens, Sony oder Blaupunkt auf einen neuen Massenmarkt mit Milliardenumsätzen haben sich nicht erfüllt.

Jetzt tritt die Gebührenkommission der Länder, die über die Finanzen von ARD und ZDF wacht, auf die Bremse. Die Landtage sollen den ARD-Anstalten wie dem Bayerischen Rundfunk von 2005 an keine neuen Mittel aus der Rundfunkgebühr für den digitalen Hörfunk bewilligen, schlagen die Sparkommissare vor (die SZ berichtete).



250 Millionen Euro wurden investiert
Mit den hohen Subventionen für DAB soll bald Schluss sein. 250 Millionen Euro haben Bund, Länder und die EU in den Aufbau des digitalen Sendenetzes in Deutschland investiert, geholfen hat es wenig. Die gut 125 DAB-Kanäle haben nur einige zehntausende Hörer.

Für den technischen Stillstand gibt es viele Gründe. Den meisten Hörern genügen die vielen UKW-Programme von Bayern 3 bis hin zum Deutschlandfunk, die nahezu alles bieten: Rock und Pop, Sport und Nachrichten, Jazz, Klassik und andere Spartensender. Auch der Unterschied bei der Klangqualität ist oft kaum noch zu hören.



Mangel an Hörern
Möglicherweise müsse man nicht nur die Empfangsgeräte, sondern "auch noch die Ohren austauschen", spottete ARD-Chef Jobst Plog vor einiger Zeit bei einer Anhörung im sächsischen Landtag. Mangels Hörern und Werbeerlösen steigen mehr und mehr Privatradios aus DAB aus oder drängen darauf, für ihre Digitalprogramme UKW-Frequenzen zu erhalten.

Die Rock Antenne, ein Ableger der Antenne Bayern, kostet immerhin 1,5 Millionen Euro im Jahr. Und die Industrie beginnt nicht mit der Massenproduktion von DAB-Radios, solange deren Absatz nicht sicher ist. Also bleiben die meisten Geräte teuer.

Er kenne nur einen bekannten Empfänger zu halbwegs erschwinglichen Preisen, sagte Rainer Conrad, der Chef der Gebührenkommission, bei der Anhörung in Sachsen.



400 bis 500 Millionen UKW-Radios
Doch 90 Prozent der Käufer wüssten gar nicht, dass es sich um ein DAB Radio handele. "Sie kaufen es wegen anderer Vorteile, die mit dem UKW-Empfang verbunden sind." 400 bis 500 Millionen UKW-Radios gibt es in Deutschlands Haushalten.

Bis die durch (eines Tages vielleicht erhältliche) billige Digital-Geräte ersetzt seien, werde es Generationen dauern, glaubt der Intendant des Deutschlandradios, Ernst Elitz.

Die Politik sei gefordert, sagt ARD-Chef Plog. "Sie muss sich zutrauen, einen Endtermin zu setzen", also die Abschaltung der UKW-Frequenzen zu verfügen. Nur dann sei der Umstieg auf DAB zu schaffen, betont Plog.

Beim digitalen Fernsehen funktioniert das. In West- und Norddeutschland werden die alten, analogen Sendemasten aus dem Betrieb genommen. Aber das Digital-TV hat auch schon mehrere Millionen Zuschauer.



Unverständnis bei den Verbrauchern
Beim Radio sei keinem Verbraucher klarzumachen, warum er sich DAB leisten solle, sagt Gebührenchef Conrad. Es wolle aber auch niemand für das Ende des Digitalradios verantwortlich sein.

Conrad spricht von einer "heißen Kartoffel". Es werde jemand gesucht, der diese Kartoffel zerquetsche und sich daran die Finger verbrenne.
 
AW: Wer braucht DAB?

Die einzige Chance für Digital Radio in Deutschland sehe ich in der Verknüpfung von DAB und DVB-T.

a) DAB ist für hohe Geschwindigkeiten (über 100 km/h) ausgelegt, hat aber beim stationären Empfang erhebliche Schwächen. DVB-T ist ist indoor perfekt zu empfangen, es gibt aber beim mobilen Empfang Schwierigkeiten.

b) Bei DAB passen ca. 6 bis 8 (Hörfunk-)Programme auf einen Kanal. Bei DVB-T 40 bis 70.

In Deutschland wird derzeit Radio über DVB-T nicht genutzt. Grund dafür ist die mögliche Konkurrenz zum beschlossenen UKW-Nachfolgesystem DAB.

Mein Vorschlag:

DAB entlang der Autobahnen (höhere Geschwindigkeiten) mit landesweiten Programmen (Verkehrsfunk) und DLF/DLR.
DVB-T in den Städten, mit den auch über DAB verbreiteten Programmen (für stationären Empfang), sowie Lokalsendern, Spartenanbietern und Pay-Audio. So wären ein komplettes UKW-Abbild und zusätzlich die Verbreitung vieler Extra-Programme möglich. Der Kaufanreiz wäre damit ähnlich wie in GB gegeben. Voraussetzung sind allerdings Endgeräte, die beide Systeme empfangen können.

Leider werden DAB und DVB-T in Deutschland als Konkurrenz gesehen, dabei könnten sich beide hervorragend ergänzen. Schade.
 
AW: Wer braucht DAB?

:) In Frankreich wird jetzt auch Band III eingeführt,mal sehen ob dort DAB schneller läuft als in Deutschland. Könnte ja schon auf Grund der grösseren Radiovielfalt dort passieren. :)
 
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