Wie geht Ihr in Eurem Sender mit um? - Jahrestag 11. September...

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Ergänzend dazu seien die zusätzlichen Leibesvisitationen genannt, die man auch als Journalist erfährt, die wesentlich größeren Hürden für eine Reise in die USA, die Verkehrsstaus in Berlin nach etlichen zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen usw. usw.

Den 11.September als Lokalereignis zu bezeichnen, ist für mich noch nicht mal mehr unter Albernheit zu verbuchen, sondern eher als eine bedenkliche Form von Introversion.
 
Also entweder will man mich nicht verstehen oder ich habe mich falsch ausgedrückt.

Mir ist völlig klar, daß es die Welt berührt hat. Klar war es ein Potential von 50.000 Menschen, obwohl 3000 auch schon mehr als genug sind. Selbst ein Todesopfer wäre schon zuviel, weil ein Terroranschlag eine grausige Art von Tötung ist, wobei auch hier wiederum jede Art von Totschlag schlimm genug ist!

Das will ich gar nicht bestreiten - aber genauso wenig auch herunterspielen.

Mir geht es nur darum:

Für jede Familie ist ein toter Vater, Onkel, Mutter etc. eine schlimme Sache - UND ZWAR VÖLLIG EGAL, OB ES EIN AUTOUNFALL, EIN FLUGZEUGABSTURZ oder eben EIN TERRORANSCHLAG ist!

Und genau das ist der Punkt: Diese Dinge schreien nicht so nach Bestürzung, Trauer etc. Nein, im Gegenteil, hier wird gesagt: "Schicksal" oder "passiert jeden Tag 1000 mal" usw.

Ich finde es nur unverschämt, wenn hier nicht nur echte Trauer eine Rolle spielen, sondern von den Amerikanern (bitte nicht als pauschal bezeichnen) eine erhöhte Aufmerksamkeit "gefordert" wird (wieder ein blödes Wort, aber mir fällt kein richtiges ein).

Fazit: Mir geht es hier keineswegs um eine Be- oder gar eine Abwertung, sondern lediglich um die Besinnung, daß für jeden persönlich ein trauriges Schicksal immer als gleiches bezeichnet wird, nämlich einen lieben Menschen, Freund oder Familienmitglied verloren zu haben.

Und wenn Ihr jetzt meint, daß die 3000 Menschen nun eine höhere Gewichtung haben, als die mehr als tausende von toten bei den Erdbeben und anderen Unglücken, dann liegt die Abwertung in Euren Aussagen und nicht in meiner!

Und bedenkt immer: Ob nun 1 Vater einer 3-kopfigen Familie in einem Autounfall umkommt oder bei einem Anschlag - beides ist unnötig und in beiden Fällen hat die Familie einen Vater verloren! Vielleicht ist das auch mal einen von Euch passiert und kann sich dann ein besseres Bild von meiner Meinung machen...
 
Bei FFH wurde heute morgen in GoMoHe ein Interview mit einem deutschen Mitarbeiter, der damals im 5.Stück des WTC sass und sich nach dem ersten Einschlag retten konnte, gesendet. War interessant und gut gemacht, allerdings wurde danach Enya gespielt, was ich nicht so gut fand, da ich den Titel nicht mehr hören kann.
 
Hallo Vitamin C,
erfolgreiches Radio (nach meiner subjektiven Sicht wohlgemerkt) spricht über die Themen, die die Hörer bewegen, erzählt Ihnen, was sie wissen wollen.

Die Wichtigkeit des 11. September entsteht nicht aus "Einzeltatsachen" wie der Zahl der Opfer, sondern aus der Gesamtgeschichte, die geradezu biblisch ist. Die stolzeste Nation der Welt, wird in ihrer wichtigsten Metropole von ein paar Schwarzbärten in den Po gekniffen. Unerwartet, unabwendbar, unvollstellbar. Und die halbe Welt war medial live dabei. Wir haben die Bilder gesehen, die Töne gehört. Wir haben eine neue Form des Terros in unsere Wohnzimmer gelassen. Und wir haben die Gewissheit: Niemand, nicht mal die USA mit Atomsprengköpfen, CIA/NSA/FBI-Überwachung und hundertausend waffenstrotzenden Marines kann auf dieser Welt Sicherheit garantieren. Nicht mal im eigenen Land. Was hier passiert ist, war eine Zerstörungspremiere, die sich in dem machtpolitischen Ausmaß letzmalig in Hiroshima offenbart hat.

Man kann über die Amis bzw. ihren Präsidenten viel schlechtes sagen, aber die Zerstörung des WTCs war kein PR-Gag. Es war realer Krieg. Es hat auch auf uns Europäer gewirkt und deshalb ist ein Thema. In welcher Form und Menge man das nun heute umsetzt, hängt von Format und Zielgruppe ab. Denn die Berichterstattung ist kein Selbstzweck, sondern sollte idealerweise den Hörer bewegen zumindest aber ansprechen. Angesichts der Emotionalität des Themas aber ein leichtes kreativ damit umzugehen, damit es kein langweiliges Pflichtabgehandle wird, denkt sich ganz privatpersönlich die Jasemine
 
Hallo Hexe,

es ist großartig, dass du die Ereignisse des 11. September in einen größeren Zusammenhang bringst.

Dieses Ereignis war uns zwar nicht geographisch nahe, bezog sich aber auf den gleichen Kulturkreis und demonstrierte die Verletzlichkeit des eigentlich unangreifbar scheinenden "God's own country". Ist es nicht so, dass nicht nur Trauer geäußert wird, sondern auch Angst vor der näher gerückten Bedrohung? Aufklärung tut not, aber ich glaube, dass das Thema im Privatradio außer in den Nachrichten keinen Platz finden sollte. Wie soll in 90 Sekunden umfassend informiert werden? Ein reines "Denkmal" mit anschließender Enya wird dem Thema nicht gerecht.

Was die Auswirkungen in Deutschland betrifft: die Studenten der FH in Harburg waren großen Repressalien ausgesetzt. Schill wollte die Studenten gar in Sippenhaft nehmen und die FH schließen. Ich weiß von einer (deutschen) Studentin, die 24X (!) verhört wurde und immer noch überwacht wird. Das Mädel konnte diesem Druck nicht standhalten und ist heute so krank, dass sie das Studium vermutlich nicht fortsetzen kann.

Also doch kein lokales Ereignis ... und Opfer gibt es (neben den beklagenswerten 3000 Toten) auch in Deutschland. Vielleicht sollte man mal darüber berichten.

Gruß postit
 
Wir haben es nur in den nachrichten laufen lassen. ´
Ob nun anschlag auf den Kulturkreis oder nicht... ich denke, es ist schwierig die Hörer nochmal zu Anteilnahme am Schicksal der USA an diesem tag zu bewegen. In den vergangen zwei jahren hat george w. bush mit seinem vorgehen viele Sympathien verspielt, als Stellvertreter für den US-Amerikaner an sich.
Und vor dem 11. 9.2001 gilt das selbe wir nach dem 11.9.2001 - Gesundheitsreform und der Sohn von verona Feldbusch liegen uns näher als zwei kaputte Türme. Ob es uns gefällt oder nicht: es ist so.
 
Es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen anderen Katastrofen und dem 11.September: Erdbeben in Istanbul oder Anatolien: Wir sind uns sicher, dass so etwas in Deutschland nicht passieren kann. Kenia, Nigeria, Kongo etc.: Kann in Deutschland nicht passieren. 11.September: Das könnte bei uns auch passieren.

Allein, wenn ich beruflich nach Berlin reinfahren musste (besonders in Richtung Regierungsviertel), fragte meine Frau mit Tochter auf dem Arm mich noch lange nach dem Anschlag und auch während des Irakkrieges immer wieder, ob ich nicht befürchtete, selbst in die Nähe eines möglichen Anschlages zu kommen. Ich habe selbst lange Zeit die von Tegel startenden Maschinen, die über meinen Kopf hinwegflogen, mit völlig anderen Gefühlen beobachtet als vorher. Und ich habe selbst beim Fliegen inzwischen andere Empfindungen als vor New York - obwohl es auch vorher schon etliche Flugzeugentführungen gegeben hatte. Solche Reaktionen werden wohl kaum nach einem Erdbeben in der Türkei entstehen. Und deshalb bin ich mir sicher, dass 9/11 bei uns auch in vielen anderen Köpfen eine besondere Rolle spielt und deshalb im Hörfunk eine besondere Stellung innehaben muss.
 
Daumen hoch für Jasemine.

Die Ereignisse vor zwei Jahren waren ein Angriff auf die westliche Kultur, auf unser ganzes Wertesystem, auf Dinge, an die wir glauben. Das ist nicht lokal begrenzt und mit Erdbeben, Krebsleiden oder sonstigen Trägödien des Lebens nicht zu vergleichen.
 
Hmm, langsam erkenne ich die aufgedrückte Sympathie für Amerika (nicht unbedingt für die Opfer).

Und eine Vermutung Scholl Latours liegt mir auch nahe: Bush's Regierung bzw. seine Leute arbeiten mit psychologischen Tricks, um den Grund für den angeblichen "Krieg gegen den Terror" zu liefern. Aber das ist ein anderes Thema. Schließlich glauben wir mal alles, was die Amerikaner uns als "Beweise" vorlegen.
Mal abgesehen davon, ist ja auch bekannt das die amerikanische Regierung jeden Terroranschlag heraufbeschwört, siehe hierzu auch die zahlreichen Warnungen, für die es dann keine belegbaren Beweise gibt, bzw. auch tatsächlich nichts passiert ist.
Hintergrund für diese Art von Warnungen sind wahrscheinlich das hochhalten der Angst vor dem Terror, um so wiederum den Kampf gegen den Terror zu rechtfertigen...

Daß tatsächlich der Terror in der Gesamten Welt passiert, ist wirklich neu! Vor dem 11. September gab's ja gar keine Terroranschläge. Wenn Ihr Journalisten (gottseidank bin ich keiner) schon so gerne recherchiert, dann schaut mal, welche Art von Terroranschlägen an welchen Orten und welchem Grunde VOR DEM 11. SEPTEMBER 2001 passiert sind!

Und wieso passiert bei uns keine Naturkatastrophe? Ach, das ist was neues! Klar, bis heute sind nur ein paar Bäume umgefallen und haben im Jahr vielleicht für 3 tote gesorgt... Ja, stimmt, zählt nicht. Terror kann wirklich überall passieren...

Gut, daß bis heute noch nicht viel passiert ist, denn bis jetzt habt Ihr recht damit!

Und selbst wenn der Anschlag bei uns passiert wäre, würde ich auch jede Aussage der Regierung kritisch betrachten und nicht einfach darauf losberichten.

Der Anschlag auf die zwei Türme hat allerdings den Amerikanern den Freibrief gegeben, in jedes Land einzumarschieren und Krieg zu führen... Toll, alles auf den Rücken dieser über 3.000 Opfer! Klasse!

Im Übrigen ist das nicht nur meine Meinung. Aber Ihr könnt trotzdem auf mir herumhacken...
 
traurig

Ich wünsche mir daß wir hier nicht über Weltpolitik diskutieren, sondern nur beim fachlichem nähmlich bei Thema Radio bleiben. Ich finde es nicht so gut daß in letzter Zeit zuviel andere Themen diskutiert werden.

Was meint Ihr dazu?
 
Ganz oben hat Tom 2000 etwas gepostet. das erste Mal, dass ich mit dem hundert Prozent einer Meinung bin. Wenn Leute wie Wisniewski vom ÖR beschäftigt werden, dann frage ich mich in der Tat, wofür ich Gebühren zahle. Oder soll ich die gleich an die Hamas überweisen?
 
Liebes Vitaminbonbon,

ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber ich habe den Eindruck, dass Du die Sache ein wenig schwarz-weiß siehst.
Ich will Dir mal ein schönes Beispiel aus meiner Region zu eben jenen Naturkatastrophen geben: vor einem Jahr ist hier eine große Flutwelle durchgerollt, die niemand für möglich gehalten hätte. Über 20 Menschen haben allein in Sachsen dabei ihr Leben verloren, der Schaden ging in die Milliarden, und wir reden hier nur über den materiellen Schaden. Fast genau ein Jahr später hat eine ähnliche Naturkatastrophe in Norditalien ähnliche Schäden angerichtet. Und weißt Du was passiert ist? Nichts. Es ist hier fast untergegangen.
Worauf will ich hinaus? Es gibt sehr viel Leid und Elend auf der Welt. Unsere Sendezeit würde nicht ausreichen, über alles zu reden, möglicherweise wäre selbst ein Tag zu kurz - und am Tag drauf würde man wieder über neues, anderes Leid reden können. Die Menschen haben weder die Nerven, noch die Kraft, sich mit ALLEM auseinanderzusetzen. Und seien wir mal ganz ehrlich (ich schließe mich dort mit ein): sie hätten wahrscheinlich für vieles nicht das Interesse. Und genau das ist der Punkt, warum wir über die Toten von New York, Penny und Washington reden, und über den toten Familienvater auf der Straße "nur", wenn es im direkten Sendegebiet passiert. Die Leute sind betroffen, ohne Zweifel. Und während eine Flut irgendwann vorbei ist, ist genau das mit den Terroranschlägen NICHT der Fall. Das läuft noch heute, mit all den offenen Fragen, die Du kritisierst.
Ich habe nirgendwo pseudo-patriotische Hymnen heute gehört. Wenn wir also an die Opfer und an die Zusammenhänge erinnern, dann kann das durchaus sein, ohne dass wir dadurch sofort alle zu Amerikanern werden. Auch ich habe Bauchschmerzen, wenn ich über Mr. President nachdenke. Dennoch habe ich die Berichte über den 11. September aufmerksam verfolgt - oder gerade deshalb, weil ich vieles kritisiere, Angst habe und nicht weiß, in welche Richtung wir marschieren.
Die Hexe
 
Radiostart: Ich wünsche mir daß wir hier nicht über Weltpolitik diskutieren, sondern nur beim fachlichem nähmlich bei Thema Radio bleiben. Ich finde es nicht so gut daß in letzter Zeit zuviel andere Themen diskutiert werden. Was meint Ihr dazu?

Radiostart ich meine: Wer nämlich schreibt mit haaa ist....
....anscheinend nicht offen genug, einfach mal Themen zu tolerieren oder zu ignorieren, die seinen persönlichen Geschmack nicht treffen oder mal zeitweise offtopic werden. Einfach locker bleiben, wenn andere diskutieren. Das Forum erfüllt auch dann seinen Sinn, wenn man mal nicht selbst mitreden möchte, wenn es mal um Fernsehen oder Politik oder sonst was geht, solange sich hier Radiomacher unterhalten, behauptet freundlich lächelnd die Jasemine, die sich gerne von den Herren Admins korrigieren läßt, wenn sie sich da was falsch zusammengereimt hat (könnte ja sein, dass der "wer-nämlich-schreibt-mit-haa-"Reim anders endet und sie hat's nicht mitbekommen).
 
Ich glaube, der endet nirgendwo anders, verehrte Jasemine. Ich bin auch der Meinung, dass in einem Radioforum Radiomenschen durchaus Themen diskutieren dürfen, die Radio fremd sind. (Sind mittlerweile nicht alle Themen dem Radio fremd?) Und notfalls dürfen die Radiomenschen auch mal einfach nur albern sein - der Otzelot-Thread wurde schließlich auch bis zum Absterben toleriert. Sollte es zuviel werden, z.B. der Traffic zu hoch werden, dann schreiten die Admins sicherlich ein.
 
@radiohexe:

ich verstehe Dich. Ich wollte nur sagen, daß man den 11. September nicht zu einem ausschließlichen Termin machen soll.

Mit den anderen Katastrophen wollte ich nur unterstreichen, daß es eben genug andere Dinge gibt und für jeden sein Schicksal ein eigenes Erlebnis ist und seine eigene Bedeutung hat.

Man sollte also alle Arten von Katastrophen differenzieren können und jedes einzeln betrachten.

Aber ich möchte nochmals sagen, daß ich keineswegs den 11.09.2001 unterbewerten will, sondern nur, daß das nicht die einzige Katastrophe der Welt war. Es gab viele vorher und es wird wahrscheinlich immer wieder welche in Zukunft geben, auch wenn es hoffentlich kein Terror sein wird.

Schwarz-Weiß sehe ich das alles nicht, weil ich der Meinung bin, daß das ganze Leben ein Risiko ist. Drum genieße ich jeden Tag... :)
 
Liebe Ascorbinsäure, es gibt eben einen großen Unterschied. Naturkatastrofen, Morde und Familientragödien passieren überall. Am 11.September aber hat zum ersten Mal seit dem 2.Weltkrieg jemand eindeutig gesagt: "Wir wollen die Weise ändern, in der Ihr lebt!"

BTW: Ascorbinsäure in meine Ohren? Nee bitte nicht!
 
Weil ich mir nach wie vor in manchen Fällen der neuen Rechtschreibung unsicher bin, hab ich jetzt nochmal nachgesehen - und tatsächlich: Bei Katastrophe ist das "ph" geblieben!. Mit großer Freude ziehe ich die obige Schreibweise zurück:D
 
Mir ist speiübel!

Mir wird schlecht, wenn ich sehe, wie sich gestandene Journalisten in ihren eigenen Netzen der Sentimentalität und Tränendrüsenbeiträge fangen!

Der 11. September war KEIN Versuch, unsere westliche Zivilisation zu zerstören oder unsere Lebensweise zu ändern, wie hier häufiger zu lesen!

Gesetzt den Fall, es handelte sich tatsächlich um Anschläge islamischer Fundamentalisten (woran es, fernab von unseriösen Verschwörungstheorien noch immer berechtigte Zweifel gibt) waren die USA nicht Ziel, weil sie für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte in der Welt stehen.

Sie waren Ziel, weil auf der Welt für Diktatur, Sklaverei und menschliche Ausbeutung stehen.

In wie vielen Ländern haben die USA die vom Volk gewählten Führer gestürzt und durch militärische Marionettendiktatoren ersetzt? (Der 11. September, nur für die, die ein schlechtes Gedächtnis haben, wr im übrigen auch der Tag, an dem Salvador Allende ermordet wurde!)

Im Iran setzten sie Mossadegh ab, weil er die Ölindustrie verstaatlichen wollte, und errichteten das Regime des Schah's.

Der Beispiele gibt es noch viele - es sei ein Blick in die Geschichtsbücher empfohlen. Wer von euch Aufrechten hat sich die Mühe gemacht, beispielsweise die "Pentagon-Papiere" zu lesen?

Nehm euch 2 Minuten Zeit an die fast 3.000 zivilen Opfer vom 11. September in NY, DC und Pennsylvania zu denken.
Und wenn ihr so schön dabei seid, dann nehmt euch weitere 13 Minuten für die 130.000 irakischen Zivilisten, die 1991 im ersten Golfkrieg umkamen (und denkt daran, wie die AMERIKANER damals in den Strassen gesungen und geklatscht haben!).
Weitere 20 Minuten solltet ihr euch nehmen, um der 200.000 iranischen Zivilisten zu gedenken, die in den 80ern von Iraker mit US-Waffen und -Geld getötet wurden.
Weitere 15 Minuten sind für die 150.000 Russen und Afghanen fällig, die von den vom CIA ausgeblideten Taliban getötet wurden.
Dann wären noch 10 Minuten für die 100.000 Opfer der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki angebracht.

Danach werdet ihr feststellen, daß ihr jetzt eine Stunde geschwiegen habt - 2 Minten für die am 11. September getöteten Amerikaner und 58 Minuten für deren Opfer auf der ganzen Welt.

Falls ihr noch weiter schweigen wollt denkt an Vietnam, Panama, das US-Embargo in Kuba oder an Chile, Argentinien, Uruguay, Bolivien, Guatemala oder El Salvador.

Und nun können wir noch einmal über Terrorismus reden ...
 
Hallo Sepp,

wenn Du mir eine Atombombe in den Garten wirfst, dann ist das eine Nachricht. Und zwar auch dann, wenn ich im Garten 100 von mir ermordere Ehemänner vergraben habe.

Der Dreck, den die US-Amerikaner zweifelsohne am Stecken haben, steht hier nicht wirklich zur Debatte. Es geht nur darum, ob und wie man zum Jahrestag der WTC-Anschläge berichtet. Ich mache Entertainment und Infotainment im Radio. Mein Programm spricht über das, was die Hörer interessiert und was in unserer Gesellschaft Thema ist. Ich erzähle Ihnen nichts über die mafiösen Wasserkartelle in Afrika oder über das Leid strahlungsgeschädigter Senioren in Japan oder andere Themen die zweifelsohne Aufmerksamkeit verdienen, aber nicht im Fokus des öffentlichen Interesses stehen. Ich befriedige eine Nachfrage, ich bin Dienstleister. Damit erwirtschafte ich Profit, beschäftige Mitarbeiter, bringe Gesellschaftern Rendite, die davon neue Investitionsvorhaben anschieben.
Wenn Du dagegen die Welt verbessern möchtest, dann ist das lobenswert, ich habe das jetzt zur Kenntnis genommen und ich wünsche Dir alles Gute, sagt im Ernst die Jasemine.

PS: In meiner Ausgabe der Pentagon Papers sind diverse internationale Pressestimmen vorangestellt, die mich besonders beeindruckt haben. Da wird beispielsweise "Die Welt" vom 19.06.1971 im Hinblick auf die Veröffentlichung der Vietnam-Akten folgendermaßen zitiert: "Es ist weit gekommen mit dem Mißbrauch der Pressefreiheit und mit der Dekadenz des journalistischen Berufsethos, wenn Amerikas einflussreichste und geachteste Tageszeitung in der Verfolgung ihrer politischen Ziele vor dem offenen Geheimnisverrat nicht mehr zurückschreckt." Schaurig reaktionär dieses Blatt von Axel Cäser, lacht die Jasemine und schüttelt sich eine Gänsehaut vom Rücken.
 
Original geschrieben von Jasemine

wenn Du mir eine Atombombe in den Garten wirfst, dann ist das eine Nachricht. Und zwar auch dann, wenn ich im Garten 100 von mir ermordere Ehemänner vergraben habe.

waren das alle mal deine oder hast du nur im auftrag verzweifelter ehefrauen gehandelt? :confused:

in fall 1 möchte ich lieber niemals mit dir verheiratet sein. das kann sich ja dann nur um stunden handeln, bis ich kalt bin :D

sorry für diesen unpassenden einwurf. konnte ich mir nicht verkneifen.
 
@ Jasemine

Völlig richtig (mal abgesehen von den Ehemännern ;) ). Dennoch bedarf es, um seriös zu berichten, eines Blickes nicht nur auf die Wirkung, sondern auch auf die Ursachen. Oder anders: Man kann nicht wirklich über die Qualität eines Apfels schreiben, ohne zu wissen das er an einem Baum gewachsen ist - noch besser, wo der Baum steht.

Egon Erwin Kisch schrieb einst: "Über die Fakten nicht die Ursachen vergessen, und das Ereignis nicht losgelöst von seinen Bedingungen betrachten" - das sollte das Grundcredo journalistischer Arbeit sein.

Was du über die Dienstleisterfunktion der Journalisten erzählst ist leider Realität - zumindest in den meisten Redaktionen. Dennoch: es gibt so etwas wie ein berufethos - und dem sollte man sich auch als Dienstleister verpflichtet fühlen. Ich habe früher bei einem Radiosender gearbeitet, in dessen Arbeitsverträgen die Solidarität mit den USA festgeschrieben wurde. Das allerdings hindert mich nicht daran, mir meinen eigenen Kopf zu machen.

Es tut mir leid, wenn ich das Forum, vielmehr diese spezielle Diskussion hier, vielleicht zweckentfremdet habe. Aber das die Teilnehmer hier nicht an martwirtschaftliche Rahmenbedingungen gebunden sind verwundert, nein, bestürzt es mich um so mehr, was in den Köpfen so mancher vorgeht.

Den Kommentar der "Welt" zu den Pentagon-Papieren habe ich ebefalls in meinem Buch gefunden - es hat sich nicht viel geändert in den über 30 Jahren, oder? ;)
 
Sepp74,
da hast Du ja schön was zusammengerührt.
Was haben die US-Interventionen in Südamerika mit dem 11. September zu tun?
Was haben die zu 80% saudi-arabischen Attentäter mit der Inthronisierung des Schah-Regimes im Iran zu tun?
Richtig hingegen ist: Saudi-Arabien ist im Würgegriff von Fundamentalisten in der besonderen Form des Wahabismus, die Hass predigen und das Versagen der Mächtigen im eigenen Lande auf den "gottlosen" Westen projezieren. In den Einfluss dieser Leute sind die Attentäter geraten.
Natürlich gibt es den Kampf der Kulturen und das Streben islamistischer Kräfte, andere Kulturen zu eliminieren. Ist im Sudan und vielen anderen Ländern auf dramatische
Weise zu beobachten.
Saudi-Arabien bezahlt bspw. auch türkische Geistliche in Berlin, wenn sie ihre Gemeindemitglieder zur Einhaltung besonders konservativer Praktiken erziehen, wie "Panorama" zu berichten wusste.
 
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