Wie kommen neue Musiktitel ins System einer größeren Sendeanstalt?

AFu

Benutzer
Hallole,

ich habe mich schon länger gefragt, wie die Musikredaktionen einer größeren Sendennstalt neue Titel ins System einpflegen.

Im Beispiel des SWR hat ja DASDING die jüngste Musik und wird wohl daher den größten Anteil an Titel ins System einspilen. - Muss dann SWR 3, bevor sie einen neuen Titel vorstellen wollen, zuerst sehen, ob der Titel nicht schon drin ist, oder wird der Titel dann dennoch ein weiteres Mal ins System eingepflegt?

Bei SWR 1 und 4 kommen ja nur sehr sporadisch neue Musiktitel hinzu, können diese Sender dann auf die Titel zurückgreifen, die von den anderen Sendern schon eingepflegt worden sind?

Oder gibt es über die gesamte ARD einen gemeinsamen Musiktitelpool?

Danke.

Grüßle
AFu
 
Alle ARD-Anstalten beziehen neue Titel über das System MPN. Jede Welle jeder Anstalt kann dort mit allen Meta-Daten diejenigen Titel durch Anforderung downloaden, die für sie interessant sein könnten. Jede Welle hat seinen eigenen Speicher und ggf. einen Sendepool-Speicherplatz, um die zu spielenden Titel dort vorrätig zu halten.

Die in flac-codierten, sendefähigen Musikstücke werden zwar bei MPN "angefordert", der Download läuft zur anfordernden Welle jedoch vom Frankfurter ARD-Stern aus, wo sämtliche verfügbar gemachten MPN-Produkte gespeichert werden. Grundsätzlich "zieht" sich der "Stern" grundsätzlich alles, was MPN verfügbar macht.

Je nach Einstellung kann eine ARD-Welle einen Titel also bei MPN anfordern oder aber direkt vom "Stern" abrufen.
 
Hallole,

dankeschön. - Als ehrenamtlicher Radiomacher beim Freien Radio für Stuttgart habe ich auch Zugang zum MPN und werde direkt von einigen Lapels per Mail bemustert. - Aber so weiß ich nun bescheid, wie der SWR oder die anderen Sender das auch machen.

Grüßle
AFu
 
Ich sprach nach Deiner Frage in #1 ausdrücklich von der ARD.

Bei Privatradiosendern unterscheidet man: 1. solche, die (wie auch die ARD) für Bemusterungen eine jährliche Summe zahlen und 2. solche, die das nicht tun. Erstere, große (von R.S.H bis Antenne Bayern) werden von den Labels für den Download für die Bemusterung freigeschaltet. Nichtzahler werden nicht für Download freigeschaltet. Das System bietet jedoch die Möglichkeit, kleinere Privatradiosender gratis per Mail mit mp3 zu bemustern, was jeweils im Ermessen des Labels liegt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gibt es auch noch physische Trägermedien (CDs, Schallplatten/Vinyl, anderes) z. B. in Schallarchiven bei den Sendern oder können Sender nur noch auf digitale Files zugreifen? Oder wenn Hosts Songs z. B. auch per USB-Stick oder andere Speichermedien ins Studio mitbringen?
 
Hallole,

im Studio von SWR 1 BW stehen noch Schallplattenspieler, die oft bei der Hitparade auch zum Einsatz kommen. - Ab und an gibts auch einen "Wir spielen Schallplatten"-Tag.

Grüßle
AFu
 
Das sagt aber nichts darüber aus, ob beim SWR noch Platten archiviert sind oder ob Redakteure ihre Privatplatten mitbringen.
 
Prinzipiell bleiben sämtliche von der Industrie unaufgefordert zugesandten Promo-Tonträger im Besitz der Tonträgerindustrie und könnten, was noch niemals geschehen ist, zurück gefordert werden.

Gibt es auch noch physische Trägermedien (CDs, Schallplatten/Vinyl, anderes) z. B. in Schallarchiven bei den Sendern
Selbstverständlich. Sie belegen damit sogar den legalen Erwerb.

können Sender nur noch auf digitale Files zugreifen?
Nein, sie können nicht nur darauf zurückgreifen, sondern auch auf das Archiv.

ob Redakteure ihre Privatplatten mitbringen.

Ist wurst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallole,

in der SWR 1 BW Hitparade hat ein Moderator (weiß nimmer, wer es war) in den letzten Jahren extra noch neue Schallplatten gekauft, und die dann in der Sendung auch gespielt.- Das hat er gesagt, und das war auf auf dem Stream zu sehen.

Grüßle
AFu
 
Das sagt aber nichts darüber aus, ob beim SWR noch Platten archiviert sind oder ob Redakteure ihre Privatplatten mitbringen.
Was den SWR betrifft, so kann ich sagen, dass bei meinem letzten Besuch im Stuttgarter Funkhaus es seinerzeit noch ein Schallarchiv mit Schallplatten, CD´s und selbstverständlich auch Tonbänder gab. Wie das heute (2025) aussieht weiß ich natürlich nicht!

Dazu bräuchte es entweder eine Anfrage beim SWR oder eine Funkhausführung vor Ort! :)

Aber auch ich hätte zu diesem Thema noch eine Frage:
Soviel ich mich erinnern kann begann die Digitalisierung bei den ARD-Anstalten Mitte der 1990er-Jahre.

Hieraus meine Frage(n):

1. Wann haben die einzelnen Landesrundfunkanstalten mit der Umstellung auf rein digitale Musik begonnen? Also das Abspielen der Musik von Festplatte/Servern?

2. Wann begann der Aufbau der MPN-Plattform bzw. wann die Zusammenarbeit mit dem Dienstleister?

Vielleicht kann sich ja ein Forenmitglied erinnern und auch hierüber was schreiben ohne gleich zuviel internes auszuplaudern. ;)

Das wäre super!

@count down : Danke! Du hast mir die Fragen aus dem oberen Teil schon ein bißchen beantwortet. Aber vielleicht gibt es hierzu noch mehr an Infos?
 
Wann haben die einzelnen Landesrundfunkanstalten mit der Umstellung auf rein digitale Musik begonnen? Also das Abspielen der Musik von Festplatte/Servern?
In CUT erschien mit Ausgabe 4/2000 ein Sonderdruck über das damals neue digitale Programmzentrum von WDR 2. Mit dessen Inbetriebnahme war es fortan nur noch möglich, in den Sendungen CDs und Dateien abzuspielen, Bandmaschinen und Plattenspieler gab es im reinen Sendebetrieb von da an nicht mehr. Ein einzelner Plattenspieler kam erst 2008 auf Betreiben Roger Handts zurück ins Sendestudio.
 
werden von den Labels für den Download für die Bemusterung freigeschaltet. Nichtzahler werden nicht für Download freigeschaltet. Das System bietet jedoch die Möglichkeit, kleinere Privatradiosender gratis per Mail mit mp3 zu bemustern, was jeweils im Ermessen des Labels liegt.
Verstehe ich das richtig, dass ihr das Freischalten für Streams/Dateien als "Bemusterung" bezeichnet? Für mich wäre da immer noch eine haptische Komponente mit verbunden, also Minimum ausgedruckter Waschzettel plus Promo-CD.
 
Zuletzt bearbeitet:
1. Wann haben die einzelnen Landesrundfunkanstalten mit der Umstellung auf rein digitale Musik begonnen? Also das Abspielen der Musik von Festplatte/Servern?
Kann ich leider so pauschal nicht beantworten, vergessen. Was den SWR betrifft, so hat er in den Neunzigern (?) begonnen, ausgesuchte Titel für den Sendepool auf eine Art Kart zu kopieren, von denen nach einem speziellen Zuliefersystem vom Archiv ins Sendestudio dann gesendet wurde. Meiner Erinnerung nach war das noch analog.

2. Wann begann der Aufbau der MPN-Plattform bzw. wann die Zusammenarbeit mit dem Dienstleister?
Das wird auch so in den Neunzigern gewesen sein. Die Nutzung von MPN erfolgte jahrelang parallel zur physischen Bemusterung.

Verstehe ich das richtig, dass ihr das Freischalten für Streams/Dateien als "Bemusterung" bezeichnet? Für mich wäre da immer noch eine haptische Komponente mit verbunden, also Minimum ausgedruckter Waschzettel plus Promo-CD.
Ich weiß nicht, wen Du mit "ihr" meinst. Vor einigen (etlichen?) Jahren hat die ARD die Zurverfügungstellung von Neuveröffentlichungen im MPN als gleichberechtigte "Bemusterung" anerkannt und die Tonträgerhersteller von der Pflicht entbunden, physische Tonträger zuzusenden. Inzwischen werden von der Industrie so gut wie keine Single- oder Maxi-CDs mehr hergestellt. Selbst gefertigte Album-CDs bedürfen nicht mehr einer zwingenden Bemusterung. Sogenannte, auch optisch zu erkennende "Promo"-CDs gibt es schon lange nicht mehr.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallole,

Bei Führungen durch den SWR wird derzeit auch immer erwähnt, dass jeder Musiktitel bezahlt wird. - Es ist auch tatsächlich was anderes, als beim Freien Radio für Stuttgart, wo ich nun seit bald 30 Jahren Radio mache.- Bis vor 10 Jahren kamen hier auch noch CDs rein mit ausgedruckten Infos, und man musste die Rückmeldung z.B. per Fax zurück schicken. - Aktuell ist das sehr komfortabel und die Menge an Bemusterungen, die ich alleine für die Ultra-Rock-Sendung bekomme, ist enorm. - Rund 200 E-Mails in vier Wochen.

Zurück zum SWR, als ich Mitte der 90er dort war, wurde noch viel per Hand abgespielt. - Ich war, glaube ich, 2x im damaligen Schallarchiv. - Die ganzen Karteikarten in den großen Schubladenkästen waren schon enorm. - Ein Großrechner-System bot schon die erste Digitalisierung in Form einer Datenbank.
Und vor allem für viel gespeilte Titel gab es "CAMOS" - Cassetten-Molular-System. - Ein Hochregal mit hunderten von Kassetten, auf denen oft 3 Titel drauf waren. Nach Anforderung viel die Kassette aus dem Regal auf ein Förderband und wurde vollautomatisch zur Abspielstation transportiert. - Bei SDR 3 kamen die meisten Titel davon. - Manchmal hat man das auch gehört, wenn das Band schon etwas abgenudelt war, dann gabs Höhenschwankungen.

Später gabs dan DIMOS, den ersten Digitalspeicher. - Auf Fotos, die im SDR-Magazin abgedruckt waren, waren das riesige Platten, ich meine, einer Bildplatte ähnlich.

Interessant wäre zu wissen, wie oft man dann die ganzen Musiktitel ins System eingespielt hat, also vom Original auf CAMOS, dann noch mal vom Original auf DIMOS. - War das System nun schon kompatibel zu heutigen Dateiformaten, oder mussten die alten Titel alle noch mal digitalisiert werden?

Grüßle
AFu
P.S. die Weiterführung dieses Themas finde ich sehr interessant.
 
Danke @count down für Deine Infos! Das hilft mir ja auch schon weiter.

Hast bzw. hattest Du früher einmal beim SWR (SDR?) gearbeitet? Antwort auch gerne per PN.

Und vor allem für viel gespeilte Titel gab es "CAMOS" - Cassetten-Molular-System. - Ein Hochregal mit hunderten von Kassetten, auf denen oft 3 Titel drauf waren. Nach Anforderung viel die Kassette aus dem Regal auf ein Förderband und wurde vollautomatisch zur Abspielstation transportiert. -
Später gabs dan DIMOS, den ersten Digitalspeicher. - Auf Fotos, die im SDR-Magazin abgedruckt waren, waren das riesige Platten, ich meine, einer Bildplatte ähnlich.
Es gab wohl schon in den 1980ern Jahren eine ähnliche Abspielmechanik bei Radio 3 Südfunk Stuttgart/Südfunk 3/SDR 3. Damals gab es das sogenannte SEKAMOS (Sendeabwicklung mit Kassetten-Modulationsspeicher ab 1984) Quelle: SDR3-History. Die Selbstfahrerstudios gab es wohl schon seit den 1970ern Jahren.

Angaben ohne Gewähr! :)
 
Mit dessen Inbetriebnahme war es fortan nur noch möglich, in den Sendungen CDs und Dateien abzuspielen, Bandmaschinen und Plattenspieler gab es im reinen Sendebetrieb von da an nicht mehr. Ein einzelner Plattenspieler kam erst 2008 auf Betreiben Roger Handts zurück ins Sendestudio.
Hier muss ich eine leichte Einschränkung machen - zumindest 2003 wurde pro Standort mindestens eine professionelle Bandmaschine vorgehalten, in der Regel eine A816 von Studer. Zweck war das Abspielen der Werbeblöcke, die eigentlich vom Vorläufer der Mediagroup passend auf einem Server vorgelegt wurden.
Da es richtig teuer wird, wenn ein gebuchter Spot nicht läuft, wurde Werbung auf Band als Havarie vorgehalten - und teils auch gleichzeitig mit der Ausspielung von Server gestartet, dann hätte man nur noch schnell den Regler der Bandmaschine hochreißen müssen (bzw. beim Motorfader-Diamond auf „Start“ drücken müssen).
Quelle: Bänder selbst zusammenstellen und auflegen/vorlegen müssen.

Zur gleichen Zeit kann ich mich an einige „Tag um fünf“-Ausgaben mit Wolf Scheller erinnern, die wurden noch auf Band produziert, üblicherweise auf einer M15A, weil man sich nie so ganz an den Bandzug und den mitdrehenden, zweiten Bandteller der A816 gewöhnen konnte. Und wenn Herr Scheller da war, er sprach auf die Sekunde. Hinten gelb, vorne rot dran, und den Bandkarton übergeben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie hat man das in den Sendern eigentlich mit "alten" Titeln gemacht, die man jahrelang von CD gespielt hat? Hat sich da jemand hingesetzt und irgendwann mal alle CDs aus den 80er/90ern (frühen 2000er) in das Sendesystem eingespielt und digitalisiert?
 
Unsinn, @chapri, alter Junge, das weißt Du besser. Die Digitalisierung über Jahre wurde nicht mit Aushilfskräften, sondern Festangestellten aus dem Archiv- und Technikbereich durchgeführt und auf korrekte Sendequalität überprüft. Letztlich erfolgte von der Musikredaktion die Konfiguration der Files in vielerlei Hinsicht: Abgesehen von Jahrzehnt, männlich, weiblich, Tempo, Intensität und anderen Kriterien mit den rein äußerlichen Kennwerten von Länge, Rampzeit, Fade out oder Cut und dergleichen mehr.
 
Speziell über die Digitalisierung der Archivbestände haben wir uns in den letzten Jahrzehnten schon oft unterhalten. Stichworte für die Boardsuche wären: "Der digitale Sender", ein Artikel der c't von 1999, aus dem ich in der Vergangenheit gern zitiert habe. Darin ging es zwar mehr um den WDR, der dafür eine eigene Tochtergesellschaft gegründet hat, aber auch um den SDR, SEKAMOS oder halt schon damals "von der Stange" erhältliche Server für Versicherungsanstalten, bei denen selbstverständlich auch nach vielen Jahren nicht ein einziges Bit kippen darf, und die natürlich auch Audiodaten sicher aufbewahren können usw. Die Boaardsuche findet das. Es wundert mich etwas, daß @AFu das nicht weiß, da er hier ja auch schon seit 21 Jahren "rumturnt". ;)

Einer der ersten Privatsender mit "volldigitaler" Ausspielung dürfte radioSAW gewesen sein, wenn ich mich recht erinnere. Zumindest war man 1995 mit dem Umzug in das neue Sendezentrum im Hansapark in Magdeburg sehr stolz darauf. Zuvor kam die Musik von CD, nur die Verpackungelemente (z.B. "Verkehr und Wetter - bei uns immer 10 Minuten früher") aus dem Computer.
 
Zuletzt bearbeitet:
Also der Legende nach soll Jürgen Jürgens beim SFB der erste gewesen sein, der ab Mitte der 80er innerhalb der "Hey music" live von CD gesendet hat und selbiges auch in der Mod vorher ankündigte. Dafür wurden dann per Rollwagen zwei, damals noch nicht ganz leichte CD-Player ins Studio geschoben und mit dem kleinen Pult der "Discothek" verbunden. Bedient werden durften die Geräte damals ausschließlich von Toningenieuren und - ausnahmsweise - auch von Moderator Jürgen Jürgens.
 
Ich habe neulich noch durch eine „Oldieshow“ auf WDR 1 von 1992 gehört; dort wurde ganz euphorisch betont, dass in der zweiten von zwei Sendestunden etwas Außergewöhnliche bevorstünde: „Fast alles von CD!“
 
Hallole,

@Zwerg#8 : Nein, ich kenne das Board nicht auswendig.
Danke für den Tipp. - Aber wenn ich die Suche mit dem Stichwort "Der digitale Sender" bemühe, kommen 37 Seiten Ergebnisse raus, wenn ich nach exakt dem Titel suche, kommt nix raus. - Also bringt mich die Suche in dem Fall leide nicht weiter.

Die Grund frage dieses Themas war ja eigentlich, wie die neuen Titel rein kommen, und ob Zugriff allgemein möglich ist (Also wenn DASDING einen Titel einpflegt, ob der dann auch sofort bei SWR 4 verfügbar währe, wenn sie ihn denn spielen wollten, dürften, täten. - Aber es scheint, selbst beim SWR nicht ganz so zu sein, da SWR 1 RP wohl nicht auf Titel zurück greifen kann, die bei SWR 1 BW im Sendesystem drin sind.

Dennoch spannend, wie sich das hier weiter entwickelt.

Grüßle
AFu
 
Innerhalb der ARD kann jede Welle einsehen, in welchem Digital- und auch Analog-Archiv ein Titel vorhanden ist. Ihn digital anzufordern oder vor Ort digitalisieren zu lassen, sind geübte Handgriffe.
 
Zurück
Oben