Wie spricht man die Hörer am besten an?

Mir würde im Leben nicht einfallen, auch nur in einer überschaubaren Kneipe drei, vier mir nicht bekannte, aber am Gespräch beteiligte Leute ohne Erlaubnis mit "Du" anzureden.
das ergäbe ja auch gar keinen Sinn, da Du ja mehreren Leuten einen ausgeben willst. Wohl gemerkt: Sinn ergeben,nicht Sinn machen. Das wäre dann nämlich eine dieser von @RadioHead angesprochenen Wendungen, die wortwörtlich aus dem Englischen übernommen wurden. Für mein Empfinden hören sich solche Phrasen oftmals irgendwie "schief" an. Genauer kann ich das auch nicht benennen.
Ja, dann muss das ja wohl alles seine Richtigkeit haben. Wir wissen ja:
:)
Seit dem Internet wird vermehrt geduzt. In Chats, in Foren. Und weil heute nahezu jede/r im Internet ist, überträgt sich das auch immer mehr ins Real Life.
Also, in Chats und Foren wird doch oft nochmal anders kommuniziert, als das im realen Kontakt mit realen Menschen der Fall ist. In einer großen Runde spreche ich eine bestimmte Person ja auch nicht mit einem "Ättzeichen" an. Oder nehmen wir die ganzen Abkürzungen. Ich hoffe nicht, dass mir im Radio mal irgendjemand erklärt, ein Sachverhalt stelle sich "afaik" soundso dar, er habe "btw" gerade mal aus dem Fenster geschaut und so weiter.
Für mich stellen die gesprochene und die geschriebene Sprache zwei eigenständig zu betrachtende, teils sehr unterschiedliche Felder dar. Das kann an Beispielen wie dem eben vorgeführten Unterschied zwischen Netzjargon und Sprache im Radio beobachtet werden, aber zum Beispiel auch in geschriebenen Texten wie diesem hier und noch viel mehr in Büchern oder Artikeln in Zeitungen. Ich war während der Veranstaltung, die mich zum Eröffnen dieses Threads verleitet hat, vornehmlich damit beschäftigt, aktuelle Tagesmeldungen in einen Wortlaut umzusetzen, der möglichst nahe an gesprochener Alltagssprache liegt. Das war anfangs gar nicht so einfach und ließ mich dieser Kluft richtig gewahr werden.
 
Da es mich gerade auch in meinem zur Duz-Kultur übergehenden (zwangsweise) Unternehmen drückt, kann ich mir hier trotz selbst verordneter Abstinenz diesen Kommentar nicht verkneifen: Wer alle und jedermann duzt, der nimmt dem Du seine Bedeutung und die in ihm enthaltene Wertschätzung und Vertrautheit. Was vermeintlich hipp und unverkrampft daherkommt, das ist in Wahrheit eine Verflachung, Nivellierung und Entwertung. Alles in allem konsequent die Fortsetzung der Trends, die in der Radiolandschaft seit Jahren dominieren und zu obsiegen scheinen.
 
Ich glaube, in diesem Thema werden zwei verschiedene Fragestellungen diskutiert, was manchmal zu Verwirrung führen kann.
Die eine Fragestellung dreht sich grundsätzlich darum, ob man im Radio siezen oder duzen solle. Eine durchaus interessante Fragestellung, die ich beim Eröffnen des Threads so gar nicht im Sinn hatte. Nach meinem Dafürhalten ist das weniger eine Frage des Alters, sondern eher eine des Umfelds. Ein Deutschlandfunk, der seine Hörer mit "Ihr" oder gar "Du" anspricht, wirkte auf mich weit weniger seriös. Ein lockeres Unterhaltungsprogramm darf dagegen gern "Ihr" zu seinen Hörern sagen. Der Moderator ist da ja auch eher eine Art Bekannter, der den Hörern im Plauderton von diesem und von jenem erzählt. Anders bei anspruchsvollen Programmen. Hier ist der Moderator eher so eine Art Dozent, dem ich in der Hauptsache zuhöre, weil er mir Wissen vermitteln soll.
Die andere Fragestellung ist da deutlich spezifischer und beschäftigt sich damit, ob man seine Hörer, wenn man sich für die Ansprache in der zweiten Person entschieden hat, nun im Singular oder im Plural anspricht. Letzteres ist freilich realistischer, da man ja nicht nur für einen einzigen Menschen sendet. Ersteres wirkt dagegen direkter und kann dadurch im wahrsten Sinne des Wortes ansprechender auf den Hörer wirken, allerdings kann es auch zu einer exakt gegenteiligen Reaktion führen.
Ich denke, die wenigsten hier sperren sich gegen das "Ihr", zumindest, wenn das programmliche Umfeld dazu passt. Eher wenige bestehen offenbar auf ein "Sie" auch in einem lockeren Umfeld.
Weitaus größerer Widerstand regt sich hier allerdings gegen die Ansprache des Hörers im Singular, was ich absolut nachvollziehen kann. Logisch nicht sinnvoll, in Doppelmoderationen verwirrend und sich aufdrängend.
 
Ich sehe gerade, der Threaderöffner hat nochmal nachgefragt.....(Leider funktioniert die Zitier-Funktion nicht).

1. Doch, ich besuche Konzerte. Da stört mich das "Ihr" nicht, da gemeinsames "Interesse".

2. Zu Hause höre ich persönlich "meinen" Lieblingssender. Du vermutlich hast einen anderen, kein Problem......

Gegenfrage: Geht es dir wirklich um die Ansprache oder möchtest du wissen, mit welchen Themen wir (jüngere) HörerInnen erreichen?

Ich höre gerne Matuschke, obwohl er "Euch" zu mir sagt.....Anderer Puinkt....
 
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1. Doch, ich besuche Konzerte. Da stört mich das "Ihr" nicht, da gemeinsames "Interesse".
Mir ging es da um den Moderationsvorschlag von @count down: "Zwei von Euch gehen heute noch ...", auf den Du einwendetest, Du seist Single. Konzerte kann man ja aber nicht nur als Paar gemeinsam besuchen, darum ging es mir.
Du vermutlich hast einen anderen, kein Problem......
Nur so nebenbei: Ich habe eigentlich gar keinen richtigen Lieblingssender und bezeichne mich selbst gern als Wellenvagabund. Wo es mir gefällt, da bleibe ich und wenn mir danach ist, dann drehe ich weiter.
Gegenfrage: Geht es dir wirklich um die Ansprache oder möchtest du wissen, mit welchen Themen wir (jüngere) HörerInnen erreichen?
Hm, das dürfte aus meinen Postings, so dachte ich, doch eigentlich ersichtlich geworden sein. Mir geht es wirklich um die Ansprache, nicht um die Themen, mit denen man bestimmte Hörergruppen ansprechen kann. Das wäre sicher auch interessant, war von mir aber nicht als Thema dieses Threads vorgesehen.
Ich höre gerne Matuschke, obwohl er "Euch" zu mir sagt.....Anderer Puinkt....
Ja, natürlich. Die vermittelten Inhalte wiegen natürlich deutlich schwerer als die Ansprache, zumindest sollte es so sein. Wenn mir nicht gefällt, was auf dem Sender läuft, ist es mir völlig egal, ob er "Sie", "Ihr" oder "Du" zu mir sagt. Ich höre ihn dann einfach nicht. Und umgekehrt ist es genauso. Wenn auf irgendeinem Singularduzsender irgendwas wirklich einzigartiges und aus meiner Sicht hörenswertes liefe, könnte ich selbstverständlich über die auf mich befremdlich wirkende Anrede hinweghören.
So wird es wahrscheinlich den meisten Hörern gehen, Menschen wie @StabsstelleIV, die einen Sender bei nach ihrem Empfinden falscher Anrede mit Missachtung strafen, sind da sicher die Ausnahme. Trotzdem ist es meiner Meinung nach nicht egal, wie man den Hörer denn nun ansprechen sollte, denn zwischen zähneknirschend akzeptieren, weil es ja um den Inhalt geht und sich wirklich angesprochen Fühlen gibt es ja dann doch nochmal einen Unterschied.
 
Ja, natürlich. Die vermittelten Inhalte wiegen natürlich deutlich schwerer als die Ansprache, zumindest sollte es so sein. Wenn mir nicht gefällt, was auf dem Sender läuft, ist es mir völlig egal, ob er "Sie", "Ihr" oder "Du" zu mir sagt. Ich höre ihn dann einfach nicht. Und umgekehrt ist es genauso. Wenn auf irgendeinem Singularduzsender irgendwas wirklich einzigartiges und aus meiner Sicht hörenswertes liefe, könnte ich selbstverständlich über die auf mich befremdlich wirkende Anrede hinweghören.
Dann haben wir wohl nur unterschiedliche Ansichten. Ich finde das persönliche "Du" besseer als das algmein haltende "Ihr", welches ich eher in Krisensitzungen erwarte..... Ich empfinde das "Du" auch nicht als befremdlich an...
Was? Kannst du das Problem bitte hier beschreiben?

Ich konnte ihn nicht vernünftig zitieren. Warum auch immer. Ist jetzt auch nicht so wichtig, außer es passiert häufiger. Dann melde ich mich.
 
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Wer Genderformen verwendet, damit sich bloß jeder auch überdeutlich direkt angesprochen wähnt, findet natürlich auch dass pseudo-individuelle "Du" gut.
Warum nur überrascht mich das nicht.
Passt irgendwie zu meiner eingangs aufgestellten These mit der Hyperindividualisierung in unserer Gesellschaft. Irgendwie drollig, dass überall immer mehr auf voll individuell gemacht wird, die tatsächliche individuelle Freiheit, dank immer engeren Meinungskorridors tatsächlich aber abnimmt. Womöglich hat das eine ja auch explizit mit dem anderen zu tun.
 
Habe ich das nicht ausreichend erklärt: in beidem geht es darum, dass man ganz persönlich angesprochen werden möchte. Beim Gendern, weil man meint nur damit sei das persönliche Geschlecht abgebildet und man würde persönlich korrekt angesprochen - über Sinn oder vielmehr Unsinn dieser Haltung gibt es hier ja einen anderen Faden - und beim "Du" wird man ja auch scheinbar aus einer Gruppe herausgehoben.
Ich jedenfalls glaube darin eine klare Parallele zu entdecken. Mögliche Ursachen habe ich ja geschildert, bin aber völlig offen für andere Interpretationen.

Bislang wurde das Forum, meiner Ansicht nach, dem eigentlich sehr spannenden Thema leider nicht gerecht.
Ich habe TORZ so verstanden, dass er sich auch eine etwas andere Diskussion erhofft hatte. Nicht zwingend, meine Einwürfe, aber doch mehr eine Analyse warum immer häufiger mit "Du" angesprochen wird und was sich Radiomacher davon erhoffen etc.
 
Ich glaube, er hatte noch mehr auf den Herzen als die Ansprache, was auch okay ist.

Ich bleibe beim "Du". Ich mag keine Gruppenasprache "Ihr". Die Gründe habe ich genannt.

"Gendern" war jetzt auch nicht mein Thema, sonst wäre ich vermutlich schon gesperrt.....
 
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der nimmt dem Du seine Bedeutung und die in ihm enthaltene Wertschätzung und Vertrautheit.
Als Adenauer noch Kanzler war oder zur Not noch Brandt mag das so gewesen sein.
In Zeiten mit Chats, Kommentarfunktion und ganz anderen Lebens- und Arbeitsformen als 1969 etc. ist das nur bieder altbacken und unzeitgemäß.
Was vermeintlich hipp und unverkrampft daherkommt, das ist in Wahrheit eine Verflachung, Nivellierung und Entwertung. Alles in allem konsequent die Fortsetzung der Trends, die in der Radiolandschaft seit Jahren dominieren und zu obsiegen scheinen.
Der Trend aus dem normalen Alltag und Leben. Mit "Entwertung" hat das gar nichts zu tun.
 
Wer Genderformen verwendet, damit sich bloß jeder auch überdeutlich direkt angesprochen wähnt, findet natürlich auch dass pseudo-individuelle "Du" gut.
Warum nur überrascht mich das nicht.
Passt irgendwie zu meiner eingangs aufgestellten These mit der Hyperindividualisierung in unserer Gesellschaft. Irgendwie drollig, dass überall immer mehr auf voll individuell gemacht wird, die tatsächliche individuelle Freiheit, dank immer engeren Meinungskorridors tatsächlich aber abnimmt. Womöglich hat das eine ja auch explizit mit dem anderen zu tun.
Komm, das ist jetzt wirklich weit hergeholt, sag' ich als jemand, der, wie man andernorts nachlesen kann, nun wirklich alles andere als ein Freund der Gendersprache ist. Das eine hat mit dem anderen nach meinem Empfinden absolut nichts zu tun. Eigentlich ist es sogar genau gegenteilig. Die Verfächter des Genderns sind ja darum bemüht, niemandem irgendwie eine Ansprache überzustülpen, die für ihn nicht zutrifft. Alles soll möglichst allgemein gehalten werden, damit jeder angesprochen, beziehungsweise niemand mehr als andere gemeint ist. Meiner Meinung nach führt das zwar oft genug dazu, dass dann gar niemand mehr richtig angesprochen wird, weil wir es dann mit irgendwelchen zerfetzten Wörtern oder unzureichend beschreibenden Formulierungen zu tun haben, aber das steht auf einem anderen Blatt.
Bei "Du" im Radio hingegen passiert ja genau das Gegenteil. Wenn der Moderator einen Beitrag beispielsweise mit den Worten "Viele von Euch kennen das ja bestimmt" einleitet und ich das, was dann im Anschluss beschrieben wird, nicht kenne, kann ich mir ja immer noch denken, dass ich dann wohl zu denen von uns (also den Hörern) gehöre, die das nicht kennen. Macht ja nichts, ich lasse mir ja jetzt was darüber erzählen. Leitet der Moderator dasselbe Thema aber mit "Du kennst das bestimmt" ein, fühle ich mich gleich weniger angesprochen. "Nein, ich kenne das nicht. Und woher willst Du denn eigentlich wissen, was ich kenne und was nicht? Hör doch mal auf damit, so zu tun, als würdest Du mich als Person wirklich kennen. Ich bin Teil Deiner Hörerschaft. Da sitzen gerade auch noch andere Menschen vor ihren Lautsprechern und hören genau dasselbe. Macht nichts, ich bin nicht eifersüchtig oder so, aber tu doch bitte nicht so, als säßest Du gerade für mich allein in diesem Studio."
Gut, das Ergebnis, dass am Ende niemand so richtig angesprochen wird, kommt aus meiner Warte gesehen tatsächlich beim Gendern wie beim Duzen im Radio zustande, aber die Intenzion und die Vorgehensweise dahinter ist wohl doch jeweils eine andere.
Bislang wurde das Forum, meiner Ansicht nach, dem eigentlich sehr spannenden Thema leider nicht gerecht.
Ich habe TORZ so verstanden, dass er sich auch eine etwas andere Diskussion erhofft hatte. Nicht zwingend, meine Einwürfe, aber doch mehr eine Analyse warum immer häufiger mit "Du" angesprochen wird und was sich Radiomacher davon erhoffen etc.
Ach, an und für sich bin ich schon ganz zufrieden mit der Diskussion. Ich hatte eben diese skurile Situation erlebt, dass von oben her zwar das "Du" angeordnet worden war und auch von allen brav umgesetzt worden war, gleichzeitig aber alle, die ich privat danach fragte, auch bedeutend lieber "Ihr" gesagt hätten. Witzig war, dass manche bei der Redaktionskonferenz, auf der ich das mal thematisiert hatte, noch dem Sendeleiter den Rücken stärkten, um mir dann hinterher hinter vorgehaltener Hand dann doch zuzustimmen. Daher wollte ich, wo ich doch schon mal hier angemeldet bin, einfach mal Meinungen von mindestens ebenso radiobegeisterten, aber unabhängigen, weil am fraglichen Projekt nicht beteiligten Menschen einholen. Und das hat ja schon ganz gut funktioniert. Ja, sogar von Usern, von denen ich nicht erwartet hätte, dass ich sie in diesem Thread oder überhaupt nochmal irgendwo hier im Forum lesen würde, gab es Rückmeldungen.
Allenfalls hätte ich mir tatsächlich noch ein paar Statements von Radiomachern erhoft, die das "Du" dem "Ihr" vorziehen. Die Gründe dafür hätten mich interessiert und vielleicht auch Erfahrungen, wie man beispielsweise die Verwirrungen in der Doppelmoderation vermeiden kann. Wenn da noch jemand etwas dazu zu sagen hat, nur zu!
Ich glaube, er hatte noch mehr auf den Herzen als die Ansprache, was auch okay ist.
Ja, wenn ich so drüber nachdenke, hast Du recht. Als ich diesen Thread hier aufgemacht habe, war ich gerade noch mittendrin in der "Aufarbeitungsphase" meines kurzen Ausflugs in die Radiomacherei. Im Laufe der letzten zwei Wochen kamen freilich noch mehr Fragen als nur die nach der Ansprache des Hörers dazu und generell hat mich einiges im Nachgang ziemlich beschäftigt, wobei ich entschieden anmerken muss, dass das ganz überwiegend auf eine positive Art passiert ist. Vielleicht hätte ich also noch ein bisschen mit dem Thread warten dann meine gesammelten Fragen hier stellen sollen, allerdings hätte das wohl zu einer großen Unübersichtlichkeit geführt, weil ein und derselbe Thread für völlig unterschiedliche Fragestellungen genutzt worden wäre. Vielleicht komme ich aber ja irgendwann nochmal auf andere Fragen zu sprechen, die mich seit der Hörfunkschule beschäftigen.
Ob es tatsächlich …

… ist, liegt offenbar in der Empfindung des jeweils Angesprochenen.
Ja, genau das denke ich auch. Das ist, wenn man mich fragt, kein Generationenkonflikt, sondern eine Frage der persönlichen Einstellung und des Anspruchs, den man an den Sender hat.
 
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Bei "Du" im Radio hingegen passiert ja genau das Gegenteil. Wenn der Moderator einen Beitrag beispielsweise mit den Worten "Viele von Euch kennen das ja bestimmt" einleitet und ich das, was dann im Anschluss beschrieben wird, nicht kenne, kann ich mir ja immer noch denken, dass ich dann wohl zu denen von uns (also den Hörern) gehöre, die das nicht kennen. Macht ja nichts, ich lasse mir ja jetzt was darüber erzählen. Leitet der Moderator dasselbe Thema aber mit "Du kennst das bestimmt" ein, fühle ich mich gleich weniger angesprochen. "Nein, ich kenne das nicht. Und woher willst Du denn eigentlich wissen, was ich kenne und was nicht? Hör doch mal auf damit, so zu tun, als würdest Du mich als Person wirklich kennen. Ich bin Teil Deiner Hörerschaft. Da sitzen gerade auch noch andere Menschen vor ihren Lautsprechern und hören genau dasselbe. Macht nichts, ich bin nicht eifersüchtig oder so, aber tu doch bitte nicht so, als säßest Du gerade für mich allein in diesem Studio."
Großartig geschrieben.
 
Hmm, also ich bleibe dabei und empfinde meine Analogie keinesfalls als weit hergeholt. Bei dem einen wollen die Angesprochenen nicht in einer angeblich diskriminierenden generischen Form untergehen, sondern es soll auf ihr ganz individuelles Geschlecht eingegangen werden, bei dem anderen soll der Hörer nicht in einer Masse an Hörern untergehen, sondern sich ganz individuell als einzigartige Person angesprochen fühlen.
Dass das an alle Hörer gerichtete "Du" diesen Zweck jedoch nur unzureichend erfüllt, hast du ja selber mit einem guten Beispiel belegt.
Beide Formen erzeugen kognitive Dissonanzen, wodurch am Ende im Zweifel gar niemand mehr richtig angesprochen wird.
Mehrere Menschen mit "Du" anzusprechen widerspricht außerdem den grammatischen Regeln und wirkt alleine deswegen verquer.
Warum Radiomacher es dennoch tun, würde mich auch brennend interessieren.
 
Wenn der Moderator einen Beitrag beispielsweise mit den Worten "Viele von Euch kennen das ja bestimmt" einleitet und ich das, was dann im Anschluss beschrieben wird, nicht kenne, kann ich mir ja immer noch denken, dass ich dann wohl zu denen von uns (also den Hörern) gehöre, die das nicht kennen. Macht ja nichts, ich lasse mir ja jetzt was darüber erzählen. Leitet der Moderator dasselbe Thema aber mit "Du kennst das bestimmt" ein, fühle ich mich gleich weniger angesprochen. "Nein, ich kenne das nicht. Und woher willst Du denn eigentlich wissen, was ich kenne und was nicht?
Sehr gutes Argument @Torz :thumbsup:

Nur die vorsichtige Gegenfrage: Wenn du (!! - ich bin kinderstubenfrei/ungezogen so frei und verwende das" Du" obwohl weder "Sie" noch ich "Ihnen" bzw. uns das "Du" angeboten wurde und keiner weiß wer älter ist und deshalb das alleinige verbriefte Recht dazu hat ein "Du" anzubieten... ) in der Kneipe zwei ca. Gleichaltrige mit "ihr kennt das bestimmt" anhaust und die beiden kennen das nicht, ist das Ergebnis das Gleiche wie mit dem Du im Radio.
Gut, du (!!) könntest auch beide getrennt mit "du kennst das bestimmt und du auch" ansprechen.

Ich bin mir einigermaßen sicher, dass keinem normal Hörenden (m/w/d/etc.) bei einem einigermaßen "jungen" Sender sich jemals Gedanken über "du" oder "ihr machen.
Eher wohl, wenn stocksteif, aber zeitgemäß und modern gesiezt würde.

Aber langsam dreht sich die Diskussion im Kreis.
Die Sender werden geprüft haben ob sie unverschämt frech und gegen den Zeitgeist ein Du oder Ihr versenden oder nicht.
Zurück zum Sie und zurück in die 1960er.
 
Wenn du ... in der Kneipe zwei ca. Gleichaltrige mit "ihr kennt das bestimmt" anhaust und die beiden kennen das nicht, ist das Ergebnis das Gleiche wie mit dem Du im Radio.
Gut, du (!!) könntest auch beide getrennt mit "du kennst das bestimmt und du auch" ansprechen.
Naja, die Beziehung im Radio hat eben doch nicht nicht gleiche persönliche Nähe wie beim Beispiel in der Kneipe.
 
und keiner weiß wer älter ist und deshalb das alleinige verbriefte Recht dazu hat ein "Du" anzubieten...
Ich bin mir sehr, sehr sicher, dass eindeutig Du der ältere von uns beiden sein musst. Meine Registrierung hier im Forum hätte rein rechtlich keinen Tag früher erfolgen dürfen. ;) Trotzdem duze ich Dich, denn das hier ist ja das Internet und wir zwei stehen uns hier nicht persönlich gegenüber. Das heißt, dass Du den User TORZ. und ich den User Sieber kenne, aber was für ein Mensch da jeweils dahintersteht, das wissen wir nicht. Das war auch mal ein Punkt, der mir ganz wichtig zu betonen war, als mir ein inzwischen gesperrter User mal "Angriffe auf meine Person" vorwarf. Ich setzte ihm damals auseinander, dass ich ihn als Forenuser nach herzenslust kritisieren, seine Beiträge nicht mögen und eine regelrechte Antipathie gegen ihn entwickeln könne, die Person könne ich jedoch dadurch niemals angreifen, weil ich sie als solche nicht kenne.
Beim Radio ist das genauso. Als Hörer kennt man den Moderator für gewöhnlich auch nur in dieser Funktion, aber mit dem Menschen an sich hat man zumeist nie etwas zu tun gehabt. Das ist so weit ja auch nicht schlimm, da es auf Gegenseitigkeit beruht. Der Moderator wird die meisten seiner Hörer, wenn er sie denn überhaupt mal bewusst wahrnimmt, nur in ihrer Rolle als Hörer sehen und ebenso wenig Ahnung davon haben, was das insgesamt so für Menschen sind. Diese Distanz zwischen Moderator und Hörern ermöglicht nun eine Art der Anrede, wie sie im direkten Gespräch wohl eher nicht zum Einsatz käme. Stünde der Moderator nun von Angesicht zu Angesicht seinen Hörern gegenüber und sollte ihnen beispielsweise einen Vortrag halten, würde er die Menschen, die da vor ihm sitzen, wohl eher mit "Sie" denn mit "Ihr" anreden. Und genauso würde ich Dich, würdest Du es mir nicht explizit anbieten, im persönlichen Kontakt niemals einfach so duzen.
Mein Beispielsatz lautete übrigens bewusst nicht "Ihr kennt das bestimmt", sondern "Viele von Euch kennen das bestimmt". Auch das ist ein Vorteil, den die Anrede im Plural meiner Ansicht nach bietet. Ein Equivalent im Singular suche ich vergebens. Allenfalls vielleicht "Viele von Deiner Sorte kennen das bestimmt", was dann aber völlig bescheuert klänge.
 
Das höfliche und vielleicht auch steife "Ihr" führt möglicherweise in die 1960er Jahre zurück, kann man so empfinden. Dann führt aber das nivellierende und wenig respektvolle "Du" direkt in die Steinzeit zurück. Dort kannte man auch kein "Sie".
 
Manni? Das freut mich jetzt aber wirklich. Willkommen zurück. Unterschiedliche Meinungen auszutauschen, gewürzt mit etwas Ironie. Gefällt mir...."Du" darfst bleiben. Und "Ihr" natürlich auch.
 
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