Immer wieder schafft es hier einer, mich in Erinnerungen schwelgen zu lassen.
Die Filstalwelle konnte ich aufgrund der Topographie auch ausserhalb ihres eigentlichen Sendegebiets immer in sehr guter Qualität empfangen. Zuerst nur zeitpartagiert mit dem Bürgerradio Göppingen auf 103.0MHz, später dann auf der weitreichenden Frequenz 105.4MHz.
In Sachen Lokaljournalismus war die Filstalwelle wohl nicht führend, das bestätigte auch eine Studie zur "Programmstruktur und Informationsangebote privater Hörfunksender in Baden-Württemberg" aus dem Jahre 1990, die mir hier vorliegt. Bestechend war aber die Hörernähe, welche die Defizite im Informationsbereich wieder wettmachte. Es gab täglich eine zweistündige Flohmarktsendung (im Dialekt moderiert) und vor allem abends/nachts wunderbares Partyradio, mit Hörerspielen, bei denen nicht der Gewinn im Mittelpunkt stand und mit einer handverlesenenen Musikmischung mit viel Maxiversionen, LP-Titeln, Remixen etc.
Die Filstalwelle war quasi ein Kleinod in der schwäbischen Radioszene. Nicht immer hochprofessionell, aber dafür charmant und extrem hörernah. Den ersten Mini-Eklat gab es mit der Einstellung der Volksmusiksendung am Sonntagmorgen. Wie fast alle Lokalradios hatte auch die Filstalwelle bis in die 1990er-Jahre hinein ein tageszeitorientiertes Musikprogramm mit Spartensendungen am Abend und am Wochenende. Dazu gehörte auch die obligatorische volkstümliche Schiene am Sonntagmorgen. Nachdem diese aus dem Programm gekegelt wurde, hagelte es Proteste, ich meine, es gab sogar eine kleine Demo vorm "Funkhaus". Das Musikprogramm wurde dann (es muss so um 1993 herum gewesen sein) schon etwas angepasst und die Ecken etwas abgeschliffen, Spartenangebote reduziert. Aber es war immer noch ein musikalischer Fundus, der den heutiger Dudler weit übersteigt, auch im Tagesprogramm. Insofern denke ich gerne an die Filstalwelle zurück, und es gibt noch Macher von damals, die heute (wieder) radioaktiv sind, z.B. beim nichtkommerziellen Lokalradioprojekt Radio FIPS.
http://www.radio-fips.de/
Insbesondere erinnere ich mich noch an einen Spontanbesuch bei der Filstalwelle Anfang der 90er. Nachdem mich zuerst ein grosser Hund begrüsste, wurde ich von einem Mitarbeiter burschikos und freundlich empfangen und mir wurde in aller Ausführlichkeit das Studio gezeigt und vorgeführt (dabei hatte ich mir doch nur ein Programmschema, Flyer und ein paar "Uffbäbber" erhofft). So gewinnt man Freunde als Lokalradio!