Musikredakteur - das war noch das feste Berufs-Ziel während meines Studiums. Inzwischen bin ich froh, dass ich diesen Beruf nicht ausübe:
1. Viele vor allem private Sender haben ihre Musikredaktionen inzwischen aufgegeben, die Musikabläufe werden außer Haus geplant (Stichwort: Formatvorgaben).
2. Den klassischen Musikredakteur gibt es inzwischen selbst beim öffentlich-rechtlichen Hörfunk nicht mehr. Eigene Vorschläge kannst du kaum noch einbringen, erst recht nicht deine Musikvorlieben durchsetzen. Du hast dirch an strikte Formatvorgaben zu richten und hast auf das meiste gar keinen Einfluss. Deine Hauptaufgabe besteht darin, neue Titel in den Selektor einzuspeisen. Ein Job, bei dem man kaum glücklich wird.
Ich habe während des Studiums in einer Musikredaktion volontiert. Aus dieser Zeit noch zwei Anekdoten:
a) als die CD eines vom Selektor ausgespuckten Titels nicht greifbar war (heute nicht mehr möglich, da alles digitalisiert und im Dateiformat im Rechner), haben wir als Ersatz den Title "Sowing the Seeds of Love" von Tears for Fears eingespielt. Prompt riefen in zwei Minuten PD und GF an, welch grausamen, depressiven Titel wir doch an diesem schönen Tag im Sommer zum Mod gegeben haben. Wir sollen ihn sofort aus der Selektor-Liste rausnehmen.
b) beim Musikhearing am Mittwoch (Musikredakteur und stellvertretender PD entschieden, welche Titel neu in die Rotation aufgenommen werden sollten), fiel seinerzeit 4 non Blondes mit "What`s up" zunächst als "nicht formatradiogerecht" durch. Als die Nummer nur zwei Wochen später auf Platz 1 der Charts schoss, musste sie ganz schnell wieder eingeplant werden.
Ich hoffe, ich habe dich nicht zu stark von deinem Berufswunsch abgeschreckt. Du kannst gerne mal die Sender abfragen, ob sie Musikredaktionen haben und dann nach einem Praktikum anfragen.