Die Entscheidungsträger, also die wichtigen Stakeholder, wollten kein DAB. Weder die Macher noch die Politik. Abschaltdaten, die man einst in Koalitionsverträgen festschrieben ließ, sind verstrichen und wurden wieder ausradiert. In Nds. hat sich sogar de Landtag klar gegen DAB ausgesprochen.
Die einzige treibende Kraft war das DLRadio. Die ARD ist mit riesigen, leistungsstarken Ketten ausgestattet, ebenso wie die großen Privaten. Und den kleinen Privaten war und ist DAB entweder zu teuer oder nicht kleinflächig genug strukturiert (reg. Werbung!). Das DRadio aber, was im Süden nur über Mittel- und Langwelle oder mancherorts gar nicht empfanbar war, sah zunächst sein Heil in der Zufunzelung mit leistungsschwachen und reichweitenschwachen Stadtsendern geringer Leistung (etwa ab Mitte der 90er bis Anfang der 2000er) und schließlich in DAB. Die damals aufgeschalteten, rund 160 UKW-Frequenzen mit ERP im Bereich <1000 Watt, senden im Großen und Ganzen bis auf wenige Ausnahmen bis heute durch.
Die Frage ist nun, warum die (wenigen) Privatsender in DE so sehr an ihren teuren UKW-Ketten hängen und bei DAB nur widerwillig mitmachen.
Reichweite, Reichweite, Reichweite.
Auf UKW haben RSH, FFN, FFH, RPR, Antenne 1, PSR usw. ein Alleinstellungsmerkmal. Nur die ARD ist noch besser oder vergleichbar ausgestattet. Auf DAB ist man einer von 50. Da geht man unter.
In MV gibt es überhaupt keine privaten Muxe.
Es gab 2017 und 2021 entsprechende Bemühungen seitens der LMA. Mit dem Ergebnis, dass weder die Hörer noch die beiden landesweiten Privaten Interesse hatten. Die Ergebnisse sind über die Forensuche zu finden, incl. exakten Zahlen einer Studie zur Beliebtheit und Marktdurchdringung von DAB in MV und den Werten, welche Programme vermisst werden.
NDS startet diesen Sommer mit gerade einmal 10 Standorten.
Wenn man bedenkt, dass die dortigen Privaten jahrelang als Blockierer galten - einerseits die beiden Großen, weil sie ihre komfortable Marktstellung ohne regionale Konkurrenz nicht aufgeben wollten, andererseits R21 denen das Netz nicht kleinteilig genug war oder ist für ihre Mini-Werbe-Inselchen - und sogar die Landespolitik sich klar gegen DAB ausgesprochen hat, ist es erstaunlich, dass DAB überhaupt kommt. Andernorts (Rheinland-Pfalz, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg) gibt es überhaupt keinen echten landesweiten Privatmultiplex oder allerhöchstens Einzelstandorte.
In SH gibt es ebenfalls sehr viele Lücken.
Auch in Kiel wollte man DAB nicht, genauso wie man den regionalen Lokalfunk verhindern wollte. Die "etablierten Anbieter" sahen darin eine Gefährdung ihrer marktbeherrschenden Position im NDR-RC-Duopol. In der Politik fand man willige Unterstützer. So existiert bis heute in Kiel kein kommerzielles Lokalradio/Cityradio auf UKW und die zahlreichen regionalen Projekte (Antenne Sylt, RZ1) wurden mit Hinhaltetaktik ausgehungert.