Zerstückelte Musik-Titel

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AC

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Immer mehr Sender stutzen von ihnen gespielte Songs rigoros zusammen, um noch mehr Titel in die Stundenuhr quetschen zu können. Dabei werden dann z.B. Gitarren-Soli rausgeschnitten oder langsame/ruhige Zwischenteile. Es gibt sogar Sender, die extra Kurzversionen ihrer Titel für die Wort-lastigen Sendestrecken morgens und nachmittags produzieren, um eine größere Anzahl von Titeln zu erreichen. Zu anderen zeiten laufen dann die Originale.

Meiner Meinung nach ist das ein fieser Eingriff in ein künstlerisches Werk, das anschließend nicht mehr das ist, was sich der Musiker/Komponist ursprünglich gedacht hat. So als ob man in einem Buch einfach ein Kapitel weglässt.

Was sagt die Radiogemeinde zu diesem Trend?
 
Du hast recht, sowas ist zum Kotzen (pardon), und typisch für gewisse Formate, die mehr und mehr entarten. Was kommt danach? Voicetracking mit 25% schnellerer Wiedergabe?
 
moin, moin,

@ ac

das war schon mitte der 90er (also im vergangenen jahrtausend) bei einigen sendern gang und gebe.
den kollegen fiel beim erstellen der stundenuhren auf, das man nur 12-13 titel in der vollen länge unterbkommt. wenn man stattdessen die sendercut-special-short-version spielt (max. 3.30...), schafft man mindestens einen titel mehr die stunde.
das ging auch jahrelang gut. mal abgesehen von dem einen oder anderen hörer, der beim sender anrufend nachfragte wo den das guitarrensolo oder der rapper sei. damals waren rapper mit blondinen der große renner, allerdings nur bei der plattenindustrie und den plattenkäufern, nicht bei den sendern und deren researchs...
erst als einige plattenlabels massiven rechtsdruck (anwälte...) machten und sich auf die künstlerischen rechte beriefen, wurden diese short versions wieder von der antenne genommen, bzw. nicht mehr so häufig eingesetzt...
ich spreche da aus eigener erfahrung und kann nur sagen, das sich "let it be" von den beatles in der 2,45 min merkwürdig anhört. aber da radio sich ja als nebenbeimedium positioniert und somit nur nebenbei konsumiert wird, dürfte das der großen hörermasse nie aufgefallen sein.
und es würde mich wundern, wenn das nach wie vor bei dem einen oder anderen sender vorkommt.
inzwischen hat man aber auch von seiten der plattenindustrie sich des problems angenommen und radioversions von songs angefertigt. und die klassische single ist nicht mehr länger als 3.5 minuten.
im gegensatz zu den 60ern, 70ern und auch noch den 80ern. da gibt es legendäre werke die locker die fünf minuten hürde nehmen (und wo auch jede sekunde weniger schade wären). damals hat man sich noch die zeit nehmen dürfen.
vielleicht klingen die popsongs auchdeshalb alle so austauschbar...
ganz im gegensatz zu einer bohemian rapsody von queen, the unforgiven von metallica oder ähnlichen monumentalen werken..
ach ja, damals war alles doch irgendwie anders...
gott sei dank durfte ich diese zeiten miterleben und gott sei dank finde ich das heute auch sehr g**l. und gott sei dank freue ich mich auf das was morgen kommen mag.
das leben ist schon schön.
 
Das alles wurde allerdings bereits Mitte der 80er praktiziert, ist mithin nichts neues.

Grundsätzlich ist eine Verhunzung von künstlerischen Werken natürlich abzulehnen, wobei man trefflich darüber streiten mag, welche Elaborate der zeitgenössischen Pupmusik überhaupt solchermaßen einzuordnen sind.

Außerdem werden ja die "Werke" nicht selten von der Plattenfirma als Radio-Edit in gekürzter Form bereits angeboten.
Geschickt editiert lassen sich in der Tat einige 5-Minuten-Riemen, die gerade mal Fleisch für 1 1/ Minuten haben für das Programm kompatibler gestalten, ohne daß es ein Hörer merkt.

Da ist eben Fingerspitzengefühl gefragt: Das Gitarrensolo aus "Stairway To Heaven" wird schon keiner rausschneiden, sofern der Titel überhaupt mal eingesetzt wird:)
 
bei der "philosophie", die radio heute verkörpert, ist das zerschnippeln der musik doch kein wunder. es ist einfach teil eines mediums, das mehr und mehr zur geräuschkulisse verkommt. amen und frohes fest.
 
Bitter ist das schon. Und dass "Telegraph Road" (Dire Straits), weil unkürzbar, nie läuft, ist mir in dem Fall dann auch lieber.
Dass viele Titel zu grausam sind für mehr als dreieinhalb Minuten, wird jeder Musikkenner bestätigen und jeder Nebebeihörer nicht merken. Also mag man es machen.
Es gibt ja auch immer wieder Verlage, die große literarische Werke in gekürzter Ausgabe veröffentlichen. Rechtlich ist das abgesichert, was bei Musiktiteln im Radio so nicht der Fall war/ist, aber unter dem Gesichtspunkt künstlerischer Freiheit ist auch das fragwürdig.
Insgesamt ist es eine marketingtechnisch sinnvolle Unart.
db
 
Original geschrieben von Rösselmann
Da ist eben Fingerspitzengefühl gefragt: Das Gitarrensolo aus "Stairway To Heaven" wird schon keiner rausschneiden, sofern der Titel überhaupt mal eingesetzt wird:)


Das Klavier-Intro von Bruce Hornsby's "The Way It Is" ist auch so ein Fall. Leider wird und wurde hier aber fleißig geschnippelt.

Grundsätzlich ist gegen ein Einkürzen von überlangen Titeln nichts zu sagen, solange das mit musikalischem Gefühl passiert. Leider ist das in vielen Musikredaktionen aber scheinbar nicht sehr verbreitet. Habe schon erlebt, daß Schnitte gesetzt wurden, die von Text, Tonart und Lautstärke her nicht passten. Hauptsache 10 Sekunden gespart.
 
Der Film Demolition Man mit Sylvester Stallone spielt in einer nicht so fernen Zukunft. Dort laufen im Radioprogramm nur noch Jingles und Werbetrailer.

FFH kastrierte irgendwann in den 90ern mal Fleetwood Mac 'Go your own way' um das Gitarrensolo. Das war für mich zumindest der Bruch mit diesem Funkhaus. Aber das MA-Quotenvieh zählt eben mehr, als Leute die zuhören - ich seh's ja ein.
 
Ich denke auch: Solange es vernünftig gemacht wird finde ich es angenehm Songs nicht zu lange zu spielen. Gerade bei der engen Rotation vieler Sender nervt es einen doch zu tode, wenn Sugar Babes, Jenny From The Block & Justin immer 4 Minuten laufen. Dann lieber kürzer und mehr.
 
karsten korn: "Sugar Babes, Jenny From The Block & Justin. (...) Dann lieber kürzer."

Nur zur Klärung. Das Kürzen der Genannten ist das eine, das Kürzen von Musiktiteln das andere. :D
db
 
Karsten, nichts für ungut, aber das klingt für mich, wie: "Wenn schon Sch...., dann lieber viele kleine Knödel und keine langen Würste!"

Etwas infantil, ich geb´s ja zu, aber der mußte leider...äh, raus.:D
 
Wie schon gesagt, es muss eine sinnvolle Kürzung sein. Ein kleiner Drop-In oder ein Ramptalk sind oft besser wie ein stupides "rausschneiden" bis zum ersten Refrain.
Übrigens, ich denke es ist dem Hörer völlig Wurst ob jetzt in der Stunde 12, 13 oder 14 Titel laufen! Oder würdet ihr als "NormalHörer" die Titel mitzählen?
 
12 oder 14 Titel in der Stunde, Kopiertechniker, das ist eine Frage des Marketings und Images. Die entscheidende Frage lautet nämlich:
Bist du ein Sender mit der totalen Vielfalt oder nur mit der absoluten? :D:D:D
db
 
Original geschrieben von der beobachter
karsten korn: "Sugar Babes, Jenny From The Block & Justin. (...) Dann lieber kürzer."

Nur zur Klärung. Das Kürzen der Genannten ist das eine, das Kürzen von Musiktiteln das andere. :D
db

Genau db wir verstehen uns!
Und meine Anmerkung kurzum:richtig gute Musik ungekürzt nur im CD / Mp3 Player @ home-eventuell noch bei Roger Handt
 
auch wenn dies für nur für einen bruchteil der sender interessant ist: gekonntes kürzen macht gerade bei elektronischen titeln sinn. auf manchen bemusterungs-cd's sind remixe der jeweiligen radioversion drauf, die evtl. besser ins programm passen. meist sind diese "clubmixe" aber in der "extended version" (irgendwo zwischen 5 & 8 minuten). da diese meist von dj's für das ineinander mixen auf dem floor gemacht worden sind, ist es relativ leicht, die reinen beat-strecken am anfang und am ende zu cutten. ergebnis ist eine radio-kompatible 3 1/2 bis 4 min nummer, die nach ausreichendem ramptalk-intro zügig auf den hook-punkt kommt. gleiches gilt für titel, die nur per vinyl bemustert werden.

aber ... wer hat sowas noch im programm? :(
 
@ clubgänger:
Wir :D Bei uns laufen z.B. Instrumentalversionen von Scooter (kommt im Übrigen saugut an!). Die gibts auf der normalen Maxi-CD nicht. Man nehme die Vinyl, ziehe sich die Extended Instrumental auf den PC, "halbiere" das Ganze und fertig ist ein Special Radio Edit den es wahrscheinlich so in der Form kein zweites Mal geben wird.
Das machen wir im übrigen auch mit Remixen von alltäglichen Singles. Wer sich traut in den Plattenladen zu gehen und sich durch die schwarzen Scheiben hört wird ne ganze Menge Alternativversionen zum schnell totgedudelten Hit. Diese Edits werden natürlich auch von Songs angefertigt die nur als 12" auf Vinyl erscheinen.
 
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