22.04.2004 | 20:23
Kronehit-Geschäftsführer verlässt (k)einen Sender
Martin Zimper verlässt einen Sender, den es so laut Eigendefinition demnächst nicht mehr gibt. Fusion Kronehit/Radio Energy 104,2 hat mit dem Programmdirektor möglicherweise ihr erstes prominentes Opfer
Hans Georg Otto, Mediaprint-GF und Kronehit-Eigentümervertreter. „Zimper hat Auftrag erfolgreich ausgeführt“
( © Mediaprint )
Wien. Knalleffekt beim Privatradioverbund Kronehit: Martin Zimper, Geschäftsführer und Programmdirektor, verlässt das Unternehmen mit sofortiger Wirkung. Die operative Leitung übernimmt Ernst Swoboda, der bereits zuvor in der Geschäftsleitung war. Programmchef wird Christian Schalt, der diese Funktion bisher als Stellvertreter inne hatte.
Die Gründe für Zimpers plötzlichen Abgang scheinen nicht ganz klar. Ernst Swoboda, als Geschäftsführer maßgeblich an den Fusionsgesprächen mit Radio Energy 104,2 und Kronehit beteiligt, zur aktuellen Entwicklung: „Martin Zimper war beauftragt, aus Krone Hitradio das Sendeformat Kronehit zu machen. Dies ist im Prinzip abgeschlossen.“ Auch wenn die Fusion mit Radio Energy 104,2 laut Swoboda „nie mit Herrn Zimper besprochen“ wurde, sei es die gemeinsame Meinung, in der Phase der Umstellung getrennte Wege zu gehen. Zum Hintergrund: Am 9. April 2004 wurde dem Kartellgericht eine Beteiligung seitens der französischen Radiogruppe NRJ Group an Kronehit gemeldet, womit das Zusammenrücken der beiden Sender Gestalt annahm.
(K)ein Interessenskonflikt?
Martin Zimper, der bereits während seiner Geschäftsführer-Tätigkeit und mit Wissen von Kronehit zusätzlich auch Hauptgesellschafter beim niederösterreichischen Privatsender PartyFM war, bewertet die Vorgänge etwas differenzierter. „Ich habe mich zurückgezogen, weil Kronehit demnächst nicht mehr existiert. Mein Auftrag entfällt ab dem Zeitpunkt, wenn Energy die Macht übernimmt.
Ein weiterer Grund für den Weggang Zimpers könnte auch in seiner Beteiligung an PartyFM liegen. Ernst Swoboda von Kronehit erklärt im medianet-Interview, dass der Zusammenschluss mit Radio Energy 104,2 nur ein erster Schritt sei. „Wir sind offen für neue Einbindungen, zu denen auch PartyFM gehört. Aufgrund der Entwicklung gibt es Interessen, die aufeinander stoßen und in gewisser Weise auch gegensätzlich sind“, so Swoboda über den nun plötzlich entstandenen Interessenskonflikt bei Martin Zimper als Kronehit-Geschäftsführer einerseits und Gesellschafter von PartyFM andererseits.
Interessantes Detail am Rande: Für eine neu zu vergebende Lizenz im Raum Bregenz bewerben sich neben einem lokalen Sender pikanterweise noch Kronehit und PartyFM.
Auf die Frage, ob Martin Zimper ohne die Fusion mit Radio Energy weiterhin Kronehit-Geschäftsführer geblieben wäre, antwortet der nun selbst neue Kronehit-Geschäftsführer Ernst Swoboda nach langer Nachdenkpause knapp und kryptisch mit einem kurzem: „Kann sein.“
Langes Lizenzverfahren
Nicht in Zusammenhang mit Zimpers plötzlichem Abgang dürfte eine für denselben Tag anberaumte ungewöhnlicherweise zweite Sitzung der Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (RTR) in Wien stehen. Einziger Tagesordnungspunkt: Vergabe der heiß begehrten Bregenzer Lizenz. Sebastian Loudon, RTR-Pressesprecher für den Bereich Rundfunk, erklärt die Gründe für die, wenn auch etwas ungewöhnliche neuerliche Sitzung der Lizenzbehörde gegenüber medianet mit der schon sehr langen Dauer des Verfahrens. „Die erste Sitzung fand schon am 7.10.2002 statt. Mehrere Wiedereinsetzungsanträge der Parteien mussten von der oberen Instanz entschieden werden und die Behörde sieht nun zusätzlichen Informationsbedarf.“
Eine erste Reaktion auf die mögliche Begehrlichkeit durch Kronehit/Radio Energy 104,2 dem Sender PartyFM gegenüber gibt es schon. Geschäftsführer Andreas Früchtl erklärte nach Information durch medianet in einer Aussendung klar und deutlich: „Ich denke über einen Verkauf nicht nach.“