AW: Verdrängt das Internet das UKW-Radio?
Vor allem die Öffentlich-Rechtlichen sind ja der Überzeugung, dass Internet und iPod keine Konkurrenz für sie seien. Ich sage es noch einmal: Das ist erst der Anfang ...
Wenn das so wäre, hätte man nicht jedes Gerät, das irgendwie zur Medienwiedergabe befähigt ist, zu einem Empfangsgerät erklärt und somit in die Gesetzgebung zum Gebühreneinzug einbezogen. Man weiß also sehr genau, mit wem man es zu tun hat.
Außerdem begegnet man dem ÖR im Internet ständig und weit schneller, als man es für möglich hält. Überall befinden sich Links auf Webinhalte der Sender: Nachrichten, Themeninfos, Podcasts, Vidcasts. In sozialen Netzwerken und Blogs werden diese zu Diskussionen herangezogen, demnach also auch genutzt. Es dürfte auch mittlerweile kein ÖR-Hörfunkprogramm mehr geben, das nicht auch als Webstream verfügbar wäre.
Die Behauptung, man würde das Internet quasi ignorieren, ist also grundfalsch.
Zur Eingangsfrage: Da UKW als Medium leider längst als im Rentenalter befindlich deklariert wurde, ist seine zwangsläufige Ablösung absehbar. Möglicherweise wird sie mit einem ähnlichen Schlag eintreten, wie ihn die Abschaltung des analogen Fernsehrundfunks hinterlassen hat. Dann werden alle einfach gezwungen sein, sich im Dschungel der angebotenen Kompromisse einen tragfähigen für sich zu suchen und Umsatz zu machen.
Radiohörer haben dabei nur einen einzigen Vorteil: Wenn sie Internet immer und überall verfügbar haben, sehen sie sich einer gigantischen Auswahl gegenüber. Qualitativ verbessert sich nichts. Streams jenseits der 192 KBit/s (MP3), bei denen man langsam von HiFi sprechen kann, werden noch lange kein Standard sein. Es gibt ja heute noch genügend Programme, die ihre Webstreams teils deutlich unter 128 KBit/s anbieten und somit weit von der klanglichen Leistung eines UKW-Senders entfernt liegen.
Thema Sound: Digitales Radio würde ja auch endlich das Argument entkräften, die Programme auf 0-dB-Dynamik zusammenzukomprimieren. Es gäbe kein Empfängerrauschen mehr, keine schwachen Empfangssituationen und auch keinen Modulator, dessen Hub bis aufs letzte kHz auszutrampeln wäre.
Auch hier zeigen Vergangenheit und Gegenwart, dass da nichts begriffen worden ist. DSR, ADR selbst das analoge Satellitenradio und auch Webstreams hätten längst von einem Signalweg an der Brikettpresse vorbei versorgt werden können und somit entspanntes Hören ermöglichen. Das findet einfach nicht statt und somit bleibt digitalem Rundfunkempfang ein ernsthaftes Pro-Argument verwehrt.
Aber wozu sich darum Gedanken machen? Seit der CD schon gilt das Wort "digital" als zwangsläufig geil. Man muss es nur einmal aussprechen oder irgendwo aufdrucken und schon sitzt die Geldbörse des potentiellen Käufers locker.
Eins noch: Internet das UKW-Radio ablösen?
Na sicher! Schon längst Normalität ist nämlich auch, dass große Funkhäuser neben ihrem/ihren Hauptprogramm/en gleich mehrere Sparten- und Themenstreams im Internet anbieten. Damit wird deutlich, das auf Hörer dort gesetzt wird und wenn diese reinen Webprogramme nicht gehört würden, würden sich diese Investitionen auch nicht lohnen. Das Netz aus Schleichwegen weg vom konventionellen UKW-Radio bzw. um dieses herum besteht längst und wenn sich genügend Nutzer darin verlaufen haben, kommt der Zapfenstreich unweigerlich. Wenn es nach der DAB-Lobby gegangen wäre, würde er uns schon lange in den Ohren klingeln und auch das würde mehr Hörer ins Netz drängen.