Der Tagesmoderator: Eine aussterbende Spezies?

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Ich denke auch, dass sich Sender ohne Moderation überflüssig machen. Gerade Radio lebt doch von Personality und Unterhaltung.
Wenn ich nur Musik hören will, schalte ich eine Festplatte an und hab sogar zu 100 % Songs die mir gefallen.
Radio HH hat ja auch wieder diese langen Musikstrecken ins Programm genommen und bei der MA verloren, genau wie OK Radio in den 90ern, kurz vorm Ende, gerettet hat es Sender nie.
 
@Willi Winzich: Du meinst Wilantis, das Wissensradio, das in Stuttgart auf UKW 88,6MHz sendete. Es war wenig erfolgreich, eben weil es so uninspiriert und nach Konserve klang. Campanile war in den 90ern mal irgendwas, ich glaub ein Vorgänger von Domradio...aber daran hab ich keine Erinnerung mehr.
 
Wenn ich nur Musik hören will, schalte ich eine Festplatte an und hab sogar zu 100 % Songs die mir gefallen.
Das tust DU vielleicht! Die wenigsten sonst dürften jedoch genau so agieren.
Oder anders gefragt: Schießen die Streaming-Plattformen sich selbst Geld zu, sie hätten einen unerwartet hohen Kundenzulauf und behaupten dann munter in die Weltgeschichte hinaus, ihnen ginge es derart gut?

Mich erinnert das gerade so ein bisschen an das Modern Talking-Phänomen:
Niemand hat's gehört, aber jeder kannte sämtliche Titel und auch heute sind noch immer in den vielen Haushalten Vinyls und CDs von ihnen zu finden.
 
@Inselkobi Nein so wollte ich es nicht gemeint haben: Die Sender die ich höre sind ja eben mit interessanter Moderation, Thema ist ja hier ob man auf diese komplett verzichten sollte.
Und ich muss ja sagen, diese 8,9,10 Hits am Stück sind für mich das uninspirierteste was die Sender immer wieder ausgraben. Erfolg hat es aber bisher wohl keinen wirklich gebracht.
Sicher sagen die Hörer bei umfragen sicher, dass die Mods zuviel quatsch verbreiten, aber schalten eben dann ohne Moderation doch nicht ein.
Oben bereits genanntes OK Radio hatte seine Hochphase in der Quote am Anfang, wo wirklich viel uns lustig moderiert wurde, dann wurde immer mehr gekürzt und es ging bergab.
Deine Frage zum Streaming verstehe ich nicht. Das ist doch quasi meine genannte ins Netz verlagerte Festplatte, die meine Wunschmusik spielt.
 
Man muss hier unterscheiden wie Radio gehört wird. Zu den unterschiedlichen Tageszeiten wird Radio nämlich unterschiedlich gehört. Morgens beim Frühstück will der Radiohörer unterhalten werden - mit Witz, Charme, aber auch Information. Das reicht dann weiter für die Fahrt zur Arbeitsstätte. Dafür gibt es die Mornings Shows. Ab dort, also mit Arbeitsantritt, hat er eigentlich keine Gelegenheit mehr richtig zuzuhören, er will eher durch Musik unterhalten werden, höchstens unterbrochen durch News. Wenn er dann ab 16 Uhr die Arbeitsstätte wieder verlässt, ist für die Heimfahrt ein Moderatorenteam zur Unterhaltung wieder wichtig. Später am Abend läuft das Radio eigentlich so gut wie gar nicht mehr. Da Radio in wirtschaftlicher Hinsicht schon lange kein Selbstläufer mehr ist (Stichwort: Rabattdruck) reicht die Konzentration auf die Prime Times aus. Das Internet ist ein Sonderfall, Webstreams sind zum "Kurz mal einschalten und dann wieder zurück zum Muttersender" geeignet. Ich kenne kaum Leute die einen Webstream laufen haben und das Hauptprogramm nicht mehr hören. Es ist also mehr eine sinnvolle rein musikalische Ergänzung. Bei DAB ist es wieder was ganz anderes, null Perspektive auf Refinanzierungsmöglichkeit lassen mehr als Nonstop-Musik aus dem Computer nicht zu. Hinzu kommt dass viele der Macher selbst nicht an die Technik glauben und daher auch nicht investieren wollen. Wobei ich mich nach wie vor frage warum sie dann überhaupt mitmachen !? Ich denke es geht hier mehr um "Sendeplätze und Frequenzen besetzen", sollte es doch irgendwann was werden...
 
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Sicher sagen die Hörer bei umfragen sicher, dass die Mods zuviel quatsch verbreiten, aber schalten eben dann ohne Moderation doch nicht ein.
WÜRDEN sie es doch endlich mal so machen! Aber doch, sie schalten wieder ein! Ebenso wie sie bei der nächsten Bundestagswahl auch wieder einer der "etablierten" Parteien ihre Stimme geben werden. Der Mensch ist ein "Gewohnheitstier", das im Freundeskreis oder am Stammtisch gern laut motzend und propagierend sitzt, aber sobald es darum geht die Stimme zu erheben, ist vorallem der Deutsche, ganz klein. Anstatt auszuschalten oder den Sender zu wechseln schaltet er wieder ein, merkt sich die Claims und erzählt ganz brav bei der nächsten MA dass er "SEINEN Sender" kennt und hört.
Klar, der eine oder andere traut sich auch zwischendurch mal was anderes zu hören und stellt dann ganz erstaunt fest, dass "die ja auch ein ganz passables Programm" (das sich jedoch kaum vom erstgehörten unterscheidet) anbieten. Und wenn er dann noch gerade unterwegs oder am Arbeiten ist und das Radio nur nebenbei dudelt, sind diese 10 Hits am Stück doch prima. Man muss sich nicht auf das "blöde Gelaber von den Moderatoren" konzentrieren, sondern hört "die Beste, die Neueste und die tollste Musik" am Stück.
 
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Wenn Du einen Betriebswirt mal über das Radiobusiness gehen lässt, dann wird er als erstes feststellen, dass 60 Minuten Musik nicht einmal zehn Prozent von dem kosten, was 60 Minuten Wort kosten.
Und dann gibt es noch das extrem teure "lokale Wort"
Das mittelteure "Infowort"
Und das preiswerte "Konservenwort"
Erste betriebswiortschaftliche Maßnahme: Möglichst wenig vom extrem teuren und vom mittelteuren Wort, möglichst viel vom preiswerten Konservenwort. Da sind die meisten Programme shcons eit Jahren angekommen.
Jetzt geht es aber weiter:
Aus der Programmphilosophie "Wir machen Musik und (preiswertes)Wort", wird dann schnell eine Philosophie "Wir machen möglichst viel Musik und möglichst wenig Wort". Die Logik endet bei "Wir machen nur noch Musik". Das kostet am wenigsten.
Und da steuert es inzwischen hin.

Alles hat damit begonnen, dass Betriebswirte statt Journalisten die Herrschaft in den Sendern übernommen haben.
 
Völlig falache Einschätzungen der Hörer, ihrer Gewohmheiten umd Wünsche lese ich da. Der Alltag ist heute so pluralistisch, dass ich schlichtweg gar nicht mehr wisse kann, was "der Hörer"(den es so ohnehon nicht gibt) gerade macht oder lässt. Richtige Entscheidung: Ich lasse diese Prämisse ganz weg und mache einfach ein gutes, attraktives Programm, das aus Hinhörern besteht. Den Hörer fesseln. Er schaltet ein, weil er sonst das Gefühl hat, was zu verpassen. So funktioniert Radio 2014 und on Zukunft. Und wer nix wird, wird Betriebswirt und versteht daher bis heute nicht, dass er eigentlich langfristig denken muss.
 
Was soll die Diskussion? Den betroffenen Sendern geht es doch nicht um eine Neudefinition des Radios, sondern schlicht und einfach darum, Personalkosten zu sparen.
Das mag richtig sein; trotzdem schaufeln sich die Sender damit ihr eigenes Grab. Wenn Radio nur noch als eine willkürliche Mischung aus Musik und Werbejingles wahrgenommen wird, verliert man sowohl diejenigen Hörer, die "mehr" von ihrem Radioprogramm verlangen, als auch mittelfristig diejenigen, die die Möglichkeit haben, auf einen anderen Musikmischmasch zu wechseln, ohne nervige Jingles, ohne die Titel, die man nicht mag.
 
@WilliWinzich : Du meinst Wilantis, das Wissensradio, das in Stuttgart auf UKW 88,6MHz sendete. Es war wenig erfolgreich, eben weil es so uninspiriert und nach Konserve klang. Campanile war in den 90ern mal irgendwas, ich glaub ein Vorgänger von Domradio...aber daran hab ich keine Erinnerung mehr.
Ja danke! Klar meinte ich Wilantis. Das hatte ich verwechselt. Die Beiträge waren halt von belehrend bis steril und wie schlechte PR von Agenturen...
Campanile - und da erinnere ich mich jetzt auch, war ein konservativer katholischer Nachrichtensender (so die Selbstdefinition meiner Erinnerung nach). Konte ich seinerzeit über SAT empfangen - gehört hab ichs nie, deren Weltbild ist nicht meines... Der Sender war aber wohl durchaus moderiert - gehört also nicht ins Thema...

Nochmal klar zum Thema meine Meinung zusammengefasst:
Nonstop-Musikkanäle als Invotaion, neuen Trend anpreisen zu wollen, ist Blödsinn. Das können Plattformen wie last.fm, lautfm.de, spotify und die SD-Karte im Smartphone viel besser, wenn man das wirklich brauchen täte. Mochte ich auch bei den diversen StarSats nicht. Aber zu der zeit gab's halt noch kein Internet. Anderseits Payradio-Nonstop-Musik-Kanäle gabs da schon. Die Anbieter haben längst aufgegeben...
Wenn ein unmoderierter Kanal aber als JukeBox gemischt mit regelmäßig aktualisierten inhaltlichen Beiträgen umgesetzt wird, muss man genauer hinschauen, was das taugt.

Oder anders gefragt: Schießen die Streaming-Plattformen sich selbst Geld zu, sie hätten einen unerwartet hohen Kundenzulauf und behaupten dann munter in die Weltgeschichte hinaus, ihnen ginge es derart gut?
Ich bezweifle, dass von denen irgendeine tatsächlich schon Ertrag abwirft. Noch drängeln sie danach, über Exklusivverträge mit Plattformanbieter bevorzugt wahrgenommen zu werden. Der Hype bei Spotify ist auch schon wieder vorbei. Und last.fm - das für meinen Geschmack das größte Potential hätte, ist hinter der Paywall in D auch nich mehr sonderlich interessant.
Und bei den Werbefinanzierten Streamingdiensten für Musikvideos hat mit QTom einer der Pioniere schon das Handtuch geworfen.
 
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... wird dann schnell eine Philosophie "Wir machen möglichst viel Musik ...
Da fallen mir doch gleich Helmut Käutner oder Aldo von Pinelli ein, die vor über 70 Jahren einer auch heute noch nicht ganz unbekannten Interpretin, die aber nicht mehr im Hörrundfunk stattfindet, folgende Worte in den Mund legten:
... mit Musik, erreicht man ja auf dieser Welt bestimmt viel mehr,
wir machen Musik, da geht Euch der Hut hoch,
wir machen Musik, da geht Euch der Bart ab...

Wir machen Musik, da geht Euch der Knopf auf,
wir machen Musik, da bleibt Euch die Luft weg...

Für die, die es auch hören wollen, hier ist der Link, und das Lied beginnt ab 12:05 min.
 
Hörerinnen und Hörer wenden sich nicht genervt ab, das ist der Trugschluss. Statt sich abzuwenden (abzuschalten) lassen sie nämlich genervt weiterlaufen. - Deshalb kommen ja immer noch diese euphorischen MA-Zahlen zustande.

An die du noch immer so standhaft glaubst wie die Evangelikalen an die Schöpfungsgeschichte...

Wenn Radio in Deutschland künftig überhaupt noch ansatzweise funktionieren soll müssen sich die größeren kommerziellen Radioveranstalter drei Fragen stellen:

  • Welche (Minimum drei) klar unterscheidbaren, voneinander weitgehend unabhängigen modernen Musikformate (davon eines deutschsprachig) kann ich landesweit erfolgreich vermarkten und dank Innovationskraft sowie einer durch Konzerte und Medienanschluss präsenten Musikszene dem Hörer schmackhaft machen? Zur Zeit dudeln im deutschen Hitradio ein paar Importstars, für die sich nur kleine Minderheiten interessieren. Verlegerinteressen dürfen bei der Formatwahl keine Rolle mehr spielen, aber wie es scheint herrscht in diesem Lager längst totale Konfusion.
  • Wie kann ich Radio dank zielgruppennaher Moderation lebendig gestalten?
  • Wie kann ich mir dank neuer erfolgversprechender Wortformate (Sport, Talk & Lifestyle etc.) zusätzliche Standbeine schaffen (Anspruch muss hier absolut kein Kriterium sein)?
Diese Fragen werden wohl erst in der Post-Printradio-Ära ernsthaft aufgeworfen werden, weil die derzeitigen Hierarchen kein anderes Interesse zu haben scheinen als den alten Gaul zu Schanden zu reiten. Die Folge wird sein, dass wir nach dem zwangsläufigen Scheitern dieses Geschäftsmodells im Musikbereich nur noch kostensparende, halbautomatisierte Promotionswellen finden werden, wenn auch in größerer Zahl und in großer stilistischer Breite ("vom Hip Hop bis zur Volksmusik").
 
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Die Frage bei langen Musikstrecken muss lauten:

1) Informiert der Sender bei Notfällen im Sendegebiet und unterbricht die Musikstrecke? Oder ist der Sender während der Musikstrecke unterbesetzt?
Was passiert wenn eine riesige schwarze Wolke (Chemieunfall o.ä) sich über dem Sendegebiet ausbreitet - wann werde ich informiert?

2) Wie ist die Präsentation der Musik?

3) Ist diese Musik-Spezialstrecke ein Leckerbissen und Hinhörer oder einfach nur die normale Rotation?

Ich hatte heute zur Selbstgeißelung einen Sender aus BaWü eingeschaltet, der gerade eine Musikstrecke am versenden war. Ein netter Oldie von Guns and Roses war dabei, eine Hookpromo, kein Service um halb. Und es wurde geteased dass man den Sommer genießen soll mit mehr Musik "ab 9". Nach etwa 25 Minuten musste ich ausschalten. FFH hatte zur gleichen Zeit als Kollegentalk den E-Mail-Klau. Ist schon interessanter als nur Musik.

Lange Musikstrecken = JA, wenn die Strecke was besonderes ist. Zum Beispiel Lounge FM Deutschland.

Richtiges Radio, welches die Masse anspricht braucht in jedem Fall einen Moderator, der auch mal schnell reingehen kann, wenn was in der Welt passiert, ein Falschfahrer da ist, oder einfach nur um zu sagen wann Phil Collins mit der Nummer auf Platz 1 war.

Auch wenn ich viel über SWR3 meckere. Zum Nebenbei hören und dabei etwas mitbekommen was so los ist in der Welt ist mir das schon lieber als so eine ausgelutschte Musikstrecke die nach "Tschuldingung, wir können grad nicht - sind am Baggersee... das würde auch ihrem Nachbar gefallen!" klingt.

Fazit: Musikstrecken ohne spezielle Programmierung/Musikfarbe sind für die Tonne.
 
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