Dudelfunk: Argumente pro und contra - wie ist es dazu gekommen?

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Formatradio ist auch radioeins. Aber die sind wirklich durchhörbar (vielleicht mal vom Autopapst abgesehen), haben sehr viel Abwechslung (recht enge Rotation bei Playlistneuheiten, gewaltiges Archiv mit wenigen Wiederholungen und vielen Perlen, null Superhitgedudel, und die kennen nicht selten auch mal Sachen bevor ich sie kenne), fähige Moderatoren, ausführliche Wortbeiträge, und verzichten auf dummes Geclaime. Das ist übrigens AC im reinsten Wortsinne.
 
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Und mit einer Mär muss man an dieser Stelle mal aufräumen:
KEINE Welle innerhalb der ARD spielt eine kleine Rotation weil das Archiv zu klein ist.
Wenn ich (Musikredakteur) will kann ich mir jeden Musiktitel aus den Archiven jeder ARD Anstalt besorgen.
 
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Im Prinzip ein altes Thema und in anderen Threads wird der so genannte "Dudelfunk" ausgiebig durchdiskutiert.

Ich bin seit ca. 30 Jahren Radiohörer und damals mit SWF3 groß geworden. Ich habe es in anderen Threads schon mal gefragt: war die Musikauswahl damals in den 80ern etwa abwechslungsreicher, oder spielte man seinerzeit auch alle 5 Stunden "Shout" oder "People are People"? Dann hatte es 1985 auch schon Dudelsender gegeben, oder? Bloß damals waren viele "verrrückt" nach dieser Musik, weil es eben "deren" Musik war. Und genau den gleichen Leuten gehen heute Lady Gaga und Pink auf den Zeiger, auch weil sie in Dauerrotation alle 5 Stunden gespielt werden.

Kein Sender erwartet, dass seine Hörer stundenlang vor dem Gerät sitzen und jedes Wort mitverfolgen. Vielmehr führt eine engere Rotation dazu, dass sich der Stammhörer beim Einschalten gleich "zu hause" fühlen soll. In vielen Fällen geht das auch gut. Für den unzufriedenen Rest wurde das Zappen erfunden, das gilt nicht nur für das Fernsehen. Autoradios und Home-Receiver haben mindestens 6 Stationstasten, im Internet hat man eine schier unendliche Auswahl an Stationen.

Die Kunst in der heutigen Zeit ist es nicht, neue Hörer zu gewinnen, sondern seine Stammhörer zu halten.

Eine schwere Aufgabe!
 
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Funkminister: Klar, es kommt immer darauf an, was man aus dem Archiv macht. Dazu muss man vor allem auch erstmal wissen, was da alles so schlummert.
 
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Ich bin seit ca. 30 Jahren Radiohörer und damals mit SWF3 groß geworden. Ich habe es in anderen Threads schon mal gefragt: war die Musikauswahl damals in den 80ern etwa abwechslungsreicher, oder spielte man seinerzeit auch alle 5 Stunden "Shout" oder "People are People"? Dann hatte es 1985 auch schon Dudelsender gegeben, oder?

Wenn ich mir dagegen ansehe, welches gigantische musikalische Spektrum Bayern 1 vor 30 Jahren bediente (von der Operette über echte Volksmusik und Schlager bis hin zu Schellack-Platten und Pop), und wie erbärmlich dagegen das heutige Programm ist, dann sehe ich hier einen massiven Verlust an Qualität und Abwechslung.

Für den unzufriedenen Rest wurde das Zappen erfunden, das gilt nicht nur für das Fernsehen. Autoradios und Home-Receiver haben mindestens 6 Stationstasten,

... die aber genauso gut auch unbelegt bleiben können, weil es keine Alternativen mehr gibt. Interessanterweise ist man da heute wieder auf dem Stand von vor 40 Jahren.


im Internet hat man eine schier unendliche Auswahl an Stationen.

Ja.


Die Kunst in der heutigen Zeit ist es nicht, neue Hörer zu gewinnen, sondern seine Stammhörer zu halten.

Komischerweise passiert aber genau das Gegenteil: Die treuesten Hörer, nämlich die Generation 50+, werden systematisch vergrault und die jüngeren Stammhörer will man ernsthaft mit einem Programm, das jeder iPod abwechslungsreicher gestaltet, halten??
 
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Und dabei werden doch immer weniger Kinder geboren......

Fazit: Die jüngeren Stammhörer wird es in absehbarer Zeit nur noch begrenzt geben, denn auch die werden älter....
 
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Die treuesten Hörer, nämlich die Generation 50+, werden systematisch vergrault und die jüngeren Stammhörer will man ernsthaft mit einem Programm, das jeder iPod abwechslungsreicher gestaltet, halten??

Gutes Beispiel. Diese Generation sind ja u.a. die, die hunderte von Kassetten voller Mitschnitte aus der "guten Zeit" im Regal haben. Meine eigenen Eltern (mitte 50) gehören dazu. Die hatten in den 70ern und 80ern genausoviel oder wenig Zeit zum Radiohören wie jetzt, und haben mir ne Kiste mit über 200 Kassetten übereignet. Mitschnitte grösstenteils von NDR2.
Klar gab's damals das Internet nicht, aber meine Eltern konnten sich auch damals schon leisten, regelmässig neue Platten zu kaufen. Trotzdem haben sie sich die Mühe gemacht das alles aufzunehmen, es ging nicht nur um die Musik alleine - auch die Sendungen an sich waren so gut gemacht dass es sich gelohnt hat mitzuschneiden.

Heute würde doch niemand mehr auf diese verwegene Idee kommen.
Mein Vater hat stattdessen angefangen seine gesamte Musiksammlung in den Rechner zu spielen (immerhin unkomprimiert, ich war erstaunt ;) er hat mit Audiotechnik nix am Hut) und nach Belieben auf seinen MP3 Player zu schieben.
Der hört nur noch Verkehrsfunk im Autoradio.
 
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@towa: d'accord. Auch wenn es viele Betroffene dort anders sehen (hr1). Zudem hatten sie vor der Reform (teilweise auch danach) bis zum Erbrechen "I feel good", "How long" und den "Crocodile rock" von James Brown/Ace bzw. Paul Carrack/Elton John im Programm-als Dauerdudler......
Mit dem Musikangebot bin ich noch nicht zufrieden (bei weitem nicht ausgereizt), aber es war ein richtiger Schritt in die richtige Richtung.
@hinhörer: Ich habe nichts anderes gesagt???? Irgendwo hast Du falsch gelesen bzw. verstanden. Ich finde nur, daß es frustierend ist (für den PD und den Kollegen XuuuuX), daß man nach der Sendung mit Kollegen Kxxxxk abschaltet. Was das Wesen und die Konsequenz eines Einschaltradios ist.

"Dudelfunk": Wie kam es also dazu....
Wir alle kennen (vielleicht) unsere eigenen (An)gewohnheiten: Kaum zu Hause, die Lieblings-CD in den player geworfen. Auch wenn schon zum tausendsten Mal gehört.
Das ähnliche Konzept wurde auf "das Radio" übertragen, nachdem Marktforschungen ergaben, daß Radio mehr und mehr nur "nebenbei" genutzt wurde und wird.

Das führte dann -zunächst- zu einer Reduzierung auf die berühmten "weichgespülten" Titel, die keinem weh tun und möglichst jeder gerne kennt und jeder gerne hört....

(Und ich ertappe mich selbst dabei -sehen wir ehrlich!- daß ich, kaum im Auto, lauter drehe, wenn Nelly Furtado mit "Say it right" läuft. Obwohl ganz bestimmt schon oft genug gehört.... ganz sicher :rolleyes:) Das sind eben die berühmten 20-30 Minuten Zuhörzeit, denn kaum raus aus dem Wagen, geht es an die Arbeit...

Das alles ergab dann eine Spirale (nach unten): Jede Viertelstunde sollte das Musik-Spektrum eines Senders abgedeckt werden. Balladen, Pop- und Rocksongs wechseln sich ab. So geht der Sender (auf den ersten Blick) sicher, dass für (fast) jeden was dabei ist, auch wenn er beispielsweise nur für zwanzig Minuten einschaltet.

Das aber ergibt: Tempibrüche, ein "musicflow" ist nicht mehr gegeben.

Andere Erkenntnis (die ich bestätigen kann !!!): Manche Musikredakteure sind die Berufsbezeichnung nicht wert... weil sie keinerlei Ahnung oder ein "feeling" für Musik haben, hölzerne Programme zusammenstoppel(te)n und bei Einzeltiteln nicht erkannten, ob dieser "ankommt" oder nicht bzw. für Zielgruppe und Format geeignet ist. Das führte dann mehr und mehr zu dem berühmten "Testen"- Vorspielen von Musikfetzen bei der potentiellen Hörerschaft.

JETZT ist aber der Zeitpunkt gekommen, die Entwicklung zu überdenken. Denn vieles wird hier in DL einfach falsch umgesetzt und ist fernab jeglichen Formatgedankens.
Nochmal: Format bedeutet n i c h t, nur noch 100 vorselektierte tracks -egal, ob Oldie oder current- rauf und runter zu nudeln, allenfalls noch mit der Sperre, daß man diesen Titel nicht Tags darauf zur selben Zeit wieder hört...!

Funkminister hat auch einige wahre Sätze gepostet: Das Archiv von ÖR-Stationen.... da könnte man jetzt ein Vorhängeschloss anbringen. Und das mit den Eiern... im deutschsprachigen Raum in der Tat die Schweizer (wird grün gerne bestätigen :D). Ansonsten schaue ich nach UK und Benelux...
 
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Bei der Musik habe ich die Rotation inzwischen ja ergeben hingenommen, mich verstört aber zunehmend, dass ich am Morgen zur Arbeit fahre, ein Comical oder einen Kalauer höre, mittags genau die gleichen Jokes erneut serviert bekomme, und dann nach Feierabend auf der Heimfahrt das Ganze nochmals hören muss. Manchmal um ein oder zwei Tage zeitversetzt, aber jedesmal so angepriesen, als hätte ich es gerade mit einer Radiopremiere zu tun.
Wenn dahinter schon der Gedanke steckt, dass die Hörer stündlich wechseln, so sollte es doch möglich sein, auch so weit zu denken, dass derjenige, der morgens bei der Fahrt zur Arbeit einen Sender eingeschaltet hat, höchstwahrscheinlich den gleichen Sender auch abends bei der Fahrt nach Hause wieder im Autoradio hat. Also gilt es, etwas Grips in die Rotation von Wortbeiträgen zu stecken.
 
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Es geht auch anders. Bei uns im Büro wird mittwochs eigens wegen Dietmar Wischmeyer die Frühstückspause verschoben.
 
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...mich verstört aber zunehmend, dass ich am Morgen zur Arbeit fahre, ein Comical oder einen Kalauer höre, mittags genau die gleichen Jokes erneut serviert bekomme, und dann nach Feierabend auf der Heimfahrt das Ganze nochmals hören muss...

Es gehgt noch schlimmer. Es gibt auf NDR1 MV morgens die Radio-Comedy "Vorsicht Leif!" (alter Hut, Telefonveräppelung, für meinen Geschmack aber auf angenehmem Niveau).
Das wird morgens stündlich (!) wiederholt.
Und das ist kein Einzelfall, auf N-JOY tun sie es genauso mit ihren Comedies.
Die sind für sich genommen meistens gut gemacht, aber wenn man zwischen 5 und 10 dermassen damit penetriert wird, möchte man rückwärts frühstücken.
 
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@radiovictoria01 Find diesen thread wirklich angebracht, solange er net auf meinen nickname anspielt:D. Format ungleich Dudelfunk!

Ich finde man mißbraucht dieses AC Format und versteckt sich dahinter! Es kann doch auch anders laufen...
Die PD's bzw. die, die das GEDUDELE zu verantworten haben, sollten sich mal überlegen ob das ewig so weitergehen kann! Denn ich bin sicher dass es das net wird! Bis jetzt sind die relativ kleinen Verluste der AC Programme kaum zu bemerken. Was die MA belegt, aber für meinen Geschmack doch zweifelhafte Recherchen zu diesen Ergebnissen führt. Is aber eigentlich ein anderes Thema....

Es wird immer gejammert was die Werbeeinnahmen angeht. Angeführt wird immer, dass der Werbetreibende, wegen der Wirtschaftskrise, keine Kohle mehr hat. Wie is es aber wenn er die Kohle nur etwas anders verteilt? Wenn Hörer zu Webstreams wechseln könnte er doch billiger dort im web werben, oder?

Es werden jetzt mit Sicherheit von der Forengemeinde Einwände in Richtung:" Is doch lang klar, deshalb machen ja fast alle Privaten, Spartenkanäle im Web..."

Aber wie sieht's mit der Identifikation der Region und derer Leute zu "ihrem" Sender aus? "Hast gestern bei Radio XY ....gehört? War zum ins Eck legen komisch! Antwort: NÖ! Hör zurzeit nur Internetradio. Musst du auch mal machen! Kommt gute Mucke....

Is vielleicht ein bissl extrem formuliert, aber wenn Hörer in webstreams "getrieben" werden erreichen die Dudelfunker genau das Gegenteil von dem was sie eigentlich mit dem AC Format erreichen wollten!
 
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Jetzt will ich auch mal etwas beitragen, auch wenn hier schon vieles Richtige geschrieben wurde.


Ich vertrete die Auffassung, daß das Radio die Hörer über die Jahre hinweg musikalisch verzogen hat. Jetzt stehen sie da und jammern rum, weil die Hörer sich gelangweilt abwenden. Die musikalische Bandbeite war früher einfach größer - oder anders: Warum kenne ich Musik aus den 50-70er Jahren relativ gut, obwohl ich natürlich in der 80ern mit Depeche Mode & Co aufgewachsen bin? Die Antwort ist einfach. Weil mich beispielsweise NDR2 musikalisch sozialisiert hat.

Als ich meinen ersten Kassettenrekorder nach der "Jugendweihe" kaufte, ging der Spaß erst richtig los. Ich lag, wie viele andere auch, immer auf der Lauer, um Titel mitzuscheiden. Hitparade, Plattenkiste, "Club" & Maxis Maximal - logisch. Damals gab es aber auch eine extra Oldie-Hitparade, wenn ich mich recht entsinne. Und daher kenne ich meinetwegen auch Ted Herold mit "Moonlight" oder "Vom Stadtpark die Laternen" (Gitte & Rex Gildo)... Natürlich ist das nie "meine" Mugge gewesen, aber ich kenne diese Titel halt, weil mir das Radio diese Musik damals auch präsentiert hat. Und genau das gibt es heute nicht mehr.

Heute ist ein Programm vermeintlich "optimal" auf die avisierte Zielgruppe zugeschnitten. Die Strategen (Berater) wollten das so, um möglichst keinen "Abschaltimpuls" zu erzeugen. Und so klingt das dann auch: Titel werden gekürzt, Gitarrensoli weggeschnitten, 14 Titel in eine Stunde "gepresst", Wort ist Mord - darf also nicht länger als 1:30 lang sein... Mein Gott - das ist doch kein Radio mehr! Niemand muß sich also ernsthaft wundern, wenn das Radio seine Rolle als Leitmedium verloren hat.

Mit viel Glück (SWR1) besteht die Rotation heute aus etwas mehr als 1500 Titeln. Hier formulierte jemand mal ganz treffend: "SWR1 ist der Einäugige unter den Blinden". Und dabei kennt ja gerade die Zielgruppe dieses Senders noch die guten alten (Radio)Zeiten!

Radio sollte seine Hörer immer wieder positiv überraschen, und damit einen "Dranbleibimpuls" erzeugen. Dann kommen auch die Hörer zurück. Am einfachsten funktioniert das, indem man die Rotation vergrößert! Die Devise ist: "Mehr Abwechslung als auf dem Ipod!"

Ich persönlich halte wirklich nichts von selbst zusammengestellten Musik-CDs (oder Files auf dem Ipod) fürs Autoradio. Ich weiß ja, was (irgendwann) kommen muß. Und darum fehlt die Überraschung. Lieber höre ich mir "fremde" Musikzusammenstellungen an. Und genau diese Rolle sollte das Radio wieder übernehmen! Dann klappt das auch mit den Hörerzahlen...

vg Zwerg#8
 
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@dudel. Das ist auch ein Problem, das einfach nicht in den Köpfen ankommt. Der werbetreibende Kunde ist nicht unendlich vermehrbar. Und wenn dieser vor 10 oder 15 Jahren auf das Radio angewiesen war, dann waren das eben sehr gute Jahre. Das Internet bietet neue Werbemöglichkeiten. Die Pommesbude um die Ecke, die vielleicht früher mal für 500 Euro in der Zeitung mit großen Streuverlusten gebucht hat, generiert heute die Kundschaft viel genauer, z.B. auf den Webseiten der tatsächlichen Kundschaft. In vielen Fällen kann der Frittenkönig nach Feierabend sich selbst die Werbung online zusammenbauen, dann 5000 Flyer zuschicken lassen, kostet 79 Euro. Früher musste er zu einer Agentur gehen, die dann für viel Geld die Grafik zusammen baute. Es hat sich viel geändert.
Im Radio ist es nichts anderes: im Grill "Ankara" dudelt der Laptop im Hintergrund mit der Hitwelle Athen. Wie das alles funktioniert, muss der Ladenbesitzer gar nicht wissen- er kennt einfach jemanden, der das einrichtet. 2 Knopfdrücker, und er hat sein Programm. Oder seine MP3-Sammlung. Auch diese Felder sind dem Dudelfunk abhanden gekommen.
Was bleibt, ist ein kostenintensives Spielfeld.
Und wenn ein Dudelradio nur noch leise im Hintergrund herumplärrt (das größte Geschrei aller Zeiten), wie soll dann der Hörer noch die Werbung wahrnehmen, die er eh so schnell es geht abschaltet, wenn eine eigene CD in greifbarer Nähe ist ?
 
AW: Dudelfunk: Argumente pro und contra - wie ist es dazu gekommen?

Für heute nochmal ich....:
Werbung hat schon immer und überall und egal wo unter Streuverlust gelitten....
Internet ist immer noch die Ausnahme- denn der "weltweite" Streuverlust ist kaum zu bezahlen. Zudem sind alle terrestrischen Sender auch via Internet anzuhören und die reinen stream-Sender, die Hörerzahlen vorzuweisen haben, sind kaum eine Konkurrenz.

Und ich bin auch der Meinung, daß es Radio und Zeitung immer (und weiter) geben wird! Wer wischt sich schon mit einem Laptop den Hintern ab (für die, die auf dem Klo Zeitung lesen.... oder Radio hören)?

Nur: Die deutsche Radioszene ist einer Sackgasse angelangt, aus der nur mutige und weitsichtige Gesellschaftergruppierungen (samt deren durchsetzungskräftige, visionäre) PDs und GFs wieder herauskommen:
Der Unterschied zwischen den Sendern besteht eigentlich durch deren Musik, deren Musikformaten und entsprechend deren Musikladungen. Denn: music transports the message.... immer noch. Und warum immer nur "AC" in allen Variationen (Euro-AC, soft- und hot und sonstwas...)?

Wenn alle im Prinzip das gleiche spielen und sich manche Anbieter an den vorgetesteten (gleichen) Titeln dumm und dämlich verdient haben, ist jetzt der Zeitpunkt der Differenzierung und Abgrenzung gekommen (meines Erachtens).
Analytisch gesehen müsste diese Aussage stimmen, denn auch unter consulting-Aspekten kann ich doch nicht jedem Sender das gleiche Konzept aufdrücken.... :rolleyes:

Und so werden wir wohl, frommer Wunsch für 2010, den einen oder anderen Senderbzw. Welle erleben, die aus der Spirale ausbricht und ganz im Gegenteil versucht, gezielt mehr Hörer dadurch zu erreichen, daß sie diese zum längeren Zuhören bewegt.
Wie?
Nun: Bestimmt nicht durch die gleichen 100 Titel 24/7/365.... Und da sehe ich den Horizont (inzwischen gekommen). Plus der Umsetzung neuerer Formate, wie beispielsweise "music of your life".
Insofern vorab allen ein Gutes Neues Jahr!
 
AW: Dudelfunk: Argumente pro und contra - wie ist es dazu gekommen?

Und so werden wir wohl, frommer Wunsch für 2010, den einen oder anderen Senderbzw. Welle erleben, die aus der Spirale ausbricht und ganz im Gegenteil versucht, gezielt mehr Hörer dadurch zu erreichen, daß sie diese zum längeren Zuhören bewegt.
Wie?
Nun: Bestimmt nicht durch die gleichen 100 Titel 24/7/365.... Und da sehe ich den Horizont (inzwischen gekommen). Plus der Umsetzung neuerer Formate, wie beispielsweise "music of your life".

Was ist an dem vermeintlich neuen Format "Music of your life" so neu? Früher hat beispielsweise NDR2 immer "Music of your life" bedient. Ich habe doch gerade meine Sichtweise auf das alte Programm von NDR2 erläutert. Noch in den 80ern war das völlig "normal".

Grüßle Zwerg#8
 
AW: Dudelfunk: Argumente pro und contra - wie ist es dazu gekommen?

Mit viel Glück (SWR1) besteht die Rotation heute aus etwas mehr als 1500 Titeln. Hier formulierte jemand mal ganz treffend: "SWR1 ist der Einäugige unter den Blinden". Und dabei kennt ja gerade die Zielgruppe dieses Senders noch die guten alten (Radio)Zeiten!

Das kann ich so bestätigen. In der Tat scheint die Playlist (nur SWR1 BW betreffend) nach der Hitparade etwas größer geworden zu sein. Ich hoffe, das bleibt so.
 
AW: Dudelfunk: Argumente pro und contra - wie ist es dazu gekommen?

Radio sollte seine Hörer immer wieder positiv überraschen, und damit einen "Dranbleibimpuls" erzeugen. Dann kommen auch die Hörer zurück.

vg Zwerg#8

Das ist genau das was ich meine. Dieser "Dranbleibimpuls". Das kann man meiner Meinung auch über Comedy steuern wenn die Rotation stimmt und die Comedy gut ist!

Auch wenn es net sooooo einfach ist wie Zwerg#8 das darstellen mag...
 
AW: Dudelfunk: Argumente pro und contra - wie ist es dazu gekommen?

Nein, nicht nur Comedy gehört dazu, das Gesamtkonzept muss einfach in sich stimmig sein, d. h. wie positioniere ich mein Programm Dazu gehört:

- Welches Genre will ich bedienen, sprich: Welche Zielgruppe strebe ich mit meinem Programm an?

- Wie soll die Playlist sein? (d. h. möchte ich nur reiner "Hit-Dudler" sein oder möchte ich meine Hörer auch durch musikalische Raritäten oder lange nicht mehr Gespieltes auch mal überraschen? (auch im Tagesprogramm))

- Wie positioniere ich Comedy im Programm (sparsam, aber gut, oder doch progressiv?)

- Wie und wann plane ich Spezialsendungen (egal ob Hörspiele, Interviews oder spezielle Musiksendungen?)

- Wie lange (das betrifft die Beitragsdauer), und wie oft sollen Wortbeiträge (egal ob Comedy oder Berichterstattung) im Programm vorkommen?

Und als letztes:

Bin ich ÖR-Funk (dann bin ich nicht zwangsläufig auf Quoten angewiesen, sage ich immer und immer wieder!) oder bin ich Privatfunker und muss mir meine Hörerschaft erst mal "erziehen"?

Da gibt es bestimmt noch zig andere Punkte, aber hier erst mal Schluss....
 
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Solange man lesen muss, dass es einen Brand in einer "Sterbe-Hospiz" gegeben hat, solange wird es eine Daseinsberechtigung für den Dudelmüll geben.
 
AW: Dudelfunk: Argumente pro und contra - wie ist es dazu gekommen?

Das ist genau das was ich meine. Dieser "Dranbleibimpuls". Das kann man meiner Meinung auch über Comedy steuern wenn die Rotation stimmt und die Comedy gut ist!

Auch wenn es net sooooo einfach ist wie Zwerg#8 das darstellen mag...

Stop! Mit Comedy hat diese ganze Scheiße überhaupt nichts zu tun. Ein Radiosender definiert sich über die gespielte Musik! Diese ganze Angelegenheit ist sogar noch viel trauriger, wenn man mal genauer hinschaut!

Momentan dürfen SWR1-Hörer bei der "Herzenssache", der Spendenaktion des SWR, mitmachen. Schön und gut. Wenn ich da aber so zuhöre, dann kann ich nur konstatieren, daß die musikalische Gehirnwäsche Früchte getragen hat: Ich spende doch nicht 50 Euro, um dann Madonna mit "True blue" im Radio zu hören! Das war jetzt nur ein fiktives Beispiel, die Realität ist noch viel schlimmer... Irgendwer hat sich mal Kraftwerk mit "Autobahn" gewünscht - und dafür Geld gespendet. Das seh' ich ja noch ein...

Das Grundproblem ist, daß viele Leute nur noch die "beste Musik" kennen, weil die optimierte "Gehirnwäsche" aus dem Radio ganze Arbeit geleistet hat. Es ist eine Schande!

Wie DAS RADIO aus dieser Misere wieder herauskommen will, weiß ich auch nicht. Selbst mit viel "guten Willen" dauert es noch Jahre, bevor wieder genug Radiohörer im Sinne der 80er-Jahre nachgewachsen sind. Möglicherweise wird ein "mutiger" Sender sogar total "abgestraft", nur weil er neben Lady GAGA auch Elvis spielt. Ich weiß es nicht.


vg Zwerg#8
 
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Man hat den Eindruck, dass werbefinanziertes Radio nur noch für den statistischen Durchschnitt produziert wird, der sich gerade nicht über seine Plattensammlung beugt oder in den Untiefen des Internets zugange ist, wo man ja (fast) alles findet, was das Herz begehrt. Radio kann in Sachen Musik niemals mit dem Internet konkurrieren, deshalb versucht man erst gar nicht, sich breiter aufzustellen. Was bringt die große Rotation, wenn man nicht weiß, wie musikalische Neuzugänge vom Hörer aufgenommen werden - Experimente betrachten die Hasenfüße in den Redaktionen meist als Todesstoß für die Quote. Formatradio richtet sich an Menschen, die gerde irgendwo in der Gegend herumwuseln oder ihr Tagwerk verrichten, sei es im Auto, in der Firma oder im Bügelraum, aber keineswegs an interessierte, aufmerksame Hörer im Lehnstuhl.

Wer heute noch Musik übers Radio hört, hat offenbar keine Alternative, oder er hat es eben nicht besser verdient. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sich die Sender mangels Werbeeinnahmen von der Musikindustrie kaufen lassen und die Hitparaden samt Neuerscheinungen im Dauerdurchlauf über den Äther jagen. Das will dann zwar auch kaum jemand hören, aber immerhin ist das wirtschaftliche Überleben gesichert und die Musikkonzerne können die Charts besser manipulieren denn je.

Spätestens dann könnten sich die öffentlich-rechtlichen Sender durch ein gehaltvolles, informatives und abwechslungsreiches Programm profilieren und den Menschen bieten, was sie im Internet in dieser Darreichungsform nicht finden werden - einen perfekten Mix aus Unterhaltung, aktueller Berichterstattung, Service und handverlesener Musik, optimalerweise unter Einbeziehung der Hörerschaft in Wunschecken oder -sendungen. Doch nach all dem, was man in den letzten Jahren so erlebt hat, ist es wahrscheinlicher, dass die ARD-Popwellen ihre Rotation tendenziell an die der Privatsender anpassen werden. Und damit dürfte das langsame Siechtum des Unterhaltungsmediumms Radio weitergehen.

Nur eine höhere Trennschärfe zwischen den einzelnen Radioangeboten (jemand sagte zurecht, alle bewegen sich weitgehend im selben AC-Mainstream) und eine größere musikalische Formatvielfalt könnte das betrübliche Schicksal des Antennenradios noch wenden.

Ein weiterer Ausweg aus dem wirtschaftlichen Verfall der kommerziellen Sender müsste darin bestehen, sich den demographischen Realitäten zu stellen und die allzu lang ignorierte Gruppe der Über-50-Jährigen in ihre Werbestrategien einzubeziehen, anstatt sich einen mörderischen Wettbewerb um die immer volatiler werdende und zahlenmäßig schwindende Jugend zu liefern. Selbst in "oldiebasierten Formaten" hört man fast nur noch englischsprachige Interpreten, obwohl auch der deutschsprachige Schlager eine ansehnliche Geschichte vorzuweisen hat (wenn auch die Gegenwart bekanntlich weniger rosig aussieht). Wenn der Schlager dank Airplay wieder ein stärkeres wirtschaftliches Rückgrat erhielte, würden sich die Produktionsbedingungen ganz von allein verbessern und sein Image neu beleben. Dann könnten Hitverkäufer wie Dieter Bohlen es sogar wagen, ihre schummrigen Schmalz-Popsternchen in der Muttersprache singen zu lassen.
 
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Aha, man macht also Programm für Leute, die morgens und abends 20 Min. im Auto von und zur Arbeit fahren. Scheinbar standen die noch nie in NRW im Stau.:rolleyes:

Ich beobachte ein anderes Phänomen in dieser Pendlergruppe. Musik aufgrund immer gleicher Titel hören die nicht mehr, auf Informationshardcore á la DLF haben die zudem keine Lust. Stattdessen leihen Sie masssenhaft Hörbücher in der Bibliothek aus. Und die alte Dauerhörgruppe der Brummifahrer wechselt auch oft - die wollen ja nicht irre hinterm Steuer werden. Wenn man bedenkt, welch expansiver Markt bei Hörbüchern existiert und wie wenig Radio in D davon abbildet - aber das wäre dann wohl Einschaltprogramm.

Vor allem frage ich mich wie es zum teilweise absolut niedrigem Informationsgehalt gekommen ist. Geht da wirklich nicht mehr mehr? "Die Kleidungsexpertin Julia empfielht dringend warme Kleidung und Handschuhe, wenn draussen minus 10 Grad sind..." :wall:

Aber scheinbar muss auch hinter die breiteste Basis erwischt werden, bloß niemand mit einer Information überfordern oder gar zum (Nach)denken anregen. Es endet dann im heute bekannten sinnentleerten Blabla um Wetter, Fussball und Stars und Sternchen.

Ähnlich wie beim Fernsehen hat sich eine Bildungsschicht bereits völlig vom Medium verabschiedet oder tummelt sich auf den letzten verbliebenen Inseln, wo die Idiotie wie Wellen den Sand immer weiter abtragen.

Schaut man auf den Trend der "Verblödungssachbücher" wie "Generation Blöd" oder die "verblödete Republik" stellt dich die Frage ob die flüchtigen Medien nur einem Trend folgen oder ihn beschleunigen. Das Aufmerksamkeitsdefizit ist überall sichtbar. Ein Film ohne Werbung halten wir kaum noch durch, eine Information über 1:30 ist nicht mehr zu verarbeiten. Stattdessen Eventkultur und Hypermaximierung. So leben gesellschaftliche Paralellwelten vor sich hin und begreifen den jeweils anderen nicht mehr.

Deswegen stellt radiovictoria ja auch diese Frage - wie es dazu gekommen ist. Ganz einfach: weil es für die Masse so richtig ist! Die Einschaltquote gibt ihr Recht. Die täglichen Messwerte im TV beweisen es täglich erneut:

1 Das Supertalent 20:15 4.09 Mio. 31.8 %
2 Das Supertalent - Die Entscheidung 00:21 2.99 Mio. 41.0 %
3 Schlag den Raab 20:14 2.50 Mio. 21.3 %
4 Die 10 schrägsten Supertalent-K. 23:24 2.46 Mio. 25.3 %
5 Sportschau Fußball-Bundesliga 18:59 1.90 Mio. 20.6 %
6 Tagesschau 20:00 1.78 Mio. 17.2 %
7 Explosiv - Weekend 19:05 1.44 Mio. 15.2 %
8 Das Wunder von Manhattan 20:13 1.44 Mio. 11.0 %
9 Sportschau Fußball-Bundesliga 18:28 1.43 Mio. 16.9 %
10 RTL Aktuell - Weekend 18:45 1.41 Mio. 16.2 %
11 Tagesschau 18:58 1.32 Mio. 15.0 %
12 Die Simpsons 18:37 1.21 Mio. 14.1 %
13 Mario Barth präsentiert: Die besten 01:10 1.16 Mio. 28.2 %
14 Das Supertalent - Backstage 17:45 1.11 Mio. 14.7 %
15 Talk Talk Talk 19:06 1.10 Mio. 11.7 %

Das sind die beliebtesten Sendungen der 14-49 Jährigen vom 19.12.2009. Und genau so klingt das Radio auch, das mit Werbung Geld verdienen muss. Und all die Zuschauer wollen meist auch gar keine GEZ mehr. Leider regiert uns diese Subkultur auch noch.

Wer sich da nicht wiederfindet - es ist noch Platz auf den Inseln. Und es tut mir aufrichtig Leid, wenn Ihr beruflich täglich aufs Meer müsst.
 
AW: Dudelfunk: Argumente pro und contra - wie ist es dazu gekommen?

@Hörbub
Du beschreibst die Zustände ganz richtig. Was ist die Schlussfolgerung daraus? Gesellschafts- und kulturpolitisch leben wir in einer Zweiklassengesellschaft. Auf der einen Seite die breite und abgestumpfte Masse, irgendwo auf einem intellektuellen Niveau zwischen Media-Markt und "Wer wird Millionär". Die Lektüre von Sport-Bild und der Verzehr eines nach Johann Lafer-Rezept zubereiteten Grillkoteletts werden in diesen Kreisen bereits als kulturelle Höchstleistungen angesehen.
Und daneben hast du eine ständig schwindende Minderheit von kritisch interessierten, aufgeklärten und halbwegs gebildeten/erzogenen (bitte nicht mit Schulbildung verwechseln) Menschen, die sich vor Verzweiflung die Haare raufen, wenn sie sehen, in welche Tiefen bei uns Medien, Kommerz, Unterhaltung und Politik abgesunken sind.
Die globalisiert-kommerzialisierte Welt kennt da nur ein Argument: Die Masse will es so. Also gibt`s kulinarische und kulturelle Big Mäcs, und es gibt immer mehr "Radiomacher", die sich für "Vier-Sterne-Köche" halten und ihren Sender für ein Feinschmecker-Restaurant, weil ja scheinbar begeistert alles gefressen wird, was da aus der Küche kommt.
 
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