Privates Lokalradio und die Frage der Finanzierung

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@Radiocat
Alles was Du aufzählst ist noch hinzugekommen, das stimmt. Allerdings teile ich Deine Schlussfolgerung nicht. Du hast ja den eigentlichen Schlüssel zum Erfolg selbst benannt: Konsequenz! Diese Konsequenz in der bedingungslosen lokalen Ausrichtung hat den Privaten immer gefehlt - kein Wunder, wenn sie sich auf Berater verlassen, die vom Aufstieg in die Bundesliga träumen.
Das Lehrreiche an den SWR-4 Programmen und ihrem flächendeckenden Sieg ist doch eigentlich dies: Er ist nicht wegen des Musikformates erfolgt, sondern trotz des Musikformates. Und das bedeutet: Die Wort-Inhalte haben entschieden.
Dass SWR4 (ich nehme an, in Hessen und anderen Bundesländern ist es ähnlich mit den Regionalprogrammen) jetzt bereit ist, das eroberte Terrain wieder aufzugeben (SWR-4 Reform) zeigt, dass man sich sicher wähnt, die seinerzeit gefürchtete Konkurrenz dauerhaft vom Platz gefegt zu haben. Da liegt m. E. die große Chance für einen neuen privaten Anlauf. In dem Maße, in dem SWR die vierten Programme jetzt wieder in Stuttgart zentralisiert und entlokalisiert, tut sich ein neuer lokaler Markt für Private auf. Voraussetzung für den Erfolg: Konsequenz!
 
Es gibt genug lokal bereits vergebene Frequenzen, auf denen lediglich ein Neustart der Sender/Programme erforderlich wäre - vom Seefunk im Süden über badenfm bis Radio Ohr und weiter hinauf nach Karlsruhe oder in den Stuttgarter Raum.
 
Radio Seefunk hatte ich vor einigen Jahren mal in Basel empfangen.
Das Programm fiel mir sofort auf, weil es nur in mono verbreitet wurde (ob die inzwischen in stereo senden?).
Auch inhaltlich hob es sich angenehm vom Rest ab.

Was Baden.fm und Radio Ohr angeht: Die sind vermutlich viel zu erfolgreich, als dass die Betreiber einen Neustart mit einem veränderten Format auch nur in Erwägung ziehen würden. Baden.fm würde ich zudem eher als Regionalsender betrachten (selbst in der Zentralschweiz ist das Programm vom Umsetzer in Blauen noch ganz ordentlich zu empfangen).
 
Da kann man dann ja eigentlich nur Herrn Kieniniger mit seinem hoameligen Radio Neckarburg erwähnen. Der hat genau das gemacht, was sonst keiner brachte: 100% lokal zunächst für Rottweil, später für zwei Landkreise. Und das in aller Konsequenz, die da lautete: 1. Lange Zeit überhaupt keine überregionalen Nachrichten (mittlerweile habe ich doch schon welche gehört) 2. Kein "Format" 3. "hausbackenes" Musikprogramm mit Schwerpunkt deutscher Schlager 4. nur wenige Stunden am Tag Livesendung 5. die ersten Jahre wurde ausserhalb der Sendezeit (16-21 Uhr) der Sender sogar abgeschaltet. Auf meine Nachfrage nach dem Grund meinte der Chef damals: Geld sparen, und ausserdem wird so die Frequenz von DRS3 frei (103.8), der noch recht viele Hörer in der Gegend habe. Geld sparen ist auch der Grund für 5. keine Kabelabstrahlung, 6. kein Stream, 7. kein RDS 8. kein Stereosignal. Ach ja: 9. alte, ausrangierte Analogtechnik, tlw. aus alten Beständen des SWF, die der Chef aufgrund seiner Ausbildung (ich glaube er ist Fernsehtechniker) selbst reparieren kann. Und 10. Minimalredaktion, ich meine es war immer nur EIN Redakteur.
Neckarburg war und ist wohl recht erfolgreich, weil Herr K. ein paar Sachen (der knitze Schwob halt) richtig erkannt hat: 1. Die Musikrichtung war bei Sendestart unterrepräsentiert. 2. Der SWF hatte lange für dieses Gebiet keine Versorgung mit einem Regionalprogramm. S4 war bis 1994 sogar nur auf MW dort empfangbar. Ds Schwarzwald-Baar-Fenster kam erst viel später. 3. Er hat den lokalen Werbemarkt richtig beackert.
Dabei ist das Programm eigentlich frequenztechnisch nach wie vor schlecht versorgt, die Region ist recht ländlich und zudem läuft der Spätzlesgraben mittendurch (Grenze Württemberg/Baden) mit allen Risiken und Nebenwirkungen.

Radio Seefunk hebt sich immerhin aufgrund seines Musikformats (MoR mit Oldies, Soft-Pop, Schlagern) noch ab. Gut gefällt mir dort die samstagabendliche Schiene mit Funk/Soul/Disco aus den 70ern/frühen 80ern. Allerdings habe ich dort bislang auch noch selten richtig viel Inhalte gehört. Einmal einen PR-Beitrag in einer sehr spärlich moderierten Stunde. Nicht einmal Jingles gab es....das ganze klingt mir dann doch auch nicht sonderlich innovativ.
Radio Ohr ist erfolgreich, richtig. Die haben zwar ein knallhartes Hot-AC-Format, spielen aber deutlich die lokale Karte, und haben ein Sendegebiet, das auch wirklich ein Kommunikations-und Wirtschaftsraum ist (Ortenau) und dies frequenztechnisch gut versorgt.

Bei Baden FM könnte man sagen: Mittlerweile läuft es. Das ist aber auch nur derselbe Aufguss, der bei "Neue Welle", "Donau3FM" und "Radio Ton" läuft. Das Programm (drei Schichten mit vier Stunden) ist schon Minimalangebot. Weiters kenne ich es zu wenig, da ich es kaum mal irgendwo gehört habe. Der Overspill in die Schweiz ist gross, aber im Hochschwarzwald gibt es derbe Versorgungslücken, da der SWF damals die 104.0 weggeschnappt hat und keine weitere Frequenz am Feldberg zu koordinieren war.
 
Der Overspill in die Schweiz ist gross, aber im Hochschwarzwald gibt es derbe Versorgungslücken, da der SWF damals die 104.0 weggeschnappt hat und keine weitere Frequenz am Feldberg zu koordinieren war.

Kann ich nur bestätigen. Das ganze war im August '94. Während meines Urlaubs Anfang jenen Monats war auf der 104.0 RADIO FR 1 zu hören. Ich kann mich noch gut an einen Hinweis "RADIO FR 1 - Auch auf 106.0" erinnern. Ein paar Wochen später nach dem Urlaub tauchte im Südwesttext dann die 104.0 für S4 auf.
Die Ersatzfrequenz 106.6 auf dem Hochfirst ist ein Witz. Der Sender ist fast noch in Sichtweite, da wird die Frequenz durch die 106.5 vom Pfänder gestört.
 
Eine Chancengleichheit zu den ÖR war jedenfalls nie gegeben, selbst wenn die Privaten die gleich gut gefüllte Kriegskasse gehabt hätten.
 
wer noch Lust auf das Thema " Radiogroup"hat:
morgen Donnerstag swr RP Tv schauen, da kommt was in "Zur Sache RLP"
 
Ich finde das Märchen von Lokalradio ja schön und gut, aber es wird sich nie lohnen und wenn ja dann gerade so, dass sich der Sender über Wasser halten kann. Wehe aber es springt ein Werbekunde ab...
Die Idee ist ganz nett jeder Stadt ihren eigenen Sender zu geben. Doch wie soll sich ein Sender in einer Stadt (Region) finanzieren in der sich lediglich Bedarfsgeschäfte halten und ein Lidl schon ums Überleben kämpft?
Geht man dann weiter in Regionen, in denen sich eine Lokalstadion lohnen würde, stellt man schnell fest, dass diese Region oder Stadt so groß ist, dass sie ohnehin von überregionalen und etablierten Wellen abgedeckt wird (Mainz, Frankfurt, etc.).
Ein Mantelprogramm mit regionalen Einschüben: morgens, mittags, abends, wie das bei SWR4 der Fall ist, das könnte funktionieren.
Lokalradio ist wie ein Spartenprogramm: man hört kurz mal rein...
 
Das lokale Möbelhaus, Autohaus, der Fachmarkt, Getränkemarkt, Gastronomie, Veranstalter, Handwerker, lokale Industrie und Gewerbe etc. bilden (ab einer bestimmten Stadtgröße, vielleicht >50.000) alle einen potenziellen Markt für Lokalfunk. Im Augenblick sind sie wegen der enormen Streuverluste überhaupt keine Kundschaft für Radiowerbung. Die Lösung ist nicht das tausendfünfhundertste Mantelprogramm mit lokalen Einschüben, sondern das konsequente (am Ort einzige) Lokalprogramm mit gelegentlichen überregionalen Einschüben.
Aber das erfordert zunächst einen vorwiegend journalistischen Ansatz und der macht Arbeit und erfordert Know-how. Davor schrecken die potenziellen Betreiber zurück, weil sie sich ausschließlich von Controllern und Betriebswirten beraten lassen.
 
Ich finde das Märchen von Lokalradio ja schön und gut, aber es wird sich nie lohnen und wenn ja dann gerade so, dass sich der Sender über Wasser halten kann. Wehe aber es springt ein Werbekunde ab...
Wir sollten nicht immer alles ausschließlich aus einer ökonomischen Perspektive betrachten, die natürlich auch wichtig ist, aber nicht das einzige Kriterium darstellen darf: Es geht hier nicht nur ums Geldverdienen, sondern schlichtweg um die Begeisterung am Radiomachen.

In einem anderen Thread hatte ich mal auf Radio Monza in Kinrooi hingewiesen (hier der Link zum Foto des Funkhauses: http://goo.gl/maps/yekcH).
Inzwischen haben die einen eigenen Livestream: http://91.196.171.99:80/radiomonza.m3u
Das Programm mag mitunter nicht mehr zeitgemäß erscheinen, aber genau mit dieser Musikauswahl trifft es offenbar den Nerv der Bevölkerung in dieser ländlich geprägten Region Flanderns...und genau damit finden die Veranstalter auch genügend Werbekunden.
Bei einem dauerhaften Minus in der Bilanz wäre der Sendebetrieb längst eingestellt worden.
 
@internetradiofan naja der Thread heißt: ...frage der Finanzierung....

Manni du hast sicherlich Recht, wenn du sagst Städte mehr als 50.000 Einwohner haben könnten sich lohnen. Doch da ist der Zug leider schon abgefahren, denn Gewerbetreibende schalten Anzeigen in Zeitungen und lokalen Blätter. Die kosten in der Regel weniger und sind nicht so aufwendig zu produzieren.

Auch haben die Werbenden verlässliche Angaben (Auflage) über die Verbreitung ihrer Werbung.
Bei einigen Lokalradios wird ja noch nichtmals die MA ausgewiesen - also woher sollen sie wissen wie viel Leute die Werbung hören?
Gerade bei lokalen Geschäften steht oftmals gar kein Budget für Werbung zur Verfügung, dass heißt die Leute müssen erstmal davon überzeugt werden...da wird jeder Cent zweimal rumgedreht.
 
@internetradiofan naja der Thread heißt: ...frage der Finanzierung....

Manni du hast sicherlich Recht, wenn du sagst Städte mehr als 50.000 Einwohner haben könnten sich lohnen. Doch da ist der Zug leider schon abgefahren, denn Gewerbetreibende schalten Anzeigen in Zeitungen und lokalen Blätter. Die kosten in der Regel weniger und sind nicht so aufwendig zu produzieren.
Natürlich werden Anzeigen in Zeitungen und Anzeigenblätter geschaltet. Im übrigen hast Du das Internet vergessen. Allerdings, wie lokal Radio schalten, wenn es kein Angebot gibt?Aufwendige Produktion von Funkspots? Wirklich eine Geschichte aus der Mottenkiste. Gute Spots lassen sich für sehr geringe Investitionen produzieren, man kann Live-Reader schalten und und und. Entschuldigung, das ist die Argumentation, die Verlage ständig bringen oder ich erinnere nur einmal an den unsägliche RSH-Brief an die Piratenpartei.

Auch haben die Werbenden verlässliche Angaben (Auflage) über die Verbreitung ihrer Werbung.
Bei einigen Lokalradios wird ja noch nichtmals die MA ausgewiesen - also woher sollen sie wissen wie viel Leute die Werbung hören? Gerade bei lokalen Geschäften steht oftmals gar kein Budget für Werbung zur Verfügung, dass heißt die Leute müssen erstmal davon überzeugt werden...da wird jeder Cent zweimal rumgedreht.
Wenn kein Budget da ist, kann auch kein Cent zwei-, drei- oder x-mal umgedreht werden. Keine MA-Zahlen? Wenn ein lokaler Sender Hörer in seiner Region hat, wird er zumeist keine "Zahlen" benötigen. Etliche Sender verkaufen ohne Ratings. Das geht und kann sogar sehr gut funktionieren. Erfordert nur eine ganz eigene Strategie, ein sehr gutes Verkaufsteam und eine exzellente Einbindung in der lokalen Strukturen (Programm). Vermarkter wie die Mach3 haben ein sehr bequemes und lukratives Radiomonopol. Kein Wunder, dass die Konkurrenz wie der Teufel das Weihwasser fürchten.
 
Dr. Fu Man Chu bringt es auf den Punkt und der lautet: Gut gemachtes Lokalradio folgt weder bei den redaktionellen Inhalten noch bei der Finanzierung und Werbeaquise den ausgelutschten Pfaden des marktüblichen Beraterfunks, sondern findet eigene, intelligente und situationsbezogene Wege.
Das ist aber zuviel verlangt für Geschäftsführer, die meinen, sie müssten einen Radiosender nach dem betriebswirtschaftlichen Lehrbuch der Konsumgüterindustrie führen.
 
Dr. Fu Man Chu bringt es auf den Punkt und der lautet: Gut gemachtes Lokalradio folgt weder bei den redaktionellen Inhalten noch bei der Finanzierung und Werbeaquise den ausgelutschten Pfaden des marktüblichen Beraterfunks, sondern findet eigene, intelligente und situationsbezogene Wege.
Das ist aber zuviel verlangt für Geschäftsführer, die meinen, sie müssten einen Radiosender nach dem betriebswirtschaftlichen Lehrbuch der Konsumgüterindustrie führen.


Wenn Sender wenigstens so geführt werden würden, dann wäre viel gewonnen! Wesentlich häufiger einer Melange aus Mangel an Fachwissen, Faulheit, Larmoyanz und Phantasielosigkeit. Wer als GF nicht in der Lage ist ein Programm-, Redaktions- und Vermarktungskonzept für einen Lokalsender aufzustellen und sauber durchzuführen, hat schlichtweg keine Ahnung und ist eine Fehlbesetzung. Genauso wenig braucht man Bastler, die mit veralteter Technik rumfrickeln und über Selbstausbeutung den Sender am Laufen halten. Obwohl, dieser eher skurrile Typ GF ist wenigstens sympatisch auf seine Art. Wir haben in Deutschland leider genug im GF-Sumpfblüten im Radio, denen würde ich nicht mal fünf Euro leihen.
 
Dr. Fu Man Chu schrieb:
Natürlich werden Anzeigen in Zeitungen und Anzeigenblätter geschaltet. Im übrigen hast Du das Internet vergessen. Allerdings, wie lokal Radio schalten, wenn es kein Angebot gibt?Aufwendige Produktion von Funkspots? Wirklich eine Geschichte aus der Mottenkiste. Gute Spots lassen sich für sehr geringe Investitionen produzieren, man kann Live-Reader schalten und und und. Entschuldigung, das ist die Argumentation, die Verlage ständig bringen oder ich erinnere nur einmal an den unsägliche RSH-Brief an die Piratenpartei.
Hinzu kommt: Die Verkäufer wollen gar nicht - jedenfalls nicht die lokalen Gewerbetreibenden und Einzelhändler. Das ist für die Kleinvieh. Die haben nur Autohäuser und Möbelriesen im Kopf. Weiter reicht der Horizont nicht. Ansonsten verlassen sie sich auf die Ausschüttung aus der nationalen Werbung. Und kommt doch mal der lokale Berg zum lokalen Propheten... die schicken den wieder weg.
 
Hier wird von einem Plappermäulchen mal wieder ein Faden eröffnet, dessen Erläuterung durch den Threaderöffner erneut völlig daneben geht. Was haben denn Deine haarsträubenden Beispiele mit Finanzierung zu tun, IRF? Du lässt die Kosten durchblicken, nicht deren Finanzierung!!! Hast Du noch alle Cent im Geldbeutel?
Die Finanzierung der Radio Group erfolgt z. B. nicht nur durch Herrn Schwenk, sondern unter anderem auch durch Herrn Hopp. Klar, das Werbeeinnahmen grundsätzlich einen Teil der Finanzierung darstellen!
 
Ich weiß zwar nicht, was Deine Gehässigkeit soll, aber eines dürfte klar sein: Je niedriger die Kosten, desto einfacher die Finanzierung.
 
Ganz einfach: Ich will verdeutlichen, dass Du von Finanzierungsfragen soviel Ahnung hast wie ein Maulwurf von der Satellitentechnik!
 
Quatsch. Es nimmt nur Überhand mit Deinen Postings, die am Thema vorbeigehen. Aber meine Mahnung geht sicherlich ins Leere, denn hättest Du jedes Mal nach entsprechenden Vorwürfen an Dich einen Strich an Deine Arbeitszimmerwand gemalt, hättest Du jetzt ein lustiges Tapetenmuster im gesamten Raum. Over and out.
 
Ich fasse es mal kurz zusammen - ungehässig und aus der Sicht eines Radiohörers: :)

Die Kosten zu wissen - ist eine Sache. Die Mittel hierfür zu erhalten bzw. einzusetzen - eine andere.
 
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