Rotsünder und Abwehrhüne - merkwürdige Wörter im deutschen Radio

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"Nichtregierungsorganisationen" gab es ja wohl schon, bevor die "non government organisations" plötzlich zu einem wichtigen Nachrichtenwort wurden. Wie haben wir sie wohl früher genannt? Hilfsorganisationen, Umweltschutzorganisationen, Menschenrechtsorganisationen usw....? Also wohl einfach wesentlich konkreter. Nur, wenn die alle zusammen auf einer Veranstaltung aufschlagen, wirds vielleicht etwas lang. Mir würde zur Not eine "regierungsunabhängige Organisation" besser gefallen als diese schlechte wörtliche Übersetzung aus dem Englischen.
 
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Hallo in die Runde.

Für mich stellt sich gar nicht die Frage, ob Hörer die Wörter verstehen. Und auch nicht, ob die deutsche Sprache lebt. Sollte nicht im Hörfunk ein ganz anderes Kriterium gelten? Wollen wir nicht die Sprache unserer Hörer sprechen? Und diese verstehen zwar Wörter wie "Abwehrhüne" und "Rotsünder" und auch die vielen Wortschöpfungen der Bild werden sie verstehen ("Poptitan") - aber sie VERWENDEN sie nicht selber!

Gespräch zweier Freunde über ein Fußballspiel:
"Nachdem der Rotsünder dann den Platz verlassen hatte, wurde es noch mal gefährlich. Hamburg hatte ne Ecke, aber Abwehrhüne Marcelo Bordon hat mit dem Kopf geklärt".
"Hast Du gesehen - auf der Tribüne saß Poptitan Dieter Bohlen."
"Ja, hab ich gesehen. Paris Hilton wollte auch kommen, aber das Partygirl hat Stadionverbot."

????

Das sind Begriffe, die für die Zeitung und für die "Leute"-Ecke in den Magazinen tauglich sein mögen - im Radio halte ich sie für völlig unangebracht. Denn selbst wenn unsere Hörer diese Begriffe verstehen - verwenden würden sie sie niemals und das ist für mich oberstes Kriterium: die Sprache meiner Hörer.

Viele Grüße,
Theo
 
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Da ist was dran, Theo. Wenn ich mich das in meinem Sendegebiet vorstelle, würde das in etwa so klingen:

Hallo, meiner! Hier is der Sender, der wo Deine Lieblingslieder spielen tut!

Wollen wir das wirklich?
 
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:D

Ach Ludwig: Du weißt doch, wie ich das meine.

(Ich weiß zwar nicht, wo Du sendest, aber ich wünsche uns allen und Dir ganz besonders, dass nicht ALLE Deine Hörer so reden :p )

Lieben Gruß,
Theo
 
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Natürlich weiß ich, wie Du das meinst. Allerdings sollte man differenzieren: Auf einer Infowelle stört mich eine etwas verschwurbelte Wortwahl nicht im geringsten - eher im Gegenteil. Wenn allerdings der Dudler meines Vertrauens versucht, nah am Hörer zu bleiben, indem er voll schräg drauf ist und ständig irgendwelchen vermeintlichen Trends (auch in der Sprache) hinterherhechelt, wirds ... nun ja ... peinlich.
 
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Einige schöne Wörter aus „104.6 RTL Aktuell“:

Omamutti
Ekelwildfleischfirma
Kopfschussgangster
Baumarkttoilettenbaby
 
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Aha, wenn zwei Wörter, die einen Gegenstand bezeichnen, nicht zusammengeklatscht werden nennt man das "umschreibend". Interessant.
Ockhams Messer.
Wenn Einem nicht das passende Beispiel einfällt um sich verständlich zu machen, wie nennt man das dann?
Und wie sieht die Sache aus wenn man nicht Gegenstände sondern etwas abstraktere Begriffe betrachtet? Man kann versuchen die zusammengesetzten deutschen Wörter zu übersetzen und wird in vielen Fällen keine direkte Entsprechung finden.
 
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In Fußballreportagen von Werner Hansch findet man bestimmt sehr viele Wortneuschöpfungen. Aber ich denke, das bleibt gerade bei Fußballreportagen nicht ganz aus, da gerade Reporter speziell im Radio das ganze Spiel über reden müssen, da ja alle ARD-Anstalten, die Bundesliga übertragen, angeschlossen sind und sich in die Stadien einblenden. Der Reporter weiß, glaube ich, gar nicht, wann eine ARD-Anstalt aus dem Studio anfragt. Die haben doch immer spezielle Zettelchen, wann sie für welchen Sender "drauf" sind. Oder täusche ich mich?

Schön finde ich in diesem Zusammenhang auch die Wortschöpfung "Bayern-Dusel".
 
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Nun, so ganz kann ich diese Einschätzung nicht teilen da ich durchaus schon Aufschaltungen erlebt habe bei denen der Reporter überhaupt nicht redete aber da wird es schon eine Zentralregie geben die den Leuten genau sagt was und wann geschehen soll. Allerdings gebührt dem ( guten ) Radioreporter Hochachtung weil sein Job ungleich schwieriger ist als der des Fernsehreporters.


Anmerkung:
In diesem Zusammenhan immer auch interessant die Übertragungen von Eurosport wenn der Kopfhörer zu laut ist und im Hintergrund ganz deutlich die Stimme mit französischen Akzent ( Zentrale in Paris ) zu hören ist:
"Attention, commercial break in three, two, one, stop talking......thank you come again."

edit: Ist mir gerade aufgefallen: "Zentralregie". Wortneuschöpfung?
 
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... und ich habe immer gedacht, der Sportreporter kommentiert ununterbrochen 90 Minuten lang das Spiel, und "wir hören mal rein", wenn er im Rahmend er ARD-Schaltkonferenz auf Sendung genommen wird.:)
 
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Im Prinzip hab' ich gegen gelungene Neuschöpfungen nichts einzuwenden - und unsä Muddäsprach bietet da ja wunderbare Möglichkeiten. Nur: Sobald diese Kreationen mich beim Hören so ablenken, dass ich den nachfolgenden Text nicht mehr vollständig mitbekomme, wirken sie doch ein wenig störend. Gut, in einer Sportreportage kann ich sie noch verknusen, auch wenn Theo das wunderbar auf den Punkt gebracht hat: Würde man jemals im Gespräch "Abwehrhüne" sagen? Eher nicht.
In den Nachrichten bin ich als Hörer dann aber gänzlich von der Rolle, wenn der "Verfassungsschutzvizechef" "Rechtsstaatsgegnern" "Lauschverfolgung" androht...
 
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Hallo in die Runde.
"Nachdem der Rotsünder dann den Platz verlassen hatte, wurde es noch mal gefährlich. Hamburg hatte ne Ecke, aber Abwehrhüne Marcelo Bordon hat mit dem Kopf geklärt".
"Hast Du gesehen - auf der Tribüne saß Poptitan Dieter Bohlen."
"Ja, hab ich gesehen. Paris Hilton wollte auch kommen, aber das Partygirl hat Stadionverbot."

Viele Grüße,
Theo

Ich gehe mit und erhöhe um Schock-Rocker Marilyn Manson und Gouvernator Oanold Schwoaznäggor. Das ist Zeitungs und 'Mediensprech'.
Die Bild ist da ganz weit vorn mit Todesraser, Busenkrieg und dem allseits beliebten Sexganster
King Kahn hat auch was und Kung Fu-Wiese (Der,Die Das??)ist auch sehr kreativ.
 
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Oder die Eckkneipe. Die gesetzliche Definierung hätte ich gerne mal gelesen, wann eine Kneipe eine Eckkneipe ist. Wieviele Ecken sind dafür wohl notwendig?
 
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Eine Raucherecke. Eine Nichtraucherecke. Eine Biertrinkerecke. Eine Anti-Alkoholiker-Ecke. Eine Zocker-Ecke (am Spielautomaten). Eine Schocker-Ecke (bezieht sich jetzt auf das Würfelspiel "Schocken").....
 
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Ah, nicht zu vergessen den legendären "Samenraub".

Soeben in den Nachrichten hörte ich allerdings daß Herr Beckstein einen "Warnschussarrest" fordert - Möchte mal wissen was der Mann für Berater hat, von alleine wird der doch nicht auf dieses abstruse Konstrukt gekommen sein?
 
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...ja, und auch der arme kleine Warnschuss selbst. Welch ein Schicksal!!! Der fragt sich doch, der Warnschuss, wenn er in der dunklen Zelle schmachtet: "Was hab ich armer kleiner Warnschuss nur verbrochen, dass ich im Arreste schmachten muss, wo ich doch lieber in freier Wildbahn eine flotte Kugel schieben würde!"
 
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Soeben in den Nachrichten hörte ich allerdings daß Herr Beckstein einen "Warnschussarrest" fordert

Das ist aber keine neue Erfindung von ihm; diese Sau haben die Christlich-Unionierten schon vor Monaten durchs Dorf getrieben. Wobei mich der leise Verdacht beschlich, die tolle Wortschöpfung Warnschußarrest könnte auf dem Mist der Politikerkumpels aus den Hauptstadtstudios gewachsen sein.
 
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88,8 beglückt die Menschheit neuerdings mit "Sonnenbrillenwetter".

Was kommt im Sommer wenn es mal richtig heiß wird? Tropenhelmwetter vielleicht oder Sonnenschutzfaktordreißigwetter?
 
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Jau, und das seit Jahren allseits so beliebte Wetterradar, obwohl dieses Wort noch nicht einmal eine Wortschöpfung im Sinne des Threads darstellen dürfte.
Man stelle sich vor: Die Damen und Herren der Wetterredaktion, geführt vom Chefmeteorologen des Senders, im tiefen Keller der Sendeanstalt, der finstere Raum nur von Rotlicht dürftig erhellt, dort kauern Sie vor ihren Radarbildschirmen und saugen nervös an ihren Zigaretten, versuchen jede Wolke von der Unheil dräuen könnte rechtzeitig zu erspähen um die Kunde rechtzeitig an die Hörerschaft gelangen zu lassen und somit die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren...

Möchte mal wissen wieviele von den Herrschaften die da mit Wahrscheinlichkeiten um sich werfen schon jemals ein Radargerät aus der Nähe gesehen haben, geschweige denn in der Lage wären das Bild auf dem Schirm auch nur ansatzweise zu interpretieren?
 
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Ein "Wetterradar" gibt es sowieso nicht, bestenfalls ein Niederschlagsradar. Die von Dir genannten unheildräuenden Wolken verursachen nämlich kein Radarecho, Niederschläge schon.
 
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Ein "Wetterradar" gibt es sowieso nicht, bestenfalls ein Niederschlagsradar. Die von Dir genannten unheildräuenden Wolken verursachen nämlich kein Radarecho, Niederschläge schon.

Du, da muß ich dir leider widersprechen.

Airborne Weather Radar provides the pilot with a local (ahead only) weather picture in the cockpit and allows him to identify and avoid specific, undesirable weather formations. A maximum range of 180 Nm is common although the commonly used range (as selected by pilots) would normally be in the 30 to 80 Nm range.
 

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Nun ja, womit gehen unheildräuende Wolken denn so einher? Die Sache ist noch etwas komplexer, weil es unten noch lange nicht regnet, wenn oben die Luft voll Wassertröpfchen ist. Und wenn man will, kann man auch jeden Fliegenschiß orten; das sagt dann irgendwann nichts mehr aus.

Was finde ich da übrigens: Kachelmann hatte mal wegen der Düppelschmeißerei (das hier: http://radar-info.fzk.de/Html/Chaff.html) Anzeige erstattet? Auch eine schöne PR-Maßnahme.


Und wußtet Ihr schon, daß Radargeräte so ein dumpf pfeifendes Geräusch abgeben? Müßt Ihr mal den Hunnatviahpunktsechs hören!
 
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