Liebe Freunde!
Am 29. Januar 2013 war in der Presse zu lesen, dass der Gründer der Waadländer
Technologieunternehmens Kudelski im Alter von 84 Jahren verstorben ist.
Stefan Kudelsky, der im Zweiten Weltkrieg mit seinen Eltern aus Polen in die Schweiz
geflüchtet war, gründete das Unternehmen 1951 und leitete es 40 Jahre lang. Den Grundstein
seiner Firma legte er mit der Erfindung des Nagra, des ersten tragbaren Tonaufnahmegerätes.
Welche Radio Reporter, später auch Fernsehreporter, haben diese Geräte nicht in vollem
Einsatz gebraucht, ganz im Vertrauen auf dessen Stabilität und höchste Qualität.
Viele Hinweise zur Tonbandgeschichte gibt ein privates Museum für Tonbandtechnik
Tonband- und den Magnetbandgeräten. Viele wissen ja gar nicht oder nicht mehr, wie es
damals angefangen hat und wie das wirklich funktioniert hat mit den Aufnahmemöglichkeiten
aus der damaligen Zeit.
Stefan Kudelski (ein Pole) in der Schweiz . . .
Stefan Kudelski, 1929 in Warschau geboren, war ein polnischer Student an der
Eidgenössischen Technischen Hochschule in Lausanne, der viele geniale Ideen hatte. Er hatte
bereits 1951 eine erste Nagra fertig. (Das Wort kommt von dem Verb "nagra" aus dem
polnischen und bedeutet in etwa "Ton aufnehmen, aufzeichnen oder mitschneiden". Das
englischen Worte "to record" wird im Polnischen mit "nagrać" übersetzt) Ab 1957 baute
Kudelski die Nagra III, die zu seinem wirklichen und verdienten Ruhm beitrug. Vorher gab
es aber auch einige Flops.
Hier ein Blick auf eine Nagra 4.2, den Traum aller Filmtonleute aus den 70 und 80er Jahren.
Es gab aber diverse NAGRAs, die bekanntesten sind die NAGRA 3 und NAGRA 4. Kudelski
hatte aber auch andere Sonderbauformen entwickelt und den jeweiligen Anforderungen
entsprechend modifiziert. Inzwischen hat die Firma Kudelski das Tonbandsegment
vollkommen verlassen und hat in den EDV- und Video-Bereich (Nagravision) gewechselt.
Stefan Kudelski hatte auch keine «Probleme» mit Stückzahlen wie Uher, Telefunken oder
Grundig. Eine Nagra war sehr teuer und es gab teilweise Wartelisten wie damals bei
Mercedes Benz. Die Firma Kudelski produzierte angeblich nur etwa 500 Nagras pro Jahr.
1991 übernahm Sohn Andre Kudelski die Firma Kudelski SA.
Was natürlich aus unserer Sicht viel wichtiger ist:
Kudelski SA ist nicht wie alle anderen (jedenfalls fast alle) "den Bach runter" gegangen,
als der Magnetband Markt Mitte der 80er Jahre total einbrach. Es war und ist ja immer noch
eine kleine Firma im Vergleich zu den ehemals Grossen, wie Grundig oder AEG/Telefunken.
die Schweizer hatten bestimmt nicht so viele kluge Köpfe wie die "Großen" Deutschen. Die
Mannen um Kudelski hatten aber ein Genie, und das war der Chef. Der hatte Visionen,
verstand diese umzusetzen und hatte Erfolg damit. Er hat die Zeichen der Zeit nicht
verschlafen wie viele der deutschen Edelschmieden und Consumer/Massen- Hersteller,
sondern sich immer wieder den Bedürfnissen und Anforderungen angepasst.
Mit dem Tod von Stefan Kudelski und dem Wechsel der Firma von der analogen
Tonbandtechnik in die digitale Zeit, gehen nun aber auch die glorreichen Zeiten der Nagra- Geräte ihrem Ende entgegen.
Februar 2013 / Dölf Stöcklin