Also ich hab vor vielen vielen Jahren ein Volo im Privatfunk gemacht (ich bin ja auch schon steinalt und jetzt kommt natürlich die Leier; früher war alles besser
) und da gab es einen sehr umfangreichen Ausbildungsplan mit Seminaren bis hin zum Presserecht. Zusätzlich rotierten die Volos durch die Außenstudios, mussten Reporter begleiten, den Moderatoren zur Hand gehen, Nachrichten, Sport, Beiträge usw. es war alles dabei. Ich hatte auch einen festen Volo-Mentor, das war der stellv. CvD, und der hat den Ablauf des Ausbildungsprogramms überwacht und auch Qualitätseinschätzungen und Manöverkritik gegeben. Und nach zwei Jahren kristallisierte sich dann raus, wo die Talente (heute würde man Kernkompetenz bzw. skills sagen) so liegen, und man landete entweder bei den Nachrichten oder in der Moderation oder ging als Reporter ins Außenstudio.
Das war ziemlich gut. Aber bereits ein zwei Jahre nach meinem Volo ließ man die Volontärsausbildung sehr schleifen. Externe Seminare gab es garnicht mehr, allles war learning by doing, und gekümmert hat sich um die Volos eigentlich niemand mehr so richtig. Es ging dann nur noch darum, möglichst schnell jemanden vors Mikro zu bringen, der die vorbereiteten Moderationen vorlesen konnte, Beiträge gab es keine mehr, deswegen musste niemand wissen, wie man die baut. Und zum Schluß gab es dann ein Rotationssystem, bei dem die älteren Volos die jüngeren angelernt haben und nach zwei Jahren rausflogen, wie die jüngeren Volos anderthalb Jahre später auch. Da war ich dann aber schon raus aus dem Sender.Volontariate im eigentlichen Sinne waren das nicht mehr, besseres Praktikantum.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich daran inzwischen was geändert hat. Auch wenn ich natürlich die Volo-Praxis in Häusern wie Antenne Bayern oder FFH nicht kenne. Aber der Kostendruck ist ja überall - und was man so on air hört ... Deswegen sollte man unbedingt vor dem Start in ein Volo bei einer privaten Station prüfen, ob das Volo seinen Namen verdient und es einen Ausbildungsplan gibt, den man auch ausgedruckt mit nach Hause nehmen kann
Und ohne von den alten und natürlich goldenen Zeiten früher zureden
Privatfunk ist heute etwas ganz Anderes als noch vor 15 Jahren. Die Privaten gehen andere Wege, die nur noch sekundär mit Journalismus zu tun haben. Deswegen hat das journalistische Handwerk dort nur noch wenig Bedeutung. Das sage ich völligz kritiklos. Es sind andere Sachen wichtig. Wer zum Beispiel On-air-designer werden will, also die ganze Verpackung und Elemente produzieren will, der hat beim Privaten eine Wahnsinnspielwiese vor sich. Das hat wiederum früher kaum eine Rolle gespielt. Insofern wäre ein Producer-Volontariat jetzt empfehlenswert. Gruß