Wieviel faken die Öffis?

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AW: Wieviel faken die Öffis?

es wäre vielleicht ergiebiger, wenn mal darüber diskutieren würde, welche der "leistungen" unserer verehrten radiomacher einfach nur "shit" ist. :D
 
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Kenntlich zu machen, ob ein Interview aufgezeichnet ist oder nicht würde ich erstmal vom Inhalt des Gesprächs abhängig machen. Verwerflich ist an einem aufgezeichneten Interview im Grunde genommen erstmal nix. Getreu dem Motto: Was der Hörer nicht weiß, macht den Hörer nicht heiß, oder ?
 
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Radiokult schrieb:
Das würde ich auch so sehen. So intelligent ist die Masse der Hörer nun letzlich auch wieder nicht.

Oder so: Der Masse der Hörer sind solche Probleme, die uns hier schier den Schlaf rauben, einfach wurscht!
 
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Danke Rössel,

Du hast gerade die Worte gefunden, die mir eben fehlten für diese (setze an dieser Stelle oben bereits erwähntes Wort ein, von dem ich glaube, dass es in diesem Fall zum Substantiv wird und damit auch einen Artikel tragen müsste)
 
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In einer Zeit, in der der Begriff Voicetracking völlig unbekannt war und man selbst als Radioinsider noch dachte, aufgezeichnete Sendungen würden stets als solche gekennzeichnet (1994), ereignete sich in einem ostdeutschen ARD-Studio folgendes: der Moderator erfüllte Hörerwünsche (war so vorgesehen und ein Bestandteil der Sendung). Immer wieder die gleiche stupide Mucke - das Programm war derart zusammengestutzt, daß die meisten Stammhörer schon vergrault waren und der Nachwuchs passte halt zum Konzept des Programms. Dann ein Wunsch nebst zugehöriger Geschichte, aus nem Brief vorgelesen: der Hörer hatte nen Autounfall, Totalschaden, er selbst kam wie durch ein Wunder unverletzt davon. Die Kassette steckte noch im Autoradio und war stehengeblieben... bei den Rainbirds mit "Jesus first!". Deshalb der Wunsch...
Geschichte erzählt, Track abgefahren, Mikrofon zu. Dann dreht sich der Moderator zu mir um und meint, so, wenigstens ein anständiges Lied in die Sendung bekommen. Den Hörerbrief gabs freilich gar nicht...

Ein Fake, um die Bandagen des Programmchefs auszuhebeln. Damals fand ich das mutig und gut im Sinne der "alten" Hörer und überhaupt... und nun?
 
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... heute wird gefaked, um nur ja die Vorgaben des PD und des Beraters zu erfüllen und bloß keine Abweichungen zuzulassen. Das war's doch, was Du meintest, oder?
 
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Ein Fake, um die Bandagen des Programmchefs auszuhebeln. Damals fand ich das mutig und gut im Sinne der "alten" Hörer und überhaupt... und nun?

Was heisst "und nun"? Aus dem Beispiel eines einzelnen "rebellischen" Moderators lässt sich für mich jedenfalls nicht der Fake an sich als toleriertes Mittel der Programmgestaltung im ÖR ableiten.
 
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@ Makeitso

Daran hatte ich nichtmal gedacht... mir gings bloß darum zu klären, ob es nun "gute" und "böse" oder "erlaubte" bzw. "nicht erlaubte" Fakes geben kann. Ich bin immer noch hin- und hergerissen, aber sooo wichtig isses dann nun auch wieder nicht.
 
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Muss all das, was der Hörer für live hält, live sein?
Muss all das, was ich nicht ausdrücklich als "nicht-live" kennzeichne, live sein?

Ich erlaube mir, beide Fragen mit "nein" zu beantworten.
Ob ein Fake in Ordnung ist oder nicht, entscheidet sich nach meinem Dafürhalten am Inhalt. Ich produziere ein Interview mit den Originalfragen, die zuvor ein Kollege dem IP gestellt hat, und setze die Originalantworten passend dahinter.
Das ist alles andere als die Form von Radio, die ich mir wünsche, weil Radio so nicht lebt, keine Frage. Als Fake, der abzulehnen ist, kann ich es dennoch nicht bezeichnen.
So lange sich das Faken in diesem Rahmen bewegt, sehe ich kein Problem darin; oder kurz gesagt, ist es egal.

Dass der Hörer enttäuscht ist, wenn er die tatsächlichen Umstände erfährt, ist nicht zu bestreiten. Soll ich es deshalb ändern?
Die meisten Musikfreunde glauben auch bis heute noch, Bruce Springsteen und seine Freunde versammelten sich im Studio versammeln, der Drummer zähle bis vier, los gehe es und fertig sei das Album. Dass sich die Musiker nicht mal sehen, weil sie keine gemeinsamen Termine für solche Produktionen finden, ist für diese Leute ebenso enttäuschend. Soll Bruce deshalb keine Alben mehr einspielen?
 
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Anderes Beispiel: Jeder weiß, daß der Ausgang von Wrestling-Matches, ja selbst der genaue Verlkauf des "Kampfes" vorbestimmt ist. Dennoch sind die Stadien voll. Hauptsache, die Show stimmt.
 
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Stimmt, aber wie du gesagt hast: Beim Wrestling <b>weiß</b> es jeder. ;)

Für mich ist ein Fake wie gesagt, wenn der Hörer absichtlich getäuscht wird. Genau deshalb ist es für mich ein Fake, wenn zum Beispiel der Satz fällt: "Jetzt gerade bei mir im Studio ist XY..." und dann ein aufgezeichnetes Interview läuft. Natürlich ist das kein "böser" Fake, aber doch ein Fake (= Fälschung, Täuschung). Und ich bin ebenfalls der Meinung, dass es dem Hörer nicht egal wäre, wenn er es wüsste.

Hört ihr zum Beispiel nachts beim Autofahren einen Sender, bei dem ihr wisst, dass die Moderationen gevoicetrackt sind?
 
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DasGrauen schrieb:
Stimmt, aber wie du gesagt hast: Beim Wrestling <b>weiß</b> es jeder. ;)
Hört ihr zum Beispiel nachts beim Autofahren einen Sender, bei dem ihr wisst, dass die Moderationen gevoicetrackt sind?

Ja, beim Wrestling weiß es jeder, aber die Zuschauer blenden dieses Wissen bewußt aus.
Andererseits: Natürlich können Radiohörer sauer reagieren, wenn sie sich betrogen fühlen (wenn z.B. der "tolle Gewinn" der Promotion nicht so toll ausfällt, wenn der Wetterbericht wieder mal total daneben lag oder der Stau nicht gemeldet wurde).
Wenn ich aber nachts autofahre, ist es mir wurscht, ob live, syndicated oder vorproduziert; Hauptsache, das Programm hält mich wach! Lieber AFN mit guter Musik aus Amiland (syndicated), als "When Your Heart Is Week", von einem Praktikanten schlecht angesagt.
 
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Ich wagte ja bereits zu Beginn die Einschätzung - die Diskussion würde genau in diese Richtung laufen. Also wie immer: Öffis = lieb, Private = böse.

Nur ein Gegenbeispiel: Ein Ex-Kollege und seit Jahren beim ARD-Hörfunk sollte nach einer Film-Preview die übliche Zuschauer-Umfrage vor dem Kino machen. Da er aber offenbar zu wenig Zuschauer abgreifen konnte (wieso auch immer) kam er am gleichen Abend zu uns in die Kneipe und brauchte eben noch 0-Töne. Also erzählte er uns kurz worum es in diesem Film ging - und gab uns die Antworten, die wir zu geben hatten vor. Damit es auch möglichst ausgewogen werden sollte, teilte er uns in Pro und Contra ein. Mit dem 0-Ton Material baute er seinen Beitrag, der ARD-weit ausgestrahlt wurde. Wie gesagt, mit unseren gefakten Stellungnahmen zu einem Film, den wir alle nicht gesehen hatten! Wenn das kein echter Fake der Öffis war, dann weiß ich auch nicht.
 
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Der gute Mann hat sicher vorher beim Privatradio gearbeitet. ;) Spaß, gell?

Stimmt, das ist für mich ein <b>echter</b> Fake. Genau solche Erfahrung hab ich gesucht. Ich finde, für meine GEZ-Gebühren kann ich erwarten, nicht getäuscht zu werden - auch, wenn das Hör-Erlebnis mit Fake ein wenig besser sein mag.

Übrigens ist meine Erfahrung, dass beispielsweise Zeitungsredakteuere überhaupt nicht auf die Idee kommen, Zitate zu erfinden. Arbeiten Printjournalisten "journalistischer" als Hörfunk-Journalisten? Wenn ja, dann warum?
 
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Liebes Grauen,
weißt Du, wieviel im Radio gebastelt wird, bevor etwas auf Sendung geht? Und dass immer die Motivation ist, dass es möglichst gut, lebendig, ja, live klingt? Wo ist die Grenze? Hast Du schon mal gefuchsten Cuttern bei der Arbeit über die Schulter geschaut? Warum kritisiert das niemand als Überschreitung der Grenze zum Fake? Weil es keiner ist? Macht es einen entscheidenden Unterschied, ob der Hörer weiß, was Sache ist, oder ob er es nicht weiß? Ändert sich dadurch die Sache, um die es geht? Da sagt jemand, xy sei bei ihm im Studio und es klingt auch so, derjenige ist aber nicht da. Es ist nicht wie dargestellt; schlecht. Und jetzt? Die Situation könnte man anders viel besser lösen, aber hast Du damit ernsthaft ein Problem? Ist das wirklich nicht hinnehmbar, weil der Hörer das böse fände, wenn er es wüsste?

"Übrigens ist meine Erfahrung, dass beispielsweise Zeitungsredakteure überhaupt nicht auf die Idee kommen, Zitate zu erfinden."
Das halte ich nun wirklich für ein sehr amüsantes Gerücht!
 
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Die Grenze von Nicht-Fake zum Fake. Wo die verläuft, müssen die erklären, die Fakes kritisieren und also das Thema machen.
 
AW: Wieviel faken die Öffis?

Wie gesagt: Für mich ist ein Fake jede Art von Täuschung, Fälschung, Imitation, etc... Ich habe allerdings bislang kein moralisches Urteil über den Fake an sich gefällt. Fürs Privatradio finde ich: Lieber ein guter gefaketer Hörer als ein schlechter echter.

It's not important what you do, it's important what people think you do... (BTW: Stimmt diese Marketingaussage im Wortlaut so?)

Hier spielt für mich aber wieder schlicht und einfach der wirtschaftliche Aspekt mit rein, db. Das Programm muss gut klingen, damit die Quote stimmt. Aber das ist ein anderes Thema, über das wir an anderer Stelle ja schon leidenschaftlich diskutiert haben. ;)

Vom ÖR wünsche ich mir dagegen absolute <b>Authenzität</b>. Genau deshalb lehne ich bei den Öffis jede Art von Fake (nach obiger Definition) strikt ab.
 
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Übrigens ist meine Erfahrung, dass beispielsweise Zeitungsredakteuere überhaupt nicht auf die Idee kommen, Zitate zu erfinden. Arbeiten Printjournalisten "journalistischer" als Hörfunk-Journalisten? Wenn ja, dann warum?
Ich empfehle dir mal einen Blick in die BILD-Zeitung oder durchforste mal die unendlichen Weiten der Yellow Press ... dann unterhalten wir uns noch mal über die von dir getroffene Aussage. ;)
 
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