AW: NDR feuert Eva Hermann
Eva Herman hat eine Ansicht über Familie und Kinder und die demographische Entwicklung in Deutschland. Das ist und bleibt ihr gutes Recht. Zu dem Zeitpunkt, als sie ihre Werte- und Moralvorstellungen zwischen zwei Buchdeckel gepackt hat, war sie Nachrichtensprecherin im ÖR TV und Moderatorin einer Talkshow im ÖR TV.
Sie polarisiert und vertritt Meinung mit ihren Ansichten. Ab diesem Moment hat sie in o.g. Aufgaben mit Konsequenzen zu rechnen, da sie eine öffentliche Persönlichkeit ist, die im Auftrag des ÖR Funks arbeitet.
Frau Herman ist nach allem, was sie bislang geäußert hat, nicht in der Lage, zwischen ihres Auftrags im ÖR TV und ihrer privaten Meinung zu differenzieren. Ich bin bis heute nicht im Stande zu beurteilen, ob dies aus Naivität, Unwissenheit, schlechter Beratung oder wirklicher positiver Einstellung zu den unterstellten An- und Absichten bei ihr rührt, das wird bei allen Äußerungen nicht deutlich.
Eva Herman zeigt eine mangelnde Sensibilität für die Debatte. Sie ist nicht in der Lage, den Sachverhalt aufzuklären. Sie bleibt indifferent in ihren Aussagen und polarisiert weiter. Aus welchen Motiven heraus das geschieht, bleibt weiterhin unklar.
Dass Johannes B. Kerner nicht zu den investigativ-tätigen Journalisten mit dem Sendeformat seiner Sendung gehört, ist bekannt. Ich gehe davon aus, dass Frau Herman auch die weiteren Gäste der Sendung bekannt waren. Unter diesen Voraussetzungen kann doch niemand ernsthaft davon ausgehen, dass auf dem Sendeplatz wirklich ausgewogener Journalismus stattfinden sollte.
Da bleibt der Nachgeschmack, was Frau Herman dort wollte. Sie hätte die Chance nutzen können, nach ca. 2 Monaten endlich öffentlich etwas klar zu stellen. Das hat sie nicht vermocht. Entweder kann sie es nicht oder sie möchte es nicht.
Wenn sie weiterhin ihre private Meinung äußern möchte, kann sie das gerne tun. Von mir aus auch zwischen zwei Buchdeckel gepackt. Ihre Sache.
Aber dass unreflektierte, historisch falsche und verharmlosende Vergleiche des Nationalsozialismus einfach nicht gehen, sollte sie spätestens nun verstanden haben.
Broder vergleicht in seinen hier zitierten Artikeln auch wieder Äpfel mit Birnen. Ich verstehe nicht, was daran so schwer zu akzeptieren ist, dass das Grauen, die Gewalt, die Tötungen und dieses menschenverachtende Selbstbild des Nationalsozialismus unvergleichbar in der Geschichte sind. Und dass jeder Vergleich mit Verbrechen anderer Nationen an Völkern nur eine Verharmlosung bedeuten. Der Nationalsozialismus ist eine unvergleichlich schreckliche Zeit. Das ist ein Fakt. Was ist denn daran so schwer zu verstehen? Es gab ihn und man macht ihn harmlos, wenn man sagt: Aber es gab auch Gutes. Aber die haben ja auch dies und das gemacht (Stichwort Autobahnen, historischer Unsinn nebenbei) usw. usf. Es war ein preußisch durchorganisierter Massenmord, der nebenbei bemerkt den 2. Weltkrieg bedeutet. Das ist einfach so. Und das bleibt so. Und das mit irgendwas zu vergleichen und damit zu verharmlosen, bedeutet eine politische Stellungnahme.
Und solche Vergleiche zieht Eva Herman, wenn sie davon spricht, dass die moralischen Vorstellungen über Familie etc. im Dritten Reich gut waren. Entweder kann sie die Dimension ihrer Aussagen tatsächlich nicht erfassen oder sie meint es positiv, auch wenn sie sich davon differenziert. Ich finde sie nach wie vor indifferent.
Nebenbei bemerkt nervt die mit ihren Aussagen über das "Aussterben" der Deutschen, wenn sie keine Kinder bekommen. So what? Damit handelt sie sich zu Recht den Vorwurf ein, dass ihre Ansichten zur "wahren Bestimmung der Frau" nicht verbindlich sind und sich gegen Vieles sperren, was sich in den vergangenen Jahrzehnten emanzipatorisch positiv verändert hat. Davon hat auch sie profitiert.
Margarete Schreinemakers hat in der Kernersendung zu Recht wiederholt die Frage gestellt, was sie denn eigentlich zum Ausdruck bringen und bewegen will.
Unter dem Strich sehe ich bislang eine ehemalige Nachrichtensprecherin und Moderatorin der ÖR Fernsehens, die irgendwelche persönlichen Meinungen in Büchern äußert, die ein konservatives Frauen- und Familienbild kolportiert. Na bitte, wenn sie meint... Sie macht fahrlässige Verharmlosungen und Vergleiche zu der NS-Vergangenheit dieses Landes, die berechtigte Konsequenzen seitens ihre ehemaligen Arbeitgeber hat. Was sie damit bezwecken will, ist undeutlich.
Ich verstehe nicht, was die Frau eigentlich will. Sie hat ihre Karriere verspielt, indem sie
nicht in der Lage war, zum Ausdruck zu bringen, was sie meint. Dumm gelaufen. Aber vielleicht ist das das Eva-Prinzip.