AW: Der Amoklauf und die Medien
Na das ist ja interessant. Report, ein Magazin des SWR, berichtet über die Medienberichterstattung speziell der privat-kommerziellen Medien. Wie der Vergleich zwischen öffentl.-rechtl. und den kommerziellen Medien ausfällt, kann ich wegen der mir selbst auferlegten Medienabstinenz nicht abschätzen. Selbstkritik habe ich aber nicht erkennen können, etwa zum Umfang der Berichterstattung im eigenen Programm. Abgesehen davon ist die Medienkritik an den (eigenen Medien und deren Kollegen) genauso reflexartig wie die Medienberichterstattung im Umfeld einer Katastrophe. Selbst gestern Nacht haben, wie schon die ganze Zeit, ARD und ZDF den Fall unterschiedlich gewichtet. Während das Nachtmagazin erneut mit diesem Thema aufmachte, war es bei der parallel ausgestrahlten heute nacht erst auf Platz 3, wenn ich mich recht erinnere. Selbst dieser speziell von der ARD ausgeübten Berichterstattung würde ich die Möglichkeit zusprechen, zu Nachahmungen zu animieren. Es ist nur zu billig, die Berichterstattung einschlägiger Medien wie Bild und RTL zu kritisieren, aber das eigene Handeln, auch öffentlich, nicht zu reflektieren.
Deshalb frage ich noch einmal: War es wirklich nötig und gerechtfertigt, eine ellenlange, improvisierte, PK zur Primetime live und ungeschnitten zu senden und statt dessen auf die Übertragung eines Live-Sportereignisses zu dieser Zeit zu verzichten? (Immerhin war Biathlon letzten Samstag zur besten Sendezeit zu sehen.) Hat die ARD zumindest im Umfang der Berichterstattung nicht etwas über das Ziel hinaus geschossen? (Dabei geht es mir nicht darum, das ich ein enttäuschter Biathlon-Fan bin, sondern um's Prinzip! Persönlich entschied ich mich, wie so oft, für die meines Erachtens nach bessere Berichterstattung von Eurosport.)
@ Kobold: Ich wundere mich nicht, dass du über Köln und den Amoklauf nix mehr hören willst, ich wundere mich aber, wie lange du das überhaupt ausgehalten hast.
Ach und: Am Medienverhalten beim "nächsten mal", egal ob Lawine oder Amoklauf, wird sich maximal partiell was ändern. Schon das wäre ein Fortschritt.