AW: Analoganzeigen Sifam AL 39 WF zu "leise"
Es liegt nicht daran, daß
Gelb schrieb:
diese Analogdinger nicht sooo genau sind
- denke z.B. an Geräte mit Lichtzeigern. Aber auch "normale" Drehspulmeßwerke mit Rohrzeigern können eine prima Spitzenwertanzeige liefern, es kommt in erster Linie auf die Elektronik dahinter an (Augenblick Gelb, ich weiß, was Du sagen willst, lies noch kurz weiter
).
VU-Meter und PPM möchten ganz unterschiedliche Aufgaben wahrnehmen. Während das PPM auch kürzeste Pegelspitzen anzeigt, um Übersteuerungen zuverlässig zu verhindern, soll beim VU-Meter die
Lautheit (VU: "
Volume
Unit") abgebildet werden. Dazu bedient man sich unterschiedlicher Integrationszeiten: PPM analog 10 ms (das heißt, eine Pegelspitze von 10 ms Länge bewirkt eine Anzeige von nur 1 dB unter ihrem tatsächlichen Wert, ein Puls von 3 ms wird mit 4 dB unter dem Istwert angezeigt; DIN 45 406), PPM digital 1 ms (noch schneller, weil es keine Übersteuerungsreserve gibt und auch kleinste Pegelspitzen clippen würden) und VU-Meter etwa 300 ms. Damit wird die physiologische Eigenart des menschlichen Gehörs, das eben nur Durchschnitts- und keine Spitzenpegel wahrnehmen kann, berücksichtigt.
Dies funktioniert beim VU-Meter aber nur unzureichend, da andere Eigenschaften des Gehörs (Frequenzabhängigkeit, Form der Impulse)
nicht bewertet werden.
Beide Bedingungen gleichzeitig, Übersteuerungssicherheit
und gehörrichtige Lautheitsmessung, können mit keinem Gerät erreicht werden. Um bei VU-Metern trotzdem einigermaßen sicher gegen Übersteuerung zu sein, gibt man ihnen einen (empirisch zu ermittelnden) Vorlauf zwischen 3 und 6 dB mit, der aber bewirkt, daß ein (Dauer-)Pegelton um eben diesen Vorlauf zu hoch angezeigt wird. (Miß die Geräte mal mit Vorlauf ein, dann wird's schon besser). Bei einigen VU-Metern gibt es deswegen die "Peak"-LED, die Pegelspitzen durch kurzes Aufleuchten verzögerungsarm anzeigt. Aber wann? Zerrt es schon, wenn sie aufleuchtet, dann muß ich mit dem Pegel drunterbleiben, aber wo stehe ich dann in Bezug auf Vollaussteuerung? Leuchtet sie früher auf, um wieviel...?
Jetzt zu Deinem (gefühlten) Einwand von oben: Warum zeigen Deine Drehspulinstrumente trotzdem Murks an, obwohl Du sie mit einer Spitzenspannungsmeßelektronik ansteuerst? Ich nehme sehr stark an, daß die benutzten Meßwerke in ihren elektromechanischen Eigenschaften auf ihre Aufgabe (mäßige Integrationszeiten) hin optimiert worden sind. (Anders ausgedrückt: es wurde nichts hochwertigeres verwendet.)
Wie ist nun "richtig" auszusteuern? Nun, ich plädiere immer sehr dafür, Sendungen in erster Linie
nach Gehör auf gleichmäßige Lautheit hin zu fahren, mit kritischem Blick auf einen Spitzenspannungsmesser (10 ms) mit zusätzlicher 1 ms-Anzeige wegen des digitalen Signalweges. Die 10 ms-Variante kann auch wegbleiben, dann muß man sich aber bewußt sein, daß man zum Untersteuern neigt, wenn auf der Skala ein roter Bereich bei (Studio-)"Vollaussteuerung" angegeben ist. (Optimod-Gedöhns bleibt hier erstmal außen vor. Aber auch da muß man, mehr noch sogar, nach Gehör fahren.)
Grüßle von TSD