Vor 15 Jahren — Letzter Sendetag von Radiomultikulti (SFB, RBB)

B

Benutzer 50851

Eine schöne Erinnerung an radio ḿultikulti (SFB, RBB), das am 31. Dezember 2008 den letzten Sendetag hatte:


Claudia Frenzel (heute: Frenzel-Müncheberg), die das Video erstellt hat, war freie Musikredakteurin für das Programm.

Leider habe ich keine jüngere Version des Jingles von radio ḿultikulti gefunden. Er erinnert mich immer sehr an den TGV-Jingle der französischen SNCF. :^)

———

In diesem Zusammenhang finde ich auch das Gespräch von @DigiAndi mit Eleni Iliadou bemerkenswert. Sie arbeitete beim Bayerischen Rundfunk seit 1983 bis zu dessen Einstellung Ende 2002 in der griechischen Redaktion des ARD-Ausländerprogramms.

Iliadou schildert in dem Gespräch unter anderem, dass das Ausländerprogramm auch deshalb eingestellt wurde, weil man im Südwesten der Bundesrepublik der Meinung war, die elternsprachigen Sendungen würden die Integration des Publikums behindern.

Wie so oft war das Ergebnis der dieserart chauvinistisch motivierten Einstellung des Ausländerprogramms das Gegenteil der erklärten Absicht, da sich die Versorgung mit aktuellen, glaubwürdigen Informationen aus und über die Bundesrepublik verschlechterte.

———

Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Beitrag im ›Nostalgie-Forum‹ gut aufgehoben ist, denn eigentlich ist das Thema einer elternsprachigen Versorgung mit Zeitfunk hochaktuell.

———

Suchworte: Radio MultiKulti, multicult.fm
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Auch ich trauere RADIOmultikulti hinterher. 😥

Hier ein Beitrag zur Einstellung mit dem damaligen rbb-Hörfunk-Direktor Singlenstein.

Anhang anzeigen Interview_Singelnstein_zum_Aus.MP3

Und - mit Verlaub - wenn man die heutige Lage des rbb sieht und er davon spricht, kein Geld zu haben, er selbst aber hohe Bezüge vom Sender bekam/bekommt - muss das für viele schon wie purer Hohn klingen.
Sich selbst die Taschen vollmachen und hier rumjammern, dass andere ARD-Anstalten bessergestellt sind.

Mir scheint es so, dass die Mentalität mancher im Sender sich in den letzten 15 Jahren nicht verändert hat. Und immer wird das Geilste eingestellt. Und wenn man die Einsparsummen hört, war RADIOmultikulti ein vergleichsweise günstiges, aber vielfältiges Programm. Und Funhkaus Europa finde ich in der Tat auch nicht so pralle.

Hier noch von damals die Infos vom Sender selbst zur Einstellung:

Dok_1.jpgDok_2.jpgmk.png
 
Zuletzt bearbeitet:
gibt es ja in der damaligen Form auch so nicht mehr. Es wurde in Cosmo umbenannt, deutlich jünger positioniert und nah am Mainstream dran. Keine Frage, es ist immer noch ein Leuchtturm unter vielen ÖR Programmen, dennoch hat es sich einfach verändert. Vieles wurde eingespart, neues kam hinzu. Der ganz normale Lauf der Dinge.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe von Multikulti noch haufenweise Audiomaterial, sämtliche Opener (auch noch einige alte aus SFB-Zeiten) und auch die merhstündige Abschiedssendung. Leider liegt das alles auf einer angeknacksten Festplatte. Ich hoffe, dass ich das Zeug irgendwann mal retten kann.
ja, das hoffe ich auch. Ich hätte Interesse daran, wenn es dir nichts ausmacht?

gibt es ja in der damaligen Form auch so nicht mehr. Es wurde in Cosmo umbenannt, deutlich jünger positioniert und nah am Mainstream dran. Keine Frage, es ist immer noch ein Leuchtturm unter vielen ÖR Programmen, dennoch hat es sich einfach verändert. Vieles wurde eingespart, neues kam hinzu. Der ganz normale Lauf der Dinge.

Ja, ich weiß, dass es heute COSMO heißt. Meine Aussage, dass ich Funkhaus Europa nicht so pralle finde oder fand, war bezogen auf die Aussage des Hörfunkdirektors, der multikulti nach eigenen Worten "schon nochmal deutlich besser" fand als Funkhaus Europa. Entschuldigung, falls das nicht so rübergekommen ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Dann stelle ich hier meine Fundstücke zum Sendestart ein, die anderen Multikulti-betreffenden Threads sind ja längst geschlossen. Vielleicht für den einen oder anderen überraschend zu sehen, welche Sendung 1995 Sonntagabend lief. ;)
 

Anhänge

  • radio-multikulti_1994a - Kopie.jpg
    radio-multikulti_1994a - Kopie.jpg
    156,3 KB · Aufrufe: 21
  • radio-multikulti_1994b - Kopie.jpg
    radio-multikulti_1994b - Kopie.jpg
    257,2 KB · Aufrufe: 20
  • radio-multikulti_1995 - Kopie.jpg
    radio-multikulti_1995 - Kopie.jpg
    1.010,8 KB · Aufrufe: 21
MuKu hatte herausragende (eigene) Musiksendungen mit (trotz dünner Personaldecke) fachkundigen Redaktionen, u.a. Afro Beats, Dschungelfieber, Russendisco, Drum&Tribe, Balkan Beats, Blues, Dancehall/Raggae und Oriental Beats. Die liefen oft am späteren Samstag/Sonntag Nachmittag sowie abends, oft im Wechsel (zwei- bzw. vierwöchig). Sowas findet man heute innerhalb der ARD gar nicht mehr. Die "Ausländerprogramme" wurden inzwischen durch überwiegend wortlastige Nachrichtenpodcasts ersetzt, die einfach auf den linnearen Sendeplätzen verbraten werden.

Da gab es Sendungen für türkischen Dubsteb, für kubanische Salsa-Rhytmen und für portugiesische Fados. Die Moderatorin der Sendung Heidi Hop, Aziza, war regelrecht verzweifelt und äußerte ihre Wut über das Aus ihrer Sendung on air mit dramatischen Worten.

Außerdem gab es die "World Music Charts" als Syndication und auch eine Weltmusik-Nacht. Am späteren Abend lief eine internationale Schiene, wo Radiowellen aus aller Welt ihr Programm zulieferten, ua. FM4 und BBC Radio One. Von Sputnik lief Makossa, von Nova Radio Paris war NéoGéo zu hören, von NPR lief eine Afropop/African Beat-Sendung, von Radio Tres kam "Discopolis" und von VRT Radio één übertrug man "Club Tropicana".

Es gab auch noch eine griechische Sendung von Okto Okto Miso, sowie ein Musikmagazin von Trojka aus Polen und die Übernahme einer Sendung von WDR 5, welches damals noch WDR Radio 5 hieß (5Planeten). Da gab es noch mehr, aber ich bekomme nicht mehr alle zusammen. Eine Sendung nannte sich "Beat the night", dieses Format existierte nach dem Ende von MuKu noch einige Jahre auf RadioEINS.

Einiges lässt sich hier noch evaluieren:

In Erinnerung geblieben sind mir noch die Morgensendung "Frühstück" ab 6 Uhr (sehr häufig mit längeren Gesprächen zu aktuellen weltpolitischen Themen, ua. zum Terroranschlag rund um den 11. September), im Anschluss das Musikmagazin "meridian 13", mittags die Metro und das Café global am Nachmittag und eine Reisesendung wo man raten und gewinnen konnte sowie einmal die Woche eine Hörerwunschsendung mit Nouri ben Redjeb. Es waren auch mittags öfter mal Gäste im Studio die live performt haben, u.a. Bobby McFerrin. Später, als man über DAB sendete, wurden auch DAB-Radios verlost (um 2003 herum).

Ab 17 Uhr liefen die "Ausländerprogramme" der ARD. Eine Besonderheit war die mehrsprachige Sendung MOST (=Brücke, als Symbol für den Balkankrieg) für Sprachen des ehem. Jugslawiens. Als Damals der Krieg auf den Kosovo anfing und die Nato ohne UN-Mandat und mit uranhaltiger Munition Zivilisten in Serbien zu beschießen, wurde auch der Fernsehturm auf dem Avala-Hügel in Belgrad getroffen und zerstört. Multikulti half seinerzeit dabei, einen Stream für das einzige unabhängige Radio B92 zur Verfügung zu stellen. Ich habe den Sender damals noch in Deutschland über UKW 92,5 MHz hören können, als man nach dem Beschuss notdürftig wieder einen kleinen Gitterturm aufgebaut hatte...

Das Besondere an MuKu war, dass man sich selber nicht zu ernst nahm und mit den geringen Mitteln durchaus ein liebevolles Programm zu gestalten wusste. Ich erinnere mich an den Anruf einer Hörerin bei einem Gewinnspiel (Lösung: Langzeitarbeitslose), die nur meinte, sie habe das geraten, denn in Neukölln gäbe es soviele davon. Schon gar nicht gab es Gendersprache oder Mitleidsgeplänkel. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie so ein Programm heute klingen würde. Es gab öfter mal Anspielungen on air auf die enge finazielle Lage der eigenen Anstalt, vor allem nach der Fusion um 2005 herum.

Es gab auch eine "CD der Woche", welche man täglich gewinnen konnte.

Bei Funkhaus Europa, hervorgegangen aus dem WDR Radio 5-Abendprogramm, erinnere ich mich nur an die langen Tagesstrecken mit Namen Corso und Cosmo.
Daraus ging dann später das gleichnamige Nachfolgeprogramm hervor. Vorher wurde bereits mit dem Jahreswechsel einfach das WDR-FH aufgeschaltet, ohne jeden Bezug zu Berlin.

Da war plötzlich nach Mitternacht ein Moderator zuhören (irgendein Franzose) der stundenlang etwas vom Neujahrsfeuerwerk in Köln faselte, ohne auch nur mit einer Silbe zu erwähnen, dass man jetzt auch in Berlin und Brandenburg sendet, oder gar die neuen Hörer zu begrüßen. Ich war wirklich entsetzt darüber, dass man nicht einmal in einem Nebensatz darauf einging, immerhin bekam der WDR dadurch eine 80 kW-Grundnetzsenderfrequenz in Berlin geschenkt, dabei hätte der RBB diese eigentlich abschalten müssen, weil er nicht mehr willens oder in der Lage dazu war, sie mit einem eigenen Programm zu bespielen. Für mcih bis heute ein Skandal sondergleichen.
 
Am späteren Abend lief eine internationale Schiene, wo Radiowellen aus aller Welt ihr Programm zulieferten, ua. FM4 und BBC Radio One. Von Sputnik lief Makossa, von Nova Radio Paris war NéoGéo zu hören, von NPR lief eine Afropop/African Beat-Sendung, von Radio Tres kam "Discopolis" und von VRT Radio één übertrug man "Club Tropicana".

Es gab auch noch eine griechische Sendung von Okto Okto Miso, sowie ein Musikmagazin von Trojka aus Polen
Da ich keine Berliner Sender empfangen kann, jedoch das FHE aus HB, und ich die Sendungen auch alle kenne, müsste diese internationale Schiene eigentlich (auch?) bei FHE gelaufen sein. Ob sie auch bei Radiomultikulti Berlin lief, entzieht sich meiner Kenntnis. Bei der Sendung von Trojka hab ich öfter mal zugehört, Makossa wurde direkt bei SpuDTnik gehört (damals ein ganz toller Sender, heute Sendermüll).
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben