AW: Mikrofon-Vorverstärker
@jaywalker
So sei es dann:
Also beim Channel One handelt es sich um einen Hybridvorverstärker (Kondensator + konstante Röhreverstärkung von 6 dB), beim EnVoice2 um einen Kondensatorvorverstärker mit 10mal höherer Eingangsimpedanz. Meiner Meinung klingt der EV dadurch transparenter.
Der C1 hat ein Automatikgate, das ganz gut arbeitet. Beide haben einen unauffälligen Low Cut (EV @80Hz, C1 @ 50Hz). Der Kompressor des C1 arbeitet automatisch, Eingriffsmöglichkeiten gibt es aber kaum. Der EV hat dagegen mehr Eingriffmöglichkeiten, lediglich die Attack-und Releasezeiten sind durch Presets begrenzt, die Sättigung der Röhre ist einstellbar und nicht konstant, wie beim C1. Möchte man nur die Röhre ohne Kompressor, schaltet man den Kompressor ein, nimmt Ratio und Threeshould auf 0 und kann dann die Röhre nach Geschmack dazusetzen. Währed der Kompressor des C1 zwar gut arbeitet aber irgendwie immer hörbar ist (auch im Limitermodus), arbeit der Kompressor des EV meißt unhörbar , auch bei hohen Ratios gibt es kaum Muff in den Höhen.
Der EQ des C1 hat 2 semiparametrische Bänder (Frequenz, Verstärkung/Absenkung) mit Glockencharakteristik und einer Bandbreite von 2 (!) Oktaven . Das Höhenband ist ein festes Kuhschwanzfilter ab 10kHz.
Der EQ des EV hat auch 3 Bänder, Bass und Höhen semiparametrisch mit nur 1 Oktave Bandbreite und einem Vollparametrischen Mittenband Bänder (Frequenz, Verstärkung/Absenkung, Bandbreite).
Mein Eindruck dazu war, dass beide EQs gut klingen, aber die Regelmöglichkeiten des EV auch hier besser sind. Will man z.B. eine verstopfte Nase kaschieren, geht das durch die regelbare Bandbreite des vollparametrische Bandes beim EQ des EV super unauffällig, beim C1 ist das Ergebnis da unzufriedenstellend, bei einem festen, viel zu breiten Regelbereich von 2 Oktaven heißt das, das nicht nur die unteren, warmen Mitten, sondern auch die für die Lautstärke wichtigen Mitten unweigerlich mit weggenommen werden. Ähnlich ist das bei den Höhen, beim EV die 10 k etwas angehoben und es klingt silbrig, beim festen Kuhschwanzfilter des C1 gibt man zusätzlich unweigerlich die unangenehmen, hartklingenden Bereiche bis 20k dazu. Der Distorsionregler des C1 bemüht einen Effektfelttransistor, der röhrenähnliche Verzerrungen bringen soll, aber eigentlich nur hart klingt. Meine Meinung dazu, wenn im Gerät schon eine Röhre drin ist, dann sollte man die auch richtig nutzen können und nicht noch mit einem Transistor nachbessern müssen. Positiv ist beim C1 der eingebaute Kopfhörerverstärker mit Eingang fürs Playback, welches man dann zum Mikrofonsignal auf den Kopfhörer mischen kann.
Beim EV2 erhält man ein Gerät, das genau den Sound macht, den man von Profisprechern aus Rundfunk und Fernsehen kennt, beim C1 bekommt man einen Sound, der prima zu Gesang passt und sehr in Richtung der Ami-Nobelmarke Manley geht. Bei beiden Geräten sind die Bearbeitungsstufen in guter Qualität vorhanden, die Eingriffmöglichkeiten und damit die Reaktion auf Gegebenheiten wie Mikro, Sprecher oder Raumakustik sind beim EV immer flexibler. Der C1 ist vom Grundsound her warm, besonders in den unteren Mitten, dadurch passt er auch besser zu Frauenstimmen, der Grundsound des EV 2 ist eher etwas neutraler und transparenter.
Der C1 ist sehr gut verarbeitet, Rasterpotis vereinfachen Recalls der Einstellungen. Beim EV sollte Mindprint noch mal etwas nachlegen, die Plastikfront ist nicht wirklich professionell.
Aber es geht hierbei nun nicht um besser oder schlechter, denn beide Geräte sind nochmals gesagt gut, es geht eher darum, welchen Sound man haben will. Nachdem ich beide Geräte verglichen hatte, habe ich meinen C1 verkauft und das EV2- Testgerät behalten.
Im übrigen bieten beide Hersteller einen super Support, die zusätzlich angebotenen Wandler klingen bei beiden Geräten bestens.
Meine Tests erfolgten mit einem TLM 103, einem U87 und einem M930. Immer waren die gleichen Tendenzen zu erkennen, ob Sprache oder Gesang.