AW: Jörg Haider möchte Privatradios fördern
Wenn ich ein Kilo Äpfel kaufe zahl ich nur die Äpfel und nicht auch noch irgendwelche Karotten
So blöd finde ich das Beispiel gar nicht mal.
Was du beschreibst, ist die Privatradio-Situation: Wir liefern, was der Markt verlangt. Wenn keine Nachfrage nach Karotten da ist, werde ich sie nicht mehr vorhalten (Kapitalbindung) und irgendwann nicht mehr im Angebot haben, sondern nur noch Äpfel.
Wenn ich nun aber einen Dorfladen zur Grundversorgung betreibe und von mir verlangt wird, zur Aufrechterhaltung eines gesunden (!) Angebots auch Karotten, Salate etc. vorzuhalten, selbst wenn die nicht so häufig wie Äpfel gekauft werden (bzw. die Marge dabei zu gering für eine Kostendeckung ist), dann müsste man mich mit Subventionen überzeugen.
Sprich: Die Dorfgemeinschaft kommt gemeinsam für die Unterstützung eines breit gefächerten Angebots auf, auch wenn nur die Familienmamas Salat kaufen, während die männlichen Singles - in unserer Gemeinschaft angenommenerweise in der Überzahl - nur Äpfel verlangen. Sie bezahlen für das Salat- und Gemüse-Angebot über die Subventionen mit.
Nehmen wir weiter an, deine Lebensumstände verändern sich und du stellst deine Ernährungsgewohnheiten um - bedingt durch eine Freundin, gesundheitliche Gründe, ein zweites Tschernobyl
, parteipolitische, religiöse oder weiß der Geier was für Gründe. Dein Bedarf an Salatgurken, Strauchtomaten und meinetwegen auch Karotten steigt, während der an Äpfeln sinkt.
Der privatwirtschaftlich geführte Dorfladen könnte dir gar keine Strauchtomaten anbieten und Salatgurken gäbe es nur alle zwei Wochen; Karotten entfallen komplett. Der subventionierte Dorfladen hingegen kann dir dieses Angebot sofort zur Verfügung stellen, auch wenn du bisher kein Interesse daran hattest.
Dafür sind, meiner Ansicht nach, Gebühren da.
Übrigens: "Dorfladen" ist nicht klein gemeint; der Dorfladen ist landesweit zu betrachten.
Deine These lautet nun: Subventioniere ich auch die Privatradios, vergrößert sich ihr Angebot. Theoretisch richtig, praktisch falsch. Der privat agierende Geschäftsmann ist auf Gewinnmaximierung aus und hat eigentlich kein Interesse an einem Mehraufwand, auch wenn er ihm bezahlt wird.
Entsprechende Auflagen schränken seine unternehmerische Freiheit ein; ggf. steigt sogar sein Aufwand durch intensivere Verwaltung.
Von der Denke her bleibt er aber der gewinnoptimierende Geschäftsmann, der u.U. sogar versuchen könnte (Konjunktiv!), die Gebühren zu seinen Gunsten zu nutzen, ohne die Auflagen zu 100% zu erfüllen.
Ich leite daraus zwei Interpretationen ab:
- Hier werden öffentliche Mittel (de facto sind sie es) zur Unterstützung der Privatwirtschaft eingesetzt, obwohl keine Notwendigkeit besteht => Verschwendung
oder
- Der Staat nimmt Einfluss auf Privatradios über die Hintertür der Gebühren, um sie mittels Auflagen besser kontrollieren und lenken zu können.
Da kaufe ich doch lieber die Äpfel beim privatwirtschaftlich geführten Laden und die Karotten im Grundversorgungs-Dorfladen.
Gruß, Uli