Wie lautet denn nun das "Geheimrezept", um als Außenstehender, der nicht in einer bestimmten Institution tätig ist, den Einstieg zu schaffen?
Aber: Wie kann man in so ein Unternehmen / in eine derartige Institution reinkommen, wenn man dort noch nicht Fuß gefasst hat?
Soll man Praktika absolvieren, eine Zeit lang gratis arbeiten?
Vitamin B? - OK, wie läuft das? Soll man sich bei den potentiellen Arbeitgebern einschleimen? Wenn ja: Wie?
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Mannis Fan hat es schon so passend beschrieben und Moskau Radio hat noch die perfekten Sätze ergänzt:
Es gibt in dieser verrückten Branche keinen normalen Einstieg. Alles ist möglich. Oder eben auch nicht.
Mein Einstieg damals sah folgendermaßen aus:
Ich hatte mir, gegen den Rat aller derer die mich versuchten zu erziehen, in den Kopf gesetzt, beim Radio arbeiten zu wollen. Wie? Keine Ahnung! Meine schulischen Leistungen waren bis dato nicht gerade die besten gewesen, aber nichts desto Trotz war das ab da mein festgesetztes Ziel!
Jeden Tag hörte ich, während sich alle anderen Altersgenossen mit ihrem C64, ihren CB-Funkgeräten, Fernsehgeräten und sonstigem Kram beschäftigten, Radio. Von früh bis spät und zurück. Ich las Zeitungen und versuchte mich an Artikeln und kurzen Meldungen, die wie Nachrichten, passend für 3 Minuten-Sprachform zusammengefasst zu schienen. Irgendwann kam ich, wie fast jeden Tag an einer "Lokalklitsche" (damals waren das für mich noch absolut heilige Hallen) vorbei und ich beschloss diese nun einfach unter dem Vorwand zu betreten, mir "den Laden einfach mal ansehen zu wollen". - Zu jener Zeit war das noch weniger Problem als heute. Da wurde noch kein großer Hype aus solchen Dingen gemacht und sich Zeit für Besucher genommen. - Gesagt, getan: Rein, kurz gewartet, ein Musikredakteur, der einige Minuten Zeit aufbringen konnte kam und führte mich durch den Empfang, die Redaktion, das Schallarchiv, bis hin zum Produktionsstudio und schließlich zum Sendestudio aus dem gerade live gesendet wurde. - Ich war schwerstens beeindruckt! Der Moderator damals, ein grauhaariger Herr, langer, ebensolcher Bart, saß gemütlich in einem Sessel, die Kaffeetasse neben sich stehend und grüßte uns freundlich, bis er dann ein kurzes Zeichen gab, wir möchten eben ruhig sein.
Danach startete eine Unterhaltung zwischen dem Moderator und mir, aus der sich der Musikredateur verabschiedete.
Meine Begeisterung für's Radiomachen wuchs und wuchs immer mehr. Gesteigert wurde das nur noch, als ich danach allein durch die heiligen Hallen wanderte und schließlich erneut im Archiv landete und erneut mit dem Musikredakteur sprach, der mir erklärte, dass "ich gern jederzeit wieder reinschauen könne".
In der Stadt gab es allerdings noch einen anderen Lokalsender, den ich mir ebenfalls "anschauen" wollte. Dort war man nicht ganz so offen, wie ich schnell erfuhr. Am liebsten nur mit Termin und dann auch nur ohne eigene Fragen (am Ende gab es eine "Fragerunde") und sinnvoller Weise wenn Voicetracking lief. - Also eher enttäuschend (aus meiner damaligen Sicht).
Eine Weile später zog ich um, einige Städte weiter. Dort gab es einen Lokalsender, der kurz vor dem Start stand. Ich also hin mit eben dem Argument, mir das ganze "nur mal ansehen zu wollen".
Der PD führte mich durch die Hallen, zeigte mir alles. Es lief gerade eine Versuchssendung, da auf einem Kanal ein leises "Rauschen" zu hören war. Dennoch, wir setzten uns in's Sprecherstudio und bei einer Tasse Kaffee erklärte ich ihm meine eigentlichen Intentionen (Vorrangig ein Praktikum, ggf. anhängig Volontariat).
Was soll ich sagen? An dem Tag ging ich noch ohne feste Zusage raus, einige Tage später hatte ich den Volo-Vertrag in der Tasche.
So KANN es auch gehen. MUSS es aber nicht. Vor allem, nachdem das schon einige Jahre her ist. Ein Geheimrezept gibt es wirklich nicht.
Gegen ein Praktikum sprach bei mir auch nichts, allerdings sollte man für sich selbst die Zeit begrenzen.
Vielleicht könnte eine erste Anlaufstelle auch ein freies Radio sein. Ein solches nutzte ich später ebenfalls als eine Art Sprungbrett, um eine Lücke in meinem Lebenslauf zu vermeiden. Aber auch der Tipp macht sich nicht immer bezahlt.