Und warum scheuen die etablierten Radiobetreiber dann DAB wie der Teufel das Weihwasser? Weil man es dort plötzlich mit kleineren aber motivierten Konkurrenten zu tun bekommt, die man wegen der überschaubaren Verbreitungskosten nicht mehr in die Knie zwingen kann, zumal die feste Werbepartner haben, die auf MA-Zensuren keinen Wert legen sondern nur noch auf Resonanz und Multiplikatoreffekte setzen?
Einfach nur die jeweiligen UKW-Programme in lokalen Multiplexen aufzuschalten, das allein bringt es nicht.
Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass in jeder Stadt, in der ein Programm der RG on air ist, parallel ein Multiplex betrieben wird, auf dem die RG jeweils 10 bis 15 Spartenkanäle von der Festplatte aufschaltet und dort die Wortbeiträge zeitversetzt zum Hauptprogramm einstreut (so wie früher bei WDR 2 Klassik).
Auf diese Weise ließen sich ganz gezielt Hörer ansprechen, die mit dem musikalischen Mainstream nicht viel anfangen können.
Die Uni Kaiserslautern entwickelt derzeit ein vergleichsweise günstiges Sende-Equipment, um DAB+ gerade auch auf einer lokalen Ebene interessant erscheinen zu lassen (bisher waren die Kosten für lokale Multiplexe zu hoch).
Ich weiß nicht, wie innovationsfreudig man bei der RG ist, bzw. bei der derzeitigen Finanzlage noch sein kann, aber wenn ich sehe, dass die Hörerzahlen eines Programms nicht ausreichen, um die anfallenden Kosten zu decken, und ich auch nicht in der Lage bin, viel an der musikalischen Ausrichtung zu verändern, da dies zwar einen Zugewinn bestimmter Hörerkreise bedeutet, gleichzeitig jedoch einen noch viel größeren Verlust von Stammhörern, muss ich Zusatzangebote schaffen, die sich trotz Erstinvestitionskosten mittel- bis langfristig rentieren und mir möglicherweise sogar mein Überleben sichern.
Der klassische analoge Rundfunk mit in der Regel einem einzigen mainstreamorientierten Channel pro Veranstalter wird angesichts der Verfügbarkeit von Musik im Internet zu einem Auslaufmodell. Also müssen neue, innovative Ideen her und genau da verfügt DAB+ über das entsprechende Potential, diese umzusetzen.
Gerade in den eher ländlichen Regionen von RLP, wo die Abdeckung mit High-Speed-Internet mitunter nicht optimal ist, könnten lokale DAB-Multiplexe mit mehreren von einem einzigen Anbieter betriebenen musikalischen Spartenprogrammen eine willkommene Ergänzung zum Angebot auf UKW und damit einen Wettbewerbsvorteil darstellen. Darüber hinaus verschwinden bei der Nutzung von DAB+ gerade bei analogem FM auftretende unangenehme Störeffekte aufgrund von Reflexionen. Die Empfangsqualität dürfte sich somit ebenfalls verbessern.