Ich oute mich hier jetzt mal als Schwulenkenner! Ein Freund von mir ist schwul, selbstverständlich hatte ich schwule Kollegen (was beim Radio einfach nicht ausbleibt), über deren charakterlichen Vorzüge ich mich hier gar nicht auslassen möchte. Eine mehr oder minder befreundete lesbische Kollegin hatte ich ebenfalls, die klärte mich dahingehend sachlich auf, dass es Lesbierinnen als Beleididung empfinden, wenn man das lesbische Paar versucht in "männlichen" und "weiblichen" Part zu unterscheiden, wie ich das ganz naiv und interessiert bei ihr und ihrer Freundin versucht hatte. ... Wieder was gelernt, direkt von der Quelle!
Und ich hatte sogar mal für eine Woche bei einem in dieser Hinsicht wirklich für mich damals überraschend selbstlosen schwulen Ex-Kollegen gewohnt, während meiner Probezeit inmitten einer deutschen Mediengroßstadt. Manchmal blieb sein, menschlich ebenfalls sehr angenehmer, Freund über Nacht, und ich schlief nebenan im Wohnzimmer auf der Couch (mit Ohrstöpseln - ist ja mein gutes Recht!).
Mein alter Vater hielt Homosexualität in der Tat noch für eine eine Art Krankheit oder Perversion, die durch die Medien quasi angezüchtet werden könnte. Hatte dahingehend in der Vergangenheit schon warme Diskussionen mit ihm - weil ich ja weiß, dass es sich hierbei und eine ganz normale und natürliche Spielart der Natur handelt, die es immer gab - und die es immer geben wird, und dass die Medien keinen Einfluss auf diese Veranlagung haben, wohl aber auf den Umgang der Gesellschaft damit.
Dennoch stand er Schwulen gegenüber überhaupt nicht feindlich gesonnen gegenüber, sondern eher verständnislos-belustigt. Wenn ein bekennender Schwuler ihn angerufen und um technischen Rat/Hilfe gebeten hätte, wäre mein Vater sofort aufgesprungen, um sich hilfeleistend in dessen Richtung zu stürzen.
Tja, und ich habe mich sogar on air über Schwule lustig gemacht - gemeinsam mit einem schwulen Kollegen! Szenetypisches Gehabe eben - ein Schwuler hat schließlich dasselbe Recht wie alle anderen auch, dass man sich über bestimmte immer wieder herausstechende Eigenschaften ganz klischeehaft lustig macht. Meinem schwulen Kollegen hatte es irre Spaß gemacht on air den Schwulen zu "mimen". Wir waren eben bereits in den 90er Jahren weit über dieses linksideologische "Nazi-Keule"-Ding hinweg. Bei uns konnte jeder austeilen, und die meisten hatten auch gute Nehmerqualitäten.
Heute würde ich on air keine Schwulenwitze mehr machen, nicht etwa weil ich heute geläutert wäre (nein, ganz sicher nicht!), sondern weil das Thema für mich mittlerweile ebenso "durch" und "ausgelutscht" ist wie Pamela Anderson und ihre berühmten Silikontitten. (Ja, ich assoziiere schon wieder: Schwule <-> Silikontitten) *shocking*
Dem Threadsteller ging es aber um etwas völlig anderes. Nämlich um die Fragwürdigkeit der Gängelung durch ein (in der Regel einer bestimmten politischen Ideologie zugetanen) "politisches Korrektiv", welches mit Instrumenten wie der "Meinungs- und Gedankenkontrolle" seine fragwürdigen (in der Praxis dann bewährt menschenverachtenden) politisch-ideologischen Motivationen zu transportieren versucht. Nach dem Motto: "Wenn du frisst, dass Nazis scheiße sind, musst du den Rest meiner programmatischen Thesen ebenso fressen! - Denn sonst bist du selber einer!"
Beim Thema SED-Nachfolgepartei sprechen rhetorisch begabte Machtmenschen dann seit einiger Zeit lieber von "Ausschließeritis", der dann natürlich heilend zu begegnen sein müsse. Das Phänomen des Nichtzusammenarbeitenwollens mit der umfirmierten SED wird mit einem Mal also mit einer Krankheit gleichgesetzt - obwohl man eben noch, vielleicht sogar aus gutem Grunde, rein gar nichts mit dieser anderen Partei zu tun haben wollte. Ein Beispiel wo das moralische Meinungsdiktat von den Oberen mal eben im eigenen reinen Machtinteresse umgeschrieben worden ist. Fühlt sich für spießige Kleinbürger wie mich dann an wie ein "Fehler in der Matrix".
Und manchmal (wahrscheinlich ist das sogar längst der Regelfall) verselbstständigt sich das Phänomen "Meinungs- und Moralhoheit Einiger" auch. Dann kontrollieren sich die Kontrollierten gegenseitig und gehen dabei unglaublich pfiffig und aufmerksam vor, bevor sie ihrem Gegenüber dann mit der Nazi-Keule eins überziehen. (Die Nazi-Keule - ein bewährtes rhetorisches Machtinstrument.)
Ich opfere gerne mein Ego, indem ich Sachverhalte zuspitze, ins Lächerliche, Aberwitzige ziehe - und dafür Prügel kassiere. (Dann weiß ich wenigstens wofür eigentlich und kann damit umgehen!) Das scheint meine Aufgabe im Leben zu sein.