Gestern passierte auf Donau 3 FM etwas Interessantes: Den ganzen Tag wurden Musikwünsche der Hörer erfüllt, so weit - so gut. Gewünscht wurden - so lange ich zuhörte - vor allem Musiktitel älteren Datums, auch war das ganze Programm eine Spur rockiger als sonst. Pro Stunde wurden allerdings zwei bis drei aktuelle Pophits eingestreut, zu denen kein Wünscher genannt wurde. Wir müssen also davon ausgehen, dass hier irgendeine Chart-Quote hochgehalten werden sollte, die die Zuhörer durch ihre Wünsche nicht bedienen wollten. Möge es die Musikredaktion als Denkzettel verstehen.
Gerade wenn ich diesen (und manch anderen) Thread lese, kommen selbst mir hin und wieder Zweifel, ob die heutige Radiolandschaft in BaWü wirklich so viel besser ist als in NRW, obwohl ich die Struktur der Radiolanschaft in NRW nach wie vor ablehne.
Ohne Frage: Dass in der Vergangenheit, zu Zeiten des früheren Radio Neckarburg oder Radio Ladies First, die Auswahl in BaWü einmal besser war als in NRW, steht außer Frage, aber die haben sich ja alle entweder nicht dauerhaft halten können oder sind inhaltlich in den Mainstream eingemündet.
Den Vergleich zu NRW finde ich etwas schwierig. In Nordrhein-Westfalen haben wir nur einen Programmanbieter, der tun kann, wonach es ihn gelüstet: Und knapp 50 kleine Lokalsender müssen im Strom mitschwimmen, ob sie dies wollen oder nicht. So kann kein Wettbewerb entstehen. Das ist in Baden-Württemberg schon besser geregelt. Aber was kommt dabei heraus?
Internetradiofan schrieb:
Was gerade auf dem Webstream von Donau 3 FM (Adresse:
http://server1.webradiostreaming.de:2640) läuft, klingt für mich wie die gleiche Grütze, die in meiner Region auf Antenne AC oder 100'5 gespielt wird; - die inhaltlichen Unterschiede fallen kaum ins Gewicht.
Hierin besteht das Problem: Es gibt auch in BW einige Sender, die von ein paar Regionalhäppchen abgesehen ihr Programm so auch woanders versenden könnten und faktisch austauschbar wirken. Weit vorne sehe ich hier: Die neue Welle, Baden FM, Radio TON und eben auch Donau 3 FM, bei den größeren Bereichssendern Radio 7 und Radio Regenbogen. Antenne 1 war auch sehr lange in diesem Tal gefangen (gerade zu der Zeit unter dem Namenszusatz "Hitradio"), verbessert sich jedoch ganz langsam wieder. Bei den Lokalsendern gibt es jedoch schon noch größere Unterschiede:
Klar sendet z.B. Radio Ladies First nicht mehr, die Filstalwelle machte dicht und dies waren längst nicht die Einzigen. Andere jedoch können sich schon noch sehen lassen: Radio Neckarburg ist trotz veränderter Gesellschafterstruktur bislang weitestgehend seiner Philosophie treu geblieben. Radio Seefunk fährt zwar eine Lokalberichterstattung nach dem Minimalprinzip, es kommen aber keine dümmlichen Unterhaltungsbeiträge vor. Außerdem ist das Musikprogramm von RSF eine Oase der Vielfalt mit einer deutlichen Handschrift des Musikchefs. Auf DAB+ hat das Schwarzwaldradio eröffnet, ein Ferien- und Freizeitprogramm mit journalistisch recht gut gemachten Tourismusbeiträgen sowie einem breit gefächerten Oldie-Format, das manchmal selbst SWR1 übertrifft. Ansonsten wäre da der Muttersender Hitradio OHR, der musikalisch auch noch nicht so ganz durchformatiert wurde und auch im Unterhaltungssektor in der oberen Hälfte mitmischt.
In Baden-Württemberg ist gewiss nicht alles Gold, was glänzt. Vieles ist langweilig, aber man kann sich doch noch seine Inseln zusammensuchen. In den nächsten Jahren könnte im Ländle übrigens eine interessante Entwicklung eintreten, wenn SWR4 die Regionalberichterstattung zurückschraubt. Dann wird in der Region Reutlingen-Tübingen-Zollernalb 2016 das Programm Radio RN 1 starten (Gesellschafter tlw. identisch mit Seefunk), es bleibt abzuwarten, was da kommt. Ferner muss man noch schauen, was die landesweite Verbreitung vieler UKW-Sender via DAB+ bewirken kann. Eventuell wäre denkbar, dass die "Vier Jahrzehnte"-Programme ihre Musikformate geringfügig modifizieren, um so nicht in direkte Konkurrenz im Digitalradio zu treten.
Aber das ist alles noch Zukunftsmusik.