Muehli
Benutzer
Ich glaub, ich kann Holtmann auch nicht einfach so gehen lassen, ohne meinen Senf nochmals dazu zu geben.....
Für mich gehört er zu den absoluten Ausnahmeerscheinungen im Radio, in eine Linie mit dem jungen Gottschalk oder Elmar Hörig (wobei das jeweils sehr unterschiedliche Typen sind). Und in dieser Spitzengruppe würde ich ihn eindeutig als den anarchischten DJ bezeichnen. Wobei ausgerechnet der Typ Holtmann nie einen auch nur annähernd ädequaten Nachfolger bekommen hat (wie z.B. Hörig in Mattuschik einen ähnlichen Charakter).
Mit diesen Lobeshymnen meine ich aber fast ausschließlich seine Zeit bei SDR 3. Hier hat er sich in einer Art und Weise ausgetobt und präsentiert, wie kein anderer. Als er auf SWR1 on air zurückkehrte, war davon nicht mehr viel zu spüren. Hier konnte er einfach nicht seine wirklichen Stärken ausspielen, allenfalls mal in der Hitparade. Insofern zähle ich die gesamte SWR1-Phase zwar zu einer erfreulich hörbaren, aber keinenfalls den "Wilden Süden" ersetzende Zeit.
Seine Schlachten im Treff auf SDR 3 dagegen sind für mich unerreichte Radiogeschichte. Seine gefürchtete Frech- und Schnoddrigkeit lief täglich zu Höchstform auf. Seine Sendungsführung war aufs höchste unberechenbar. Genial z.B. wenn er uns wissen lies, dass er sich nicht so recht für die eine oder andere Scheibe entscheiden konnte. Holtis Lösung - beide gleichzeitig spielen.....
Bemerkenswert waren natürlich auch seinen Auftritte "zum Anfassen" im Clubhouse im Stuttgarter Hauptbahnhof. Man konnte mal eben so zwischen zwei Zügen bei Holtmann vorbei schauen. Welch herrliche Zeit, als in den 80ern ein Radiosender die Herzen seiner progressiven und aufgeschlossenen Hörer eroberte.
Neben all der Anarchie und der bisweilen "harschen Gesprächsführung", neben seiner Killer-Mentaliät bei "Salt´n Pepper" hatte er aber auch ein gutes Feeling und eine "weiche Seite" für seine Hörer. Ich hatte die Freude, mehrfach mit ihm zu telefonieren. Aus einer "Alltags-Hörersituation" hatte er etwas ganz besonderes gemacht. Noch zu SDR3-Zeiten hatte ich einen ausgefallene Musikwunsch für mich selbst zum Geburtstag angemeldet, per Fax, wie das damals hochmodern war... Der Wunsch hatte ihn zu spät erreicht. Also rief er mich halt am Abend noch privat an, um mir zu gratulieren. Einfach so, nicht für die Sendung.
Mein letzter Kontakt war erst vor einigen Jahren. Ich will das nicht näher ausführen, aber wir führten ein Gespräch für die Abendsendung und ich erzählte eine wahre, aber sehr abstruse Geschichte, die dann auch gesendet wurde. Er rief mich für die "Live"-Aufzeichnung des Gesprächs an, wir unterhielten uns über diese Geschichte und so wurde das auch gesendet. Doch zuvor rief er mich nach der Aufzeichnung nochmals an und wollte sich ausdrücklich versichern, ob das wirklich wahr war und wen ja, ob wir das wirklich so senden sollten. Ich sagte, ja - beides! Ok, meinte er, aber dann würde ich mich von der Frau trennen! Ich habe seinen Rat befolgt.....
Doch zurück zu Matze on air: Das Format SWR1 und seine fortschreitende Erkrankung haben dazu geführt, dass wir alle die letzten Jahre nicht mehr den wahren Holtmann erleben konnten. Auch wenn hin- und wieder sein altes Ego aufgeblitzt ist, letztlich waren die Zeiten auf SWR1 nur ein behäbiger Abklatsch der alten Zeit von SDR3. Und dennoch, das war schon deutlich mehr, als viel von dem, was sonst so tagtäglich über die Sender geht.
Ein ganz besonderer Mensch hat sich nun von uns Radiofreaks verabschiedet. Einen Holtmann wird es nicht mehr geben - den ausgewöhnlichen Menschen nicht mehr, und die Freiheit im Format nicht mehr. Wir alle dürfen uns gesegnet fühlen, ihn erlebt zu haben.
Mach´s gut, Matze
Nachbemerkung: Ich habe ihn in den letzten beiden Staffeln "Pop und Poesie" noch erleben können. Da blitzte noch mehr alter Holtmann auf, wie im Radio. Meine Hochachtung aber vor allem dafür, wie er offensiv und megaentspannt in der Öffentlichkeit mit seiner Erkrankung umgegangen ist. Mein höchster Respekt vor dieser Größe!
Für mich gehört er zu den absoluten Ausnahmeerscheinungen im Radio, in eine Linie mit dem jungen Gottschalk oder Elmar Hörig (wobei das jeweils sehr unterschiedliche Typen sind). Und in dieser Spitzengruppe würde ich ihn eindeutig als den anarchischten DJ bezeichnen. Wobei ausgerechnet der Typ Holtmann nie einen auch nur annähernd ädequaten Nachfolger bekommen hat (wie z.B. Hörig in Mattuschik einen ähnlichen Charakter).
Mit diesen Lobeshymnen meine ich aber fast ausschließlich seine Zeit bei SDR 3. Hier hat er sich in einer Art und Weise ausgetobt und präsentiert, wie kein anderer. Als er auf SWR1 on air zurückkehrte, war davon nicht mehr viel zu spüren. Hier konnte er einfach nicht seine wirklichen Stärken ausspielen, allenfalls mal in der Hitparade. Insofern zähle ich die gesamte SWR1-Phase zwar zu einer erfreulich hörbaren, aber keinenfalls den "Wilden Süden" ersetzende Zeit.
Seine Schlachten im Treff auf SDR 3 dagegen sind für mich unerreichte Radiogeschichte. Seine gefürchtete Frech- und Schnoddrigkeit lief täglich zu Höchstform auf. Seine Sendungsführung war aufs höchste unberechenbar. Genial z.B. wenn er uns wissen lies, dass er sich nicht so recht für die eine oder andere Scheibe entscheiden konnte. Holtis Lösung - beide gleichzeitig spielen.....
Bemerkenswert waren natürlich auch seinen Auftritte "zum Anfassen" im Clubhouse im Stuttgarter Hauptbahnhof. Man konnte mal eben so zwischen zwei Zügen bei Holtmann vorbei schauen. Welch herrliche Zeit, als in den 80ern ein Radiosender die Herzen seiner progressiven und aufgeschlossenen Hörer eroberte.
Neben all der Anarchie und der bisweilen "harschen Gesprächsführung", neben seiner Killer-Mentaliät bei "Salt´n Pepper" hatte er aber auch ein gutes Feeling und eine "weiche Seite" für seine Hörer. Ich hatte die Freude, mehrfach mit ihm zu telefonieren. Aus einer "Alltags-Hörersituation" hatte er etwas ganz besonderes gemacht. Noch zu SDR3-Zeiten hatte ich einen ausgefallene Musikwunsch für mich selbst zum Geburtstag angemeldet, per Fax, wie das damals hochmodern war... Der Wunsch hatte ihn zu spät erreicht. Also rief er mich halt am Abend noch privat an, um mir zu gratulieren. Einfach so, nicht für die Sendung.
Mein letzter Kontakt war erst vor einigen Jahren. Ich will das nicht näher ausführen, aber wir führten ein Gespräch für die Abendsendung und ich erzählte eine wahre, aber sehr abstruse Geschichte, die dann auch gesendet wurde. Er rief mich für die "Live"-Aufzeichnung des Gesprächs an, wir unterhielten uns über diese Geschichte und so wurde das auch gesendet. Doch zuvor rief er mich nach der Aufzeichnung nochmals an und wollte sich ausdrücklich versichern, ob das wirklich wahr war und wen ja, ob wir das wirklich so senden sollten. Ich sagte, ja - beides! Ok, meinte er, aber dann würde ich mich von der Frau trennen! Ich habe seinen Rat befolgt.....
Doch zurück zu Matze on air: Das Format SWR1 und seine fortschreitende Erkrankung haben dazu geführt, dass wir alle die letzten Jahre nicht mehr den wahren Holtmann erleben konnten. Auch wenn hin- und wieder sein altes Ego aufgeblitzt ist, letztlich waren die Zeiten auf SWR1 nur ein behäbiger Abklatsch der alten Zeit von SDR3. Und dennoch, das war schon deutlich mehr, als viel von dem, was sonst so tagtäglich über die Sender geht.
Ein ganz besonderer Mensch hat sich nun von uns Radiofreaks verabschiedet. Einen Holtmann wird es nicht mehr geben - den ausgewöhnlichen Menschen nicht mehr, und die Freiheit im Format nicht mehr. Wir alle dürfen uns gesegnet fühlen, ihn erlebt zu haben.
Mach´s gut, Matze
Nachbemerkung: Ich habe ihn in den letzten beiden Staffeln "Pop und Poesie" noch erleben können. Da blitzte noch mehr alter Holtmann auf, wie im Radio. Meine Hochachtung aber vor allem dafür, wie er offensiv und megaentspannt in der Öffentlichkeit mit seiner Erkrankung umgegangen ist. Mein höchster Respekt vor dieser Größe!
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