…die Hörfunkwellen des hr haben nach 12 Jahren Reitze ihr journalistisches Profil weitgehend verloren, folglich kanns auch nicht schlimmer werden.
Es ist richtig: Der hr hat in der Ära Reitze einen Niedergang erlebt, den man früher nicht für möglich gehalten hätte. Alle Programme sind zu Dudel-Wellen umgebaut worden, auch auf hr2 gibt es nur noch stundenweise hörenswerte Sendungen, und der DLF ist in der Zeit stattdessen mein Haussender geworden.
Ich würde das Reitze-Bashing aber gerne von der Person auf die Strukturen hinter der Person lenken. Denn ohne den Regierungswechsel von rot-grün zu schwarz-gelb hätte es diesen Intendanten und seine Politik nicht gegeben. Das ging so weit, daß er zuletzt
vorzeitig wiedergewählt wurde, weil seine Amtsverlängerung im Fall eines Regierungswechsels auf der Kippe gestanden hätte. Ein unglaubliches Demokratie-Verständnis offenbarte sich da. Und schwarz-grün kann jetzt bei der Neubesetzung der Position zeigen, wie sie drauf sind.
Es kann also nicht mehr viel schlimmer kommen – das heißt aber noch nicht, daß es ab jetzt besser werden müsse, egal wer aufs Schild gehoben werden sollte. Eine Wende beim Kahlschlag setzt voraus, daß überhaupt jemand den Kahlschlag als solchen erkennt. Ein Kulturprogramm ohne Wissenschaftsredaktion (wurde zu hr-info abgeschoben), ein Streichkonzert beim Radiofeature, bei Literatur und beim Hörspiel, bei Broschüren und beim Regionalprogramm - wie oben schon beschrieben. Wer reißt das Steuer herum und macht den hr wieder hörenswerter? An den Mitarbeitern liegt es nicht, die Redakteure und die Moderatoren sind motiviert und wollen gutes Radio machen. Aber dazu brauchen sie auch den entsprechenden politischen Rahmen und die Rückenstärkung aus der Verwaltung und natürlich auch das nötige Geld.