Ich weiß, dass man ein Volk nicht dauerhaft aufhalten kann, aber ich bin ganz froh, dass es in Deutschland die direkte Demokratie der Schweiz nicht gibt.
Dito! Ich bin der Meinung, dass das Deutsche Volk dafür nicht reif (genug) ist. Ja, auch zu Beginn der direkten Demokratie gab es in der Schweiz wohl einige "Probleme", aber in der heutigen Zeit zu einer direkten Demokratie wechseln? Aus unserer Demokratieform? - Nein danke!
Dass Du im weiteren Verlauf ebenfalls nicht Unrecht hast, zeigt übrigens auch das Politsystem der Schweiz.
Sonst gäbe es zumindest in Ostdeutschland kein Recht auf körperliche Unversehrtheit mehr, keine Religionsfreiheit, keinerlei Umweltschutz / keine Förderung der naturgesetzlich zwingend notwendigen Energiewende, keine Unterstützung für alles andere als das private Auto als Verkehrsmittel, keine Gleichstellung homosexueller Partnerschaften etc. Letztlich wären Art. 1-20 GG nicht mehr existent. Wir hätten eine völkische Erziehung in Kindertagesstätten und Schulen, keine zugesicherte Freiheit der Wissenschaft und insgesamt ein System auf dem Weg in den nächsten Holocaust, denn Systeme, die auf diese "Werte" bauen, enden zwangsläufig dort. Einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk hätten wir auch nicht mehr, aber das wäre gerade in Mitteldeutschland ohnehin kaum wahrnehmbar und bei weitem nicht der wichtigste Aspekt. Vielleicht hätten wir dafür die Neugründung eines wie-auch-immer finanzierten regimetreuen Rundfunks, der den Volksgenossen bestätigt, was sie von der Welt ohnehin glauben.
Das ist anzunehmen. Nicht umsonst ist die AfD bei der Bundestagswahl die drittstärkste Partei geworden und wenn die bisherigen Volksparteien so weiter machen, schafft sie es auch noch weiter.
In der Schweiz hat man ja vor, der SRG (Träger des SRF), die ein
Verein ist, die Gebühren komplett zu streichen. Damit wäre sie, um sich zu finanzieren, ebenfalls kein ör mehr. Daher versuchen die Anhänger der No-Billag-Initiative auch die ganze Zeit schon, Vergleiche mit privaten Radio- und Fernsehsendern oder gar Zeitungen anzustreben, die sich nicht aus der Billag finanzieren. Zum Beispiel
Tele Züri. Dieser Fernsehsender "glänzt" auch dadurch hervor, dass er pro Tag eine Stunde "Talk täglich" (eine Stunde) live sendet. Er kann sich aber auch deshalb ohne Billag-Gebühren über Wasser halten, weil er für ein sehr großes und stark besetztes Gebiet (Zürich und nächstes Umland) sendet.
Keine Spur von Überlegungen, wie man vielleicht die Akzeptanz wieder herstellen könnte. Stattdessen sinkt sie weiter und der frustrierte Gebührenzahler bleibt mit der Wahrnehmung zurück: Die sind zu feige, darüber abstimmen zu lassen, weil sie genau wissen, wie es ausginge.
"Die" sind zu feige? Na ja, wenn wir es genau nehmen, hätten wir bereits über unheimlich viel abstimmen können müssen. Das hätte uns sicherlich einige immensen Nachteile, aber vermutlich auch ein paar Vorteile eingebracht. Aber stellen wir uns doch einfach mal die Frage, was geändert werden müsste um wieder mehr Akzeptanz zu erreichen.
Als erstes müssten die Streaming-Plattformen abgeschafft werden. Kein Netflix mehr, kein Amazon, kein Kino.dingsi, kein Youtube, keine sonstigen, kostenfreien Apps und Plattformen auf denen es möglich ist, Filme anzusehen.
Die Programme müssten 1:1 so umgesetzt werden, wie ein jeder Bürger das wünscht.
Und schließlich und endlich: Das Ganze darf natürlich nichts kosten! - Hat aber immer und überall erreichbar zu sein.
An dieser Stelle möchte ich Dir gern eine Frage stellen, die gern als Überlegung dienen darf: Brauchen wir wirklich über 100 Radio- und rund 50 ör Fernsehsender in Deutschland? Immerhin laufen auf den meisten rein "digitalen" TV-Programmen (hust!) rund um die Uhr Wiederholungen der Wiederholungen, der Wiederholungen und sich als Schlafmittel hervorragend eignen. Ebenso in den meisten Dritten Programmen (abgesehen von ca. 1 bis 2 Stunden Live-Programm pro Tag).
Wo steht denn, dasss die Akzeptanz in Deutschland nicht da ist? Gibt es Studien oder Erhebungen, die zum Ergebnis kommen, dass der Großteil der Bevölkerung den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ablehnt? Ich lese immer nur das Gegenteil und ich persönlich kenne auch niemanden, der für eine Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks wäre (höchstens Menschen, denen es gleichgültig ist). Die Leute schauen Tagesschau, Silbereisen, Tatort und Sportschau und hören Dudelfunk. Der Großteil ist glücklich damit.
Beispielsweise in Diskussionen, immer wieder wenn eine Partei (zuletzt AfD, heute FDP) die "Zwangsgebühren" oder die Abschaffung selbiger, oder gar des kompletten "Staatsfunk" ins Gespräch bringt.
Bisher dachte ich ebenfalls, dass es nur marginal Menschen gibt, die für die No-Billag-Initiative stimmen würden. Seit gestern Abend bin ich mir dessen nicht mehr ganz so sicher.
Hier (Download, ca. 1,2 GB) kannst Du Dir die Sendung "Arena" mit dem Titel "No Billag - jetzt redet das Volk!" ansehen.
Hier gibt's die Sendung im Flash-Player.
Hat man die Diskussion dazu bei Twitter unter dem Hashtag
#SRFArena mitverfolgt, konnte man klar auf dieselben Argumente, die hierzulande ständig genannt wurden, treffen:
"Es gibt Streaming-Plattformen die günstiger sind" (die Tatsache, dass noch Kosten für Internet dazu kommen wird dabei ausgeklammert und bei Nachfrage ignoriert)
"Ich schaue kein Fernseh" (siehe Streaming-Plattformen)
"Die machen kein Programm für mich"
"Für 60.000 Rätoromanen so viel Geld auszugeben, lohnt sich nicht", auch: "Wenn schon auf Rätoromanisch gesendet wird, muss auch auf Portugiesisch, usw. gesendet werden"
"Untertitel und Audiodeskription gibt es auch bei Netflix und kosten zu viel"
"Die Gebühren sind zu hoch"
"Die Ombudstelle ist ein Witz"
"Journalisten sind alle Linke", auch: "Keine ausgeglichene Berichterstattung"
Du hast also sicherlich Recht, wenn Du schreibst, dass DU Menschen kennst, die ör Programme hören und sehen. Ich kenne eben solche Menschen. Auch ich zähle mich zu diesem Personenkreis. Aber frag Dich doch mal wie viele Personen Du kennst, die ör Programme hören und sehen und einen wie großen Prozentsatz der BRD die ausmachen.