Am lautesten ist tatsächlich der Opener gewesen - ca. 3 LU mehr als . Ist es das, was @Tonband stört?
Ich gehe davon aus, dass die Werte aus einem HF Mitschnitt stammen und nicht direkt am Studioausgang gemessen sind. Dafür sprechen die nahezu einheitlichen TruePeak Werte.
Der Opener wirkt in seinem Umfeld sicher störend. Ich gehe davon aus, dass auch im Opener gesprochen wird. Somit ist also Sprache in den Punkten 02-04 der Programmanteil, der jeweils die Loudnessmessung bestimmt. Somit ist der Opener im Vergleich zum Wetter 4 LU, und im Vergleich zur Moderation ungefähr 3 LU lauter, das wird mitunter schon als zu viel empfunden. Zudem spricht die hohe Range im Opener dafür, dass man sich laute Sprache durch eigentlich zu leises Sounddesign erkauft hat. Somit ist separat bewertet die Sprache (short term bewertet) wahrscheinlich sogar noch lauter.
An den verschiedenen Moderationen ist gut zu sehen, dass sie mit nahezu konstanten Werten daher kommt und vielleicht schon auf die später auf UKW erreichbaren -18 LUFS produziert sind.
Die Spanne der Range Werte der Musiken von 3,1 bis 12 LU spricht für mich dafür, dass hier offenbar wenig Processing zum Einsatz kommt, also keine flotte AGC oder starke Permanentkompression, sonst wären 12 LU Range schon eher ungewöhnlich.
Jedenfalls wird offenbar nicht nach Loudnessbewertung produziert, weshalb es natürlich zu mehr oder weniger starken Loudness Jumps und Schwankungen kommt.
Nun nochmal etwas näher ans eigentliche Thema und zum Beispiel die Frage:
Könnte das PLR denn ggf. als ein Qualitätsparameter verwendet werden?
Es könnte zumindest ein Anhaltspunkt dafür sein wie sehr versucht wurde, den Loudnesslevel nach oben zu schrauben, was als allererstes durch bekämpfen der bösen, bösen Peaks geschieht. Allerdings bleibt die LRA natürlich gleich, auch wenn ich bei ein und demselben Titel den Wiedergabepegel verändere. Insofern ist also gleiche LRA oder auch DR kein Kriterium, wie laut die Titel zueinander klingen.
Die Peaks in Aufnahmen kommen ja meistens von Signalen, die sehr perkussiv und transientenreich sind. Ein schönes Beispiel ist hier ein Kaminfeuer. Das Bollern ist eher gleichförmig und niederpegelig, aber ab und zu gibt sehr kurzfristiges Knistern oder Knacken, wofür viel Headroom bis Fullscale gehalten werden muss. Wenn man nun die Peaks zu stark limitiert, kommt irgendwann ein Punkt, an dem sich deren Klang verändert. Das Knacken klingt nicht mehr so direkt und frisch, fast als würde man sich vom Feuer entfernen. Man könnte also fast sagen, das Knacken wird leiser.
Und nun wird es interessant, wenn ja oft von lauter und leiser gesprochen wird. Meine Erfahrung beim Mischen von Signalen zeigt, dass sie sich leichter mischen lassen, wenn perkussive Elemente noch hohe Peaks erzeugen, somit setzen sie sich auch am Ohr noch gut gegen konstante Klänge durch. Dafür benötigt man aber ausreichend Headroom und erzeugt ein schön transparentes Klangbild oder eben,
Das was man gerne als "luftig" abgemischt bezeichnet.
Soll der Mix nun lauter werden muss ich die Peaks reduzieren, dadurch setzen sie sich nicht mehr so gut am Ohr durch. Jemand der keine Ahnung von Audiobearbeitung hat würde instinktiv sagen, dass die Klänge mit den peaks nun leiser sind, einfach weil man sie im Verhältnis zu den anderen Klängen weniger deutlich hört. Mache ich nun den gesamten Titel lauter, ist er schnell zu laut, und die eingestampften Peaks kommen auch nicht wieder.
Dies geschieht also beim Mischen von Klängen und wirkt sich auch auf die letzte Mischung aus. Der letzte Mix entsteht nämlich beim Endverbraucher, denn hier mischt sich der Musiktitel nochmal mit akustischen Nebengeräuschen am Ohr des Hörers. Und hier wirken sich fehlende Peaks und Transienten wieder negativ auf die Hörbarkeit der dazugehörigen Klänge aus, da diese nun durch andere Klänge überlagert werden.
In Workshops führe ich dies gern mit der Aufnahme des Fahrgeräusches im Cabrio vor. Das Ergebnis zeigt meist, dass zu viel Processing sich negativ auf die Hörbarkeit der Klänge auswirkt, der Laie würde ggf wieder von laut und leise sprechen. Und das, wo doch dieses ganze Processing gerade für die Autofahrer gemacht wird... Also, beim Versuch ein möglichst lautes Signal zu erzeugen, werden einige Signalanteile leiser, weil indirekter, und der Rest wirkt laut abgehört schnell unangenehm und störend.
Ein ähnliches Erlebnis hatte ich letztens auf einer Ü30 Party. Ihr wisst schon, die spielen dort die Hits aus den 70ern bis 90ern und das Beste von heute. Das Beschallungssystem war sehr gerichtet, so dass es nur auf der Tanzfläche deutlichen Klang gab, sobald man diese verlies hörte man nur noch weniger gerichtete Frequenzanteile (als fast nix mehr über 800 Hz) und Diffusschall. Auch hier könnte man sagen die Musik wurde leiser, weil indirekter und man den Gesang kaum mehr verstand.
Als ich nun so, natürlich abseits der Tanzfläche, umher stand war ein wunderbares Phänomen zu hören, nämlich das alte Aufnahmen auch abseits viel besser zu "verstehen" waren, während Produktionen neueren Datums nur eine breiige Klangwolke am Ohr erzeugten, konnte man in den alten Titeln noch viele Details hören. Würde man nun vielleicht auch wieder sagen, dass die neuen Titel zu leise waren? Der gefühlte Eindruck jedoch sprach für annähernd gleich laute Signale, sowohl abseits als auch auf der Tanzfläche. Der Unterschied betraf vornehmend die Wahrnehmbarkeit der verschiedenen Mischungsanteile.
Diese Situation lässt sich auch daheim gut nachstellen. Einfach mal Musik im Zimmer laufen lassen und heraus gehen. Dabei auf die jeweils hörbaren Klanganteile achten, die im Diffusschall wahrnehmbar sind.
Also, ob ein Radiosender lauter oder leiser
erscheint, kann auch an der klanglichen Qualität der gesendeten Inhalte liegen. Diese kann auch heutzutage wieder steigen, wenn der Ehrgeiz zum lautesten Master der Welt dadurch begrenzt würde, dass man ihn ja ohnehin nicht 1:1 senden kann.
Viel Spaß beim Experimentieren und beste Grüße, Björn
Viel Spaß