Man kann aber auch Leute als "Extremisten" bezeichnen, die ihre Konzepte als die einzig Wahren in der Gesellschaft zu etablieren versuchen. Dazu gehören zum Beispiel auch Vegetarier oder Veganer, die es nicht dabei belassen, ihr Ernährungskonzept zuhause umzusetzen, was ja total in Ordnung wäre, sondern die keine Chance ungenutzt lassen, der Mehrheitsgesellschaft mitzuteilen, dass sie Vegetarier oder Veganer sind, und dass alle Menschen, die Fleisch oder Tierprodukte essen, ganz böse sind.
Oder um mal ein anderes aktuelles Thema zu bemühen: Es ist total in Ordnung, ein Elektroauto zu fahren. Das hat wirklich viele Vorteile. Aber ich muss nun nicht jede sich bietende Gelegenheit nutzen, um auf alle Leute einzudreschen, die immer noch mit einem Benziner oder einem Diesel unterwegs sind. Besser wäre es, die Leute umfassend zu informieren, damit sie sich eine eigene Meinung bilden können, und dann beim nächsten Mal vielleicht keinen Verbrenner mehr kaufen.
Nun wieder zum "gendern": Wenn ich als Reporter bewusst meine Beiträge so formuliere, dass da möglichst viele Gendersternchen drin vorkommen, und diese dann auch noch sehr deutlich mitspreche, dann gebe ich damit meine journalistische Neutralität auf, und zeige, dass ich mich selbst dieser "Gender-Szene" zugehörig fühle. Eine kritische Auseinandersetzung, wie bestimmte Kreise mit der deutschen Sprache umgehen, um ihr "Gender-Konzept" in der Gesellschaft zu etablieren, wird man von solchen Leuten eher nicht erwarten können.
Wir sind doch jahrzehntelang gut damit gefahren, dass sich von "Radfahrer" alle angesprochen gefühlt haben, die auf einem Fahrrad unterwegs waren. Ob die nun einen Schwanz, zwei Brüste, einen Schwanz und zwei Brüste oder gar nichts davon haben, spielt da meiner Meinung nach keine Rolle. Die nehmen sich alle viel zu wichtig. So wie die mit den Regenbogenflagen. Gehört alles ins Privatleben, und ich möchte nicht, dass die Mehrheitsgesellschaft verpflichtet wird, das alles toll zu finden. Was ich toll finde, und was nicht, das möchte ich dann doch ganz gerne selbst entscheiden, ohne mich dafür rechtfertigen zu müssen, wenn ich das eine oder andere vielleicht auch mal nicht toll finde.
Ich bin gerne bereit, jeden einzelnen Menschen zu akzeptieren und zu respektieren. Mir ist das auch total egal, welche Hautfarbe jemand hat. Von mir aus muss es dafür auch keinen speziellen Begriff geben, wenn man sich eh nicht auf einen Begriff einigen kann. Dann muss man aber auch kein Problem mit "Negerküssen", "Zigeunerschnitzel" oder "Mohrenstraße" haben, wenn eh klar ist, dass diese Begriffe nicht der Kategorisierung von Menschen dienen.
Matthias