Hier mal die Sicht eines Hörers.
Mein erstes Digitalradio verschenkte ich Ende der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts in die Schweiz. In Deutschland war das, auch im Kabel verbreitete, Digitale Satelliten-Radio (DSR) abgeschaltet worden.
In meinem Kabel wurde digitales Radio (DVB-C Radio) erst wieder ab 2008 eingespeist, an dessen exzellentem Klang ich mich seitdem erfreue.
Bei meinen Eltern bekam ich mit, wie um 2010, das Astra Digital Radio (ADR) langsam erstarb.
Seit meiner ersten DSL Flatrate, um 2004 herum, nutze ich Internetradio (das natürlich digital ist) und habe Programme in einer iTunes Wiedergabeliste gesammelt:
https://www.apfeltalk.de/community/threads/mehr-radio-in-itunes-mit-download.66115/
Mobiles Internetradio verwende ich nur im Notfall: Empfang bei guter Datenrate ist immer noch löchrig und vor allem viel zu teuer.
Von DAB habe ich die Finger gelassen. Das war auch gut so, denn vor 5 Jahren war es mit diesem Digitalradiostandard dann weitesgehend vorbei.
Mein ersten Erfahrungen mit dem "Radio der Zukunft" (ehemaliger Werbeslogan für DAB+) habe ich hier beschrieben:
http://www.apfelinsel.de/forum/index.php/topic,5761.0.html
was gefällt euch, was muss sich weiter entwickeln?
Hinterher ist man immer schlauer. Die beste Entwicklung hätte ich gefunden:
Man hätte Politik, Gerätehersteller und Hörer nicht mit vielen inkompatiblen Normen verwirrt. Am besten würde ich folgende Entscheidung finden. Am besten wäre sie zwischen 1980 und 2011 gefallen.
Das Geld für Radioversuche mit DSR, ADR, DRM, DVB-H, DMB, DVB-T, DAB, DAB+, DVB-S, etc. hätte man sich sparen sollen. Statt dessen würde ich mir ein
System wie in den USA wünschen: Digitales Satellitenradio, das mit kleiner Stabantenne empfangbar ist. In schwierigeren Empfangslagen (Berge, Städte mit hohen Gebäuden, etc.) wird es durch terrestrische Sender unterstützt. Empfang im Auto kein Problem. Vorteile:
- günstig
- viele Programme möglich
- gute Klangqualität möglich
- Fernempfang, z. B. in ganz Europa, möglich
Die Weiterentwicklung dieses Systems würde ich mir so vorstellen:
- regionale und lokale Inhalte werden im Empfänger online (oder terretrisch?) hinzugefügt
- man schafft es Empfänger und Antenne (wie z.B. die GPS Antenne) in Smartphones zu integrieren
UKW bleibt dauerhaft erhalten. Zunächst in einer Simulcast Phase, die der Lebensdauer von UKW Radios entspricht, z.B. 30 Jahre. Danach bleibt UKW für lokale und regionale Programme.
2011 hat man sich für einen "Neustart" beim Digitalradio entschieden. Leider hat man sich dabei für DAB+ entschieden. Außer der Audiokompression wurde nichts an DAB geändert. Bei der Entwicklung von DAB in den 80ern ist das IRT, oder wer auch immer, leider viel zu kurz gesprungen.
+ DAB ist gut geeignet für den Empfang im Auto von RadioNetworks mit Senderketten und mehreren Programmen. Das funktioniert gut und im Sinne des Erfinders und des Betreibers. Z. B. der 11D vom Bayrischen Rundfunk.
Zuwenig oder nicht bedacht wurde bei der Entwicklung von DAB, und leider, leider eben auch beim Neustart von Digitalradio in Deutschland:
- Indoor Empfang ohne Außenantenn. Für mich völlig unverständlich, da indoor Empfang in Bayern an den Standorten des IRT 1980 etwas sehr normales war. Anfänglich glaubte man sogar mit 1 KW Grundnetzsendern hinzukommen. Jetzt mit dutzenden 10 KW Sendern im 11D und weiteren geplanten sagt die offizielle Prognose des BR, dass ca. 10% der Bevölkerung nach dem Endausbau 2018 keinen Empfang in der Wohnung haben werden. Das finde ich eine schockierende Zahl. War in den 80er Jahren beim analogen Empfang von UKW und Fernsehen doch bereits ein Versorgungsgrad von 99,x % erreicht. Was für ein System hat man da neu entwickelt???
- In den 80er Jahren war es der BRD wichtig einen anderen Staat
nahzu flächendeckend mit Radio und Fernsehen zu versorgen. Um so unverständlicher ist es mir, wieso das mit DAB verunmöglicht wurde. In der Radiohistorie war Fernempfang schon öfters wirklich wichtig ("Hier ist London") für ganze Gesellschaften, oder auch nur für die Entwicklung des Radio selbst. (Radio Caroline, Radio 24, etc).
- Schon während der Entwicklung von DAB in den 80ern gab es an den Standorten des IRT auf UKW zu empfangende Regionalfenster der BR. Im DAB Standard ist ein regionales Auseinanderschalten eines Übertragungskanals technisch nicht gestattet. Die TU Braunschweig
untersucht jetzt - 20 Jahre später - ob sich da nachträglich irgendwas machen lässt. Ergebnis: "offen" wie es heißt.
- Überhaupt, hätte man für "das Radio der Zukunft" mal in die (Radio)Welt geschaut, hätte man festgestellt, dass Radiobetreiber weltweit überwiegend ein Programm für eine Stadt senden. Was will man da mit einem Multiplex auf mehreren Gleichwellensendern??
DAB ist ein viel zu unflexibler Standard! Wie gesagt, wer im Auto die Programme eines gut ausgebauten Multiplex, ohne Regionalprogramme und ohne, evtl. gewohnte, Overspill-Programme hören möchte, ist mir DAB+ gut bedient. Alle anderen RadioNutzungsarten, sei es bei Betreibern oder Hörern wird von DAB+ vernachlässigt. Meist ergeben sich sogar Nachteile und Rückschritte gegenüber dem über 60 Jahre alten Vorgängersystem UKW.
was muss sich weiter entwickeln?
Um zu retten was zu retten ist, am Digitalradio DAB+, ist meiner Meinung nach folgende Entwicklung nötig:
1. Herstellung gleichwertiger Radioverhältnisse bundesweit. Die Versorgung mit Digitalradio ist z. Zt.
sehr ungleichmäßg
2. 30 bis 50, überall zu empfangende, Programme. Vielfältiges Angebot. In den Ballungsgebieten auch gerne 50 bis 100 Programme. Der Unterschied zu UKW ist, auch mit Blick auf Internetradio, sonst für den Konsumenten nicht lohnend.
3. Die Klangqualität muss mindestens der des Vorläufersystems UKW und der der aktuellen Konkurrenz wie personal Radio ("Spotify") entsprechen.
4. Die Empfangsprobleme müssen gelöst werden. Die DAB Technik muss von den Empfangsunterbrechungen befreit werden, die DRM schon den Garaus gemacht haben und die dem digitalen Behördenfunk so große Probleme bereitet. Z.B. durch Sendernetzverdichtung, bis hin zu kleinen Repeatern, Leistungserhöhung, höherer Fehlerschutz, Bluetooth-Antennen für Indoorradios, und was weiß ich?
5. Zukunftssicher wird DAB+ durch Hybridradios, die DAB, UKW und Internet vereinen - ohne Umschaltpausen beim Hören und mit einheitlicher geschmeidiger Bedienung