AW: Äther-Täter oder "Die Schnulze im kalten Krieg"
Wie gesagt: Ohne das "schmückende, sozialistische Beiwerk" sind die Thesen ja nicht ganz falsch. In dem Artikel werden aber gleich mehrere Dinge schlicht unterschlagen! Zum einen hat es die DDR in großen Teilen mit ihrer Musik auch nicht anders gehalten und zum anderen haben Teile des Schlagers, übrigens genauso wie große Teile des Pops, überhaupt nicht den Anspruch weltbewegend und politisch unbequem zu sein.
Und davon unabhängig gibt es natürlich auch den anspruchsvollen, kritischen Schlager. Den gab es damals und den gibt es auch noch heute. Der als Schmalz-Banause verschriene Howard Carpendale hat schon in den 70ern kritische Titel über die Apartheit in seiner Heimat Südafrika geträllert und tut es noch. Wer einnert sich an "Der ewige Soldat" von Dominique, der dt. Fassung von "Universal soldier"? Zur damaligen Zeit ein Skandal allererster Güte.
In der öffentlichen Wahrnehmung findet sowas nur halt selten bis gar nicht statt.
Im Osten war es übrigens nicht anders. Da gab es sehr wohl auch kritische Musik, wenn auch weniger offen. Genauer suchen mußte man dank allumfassender Zensur natürlich auch. Ich erinnere da nur mal an Gruppen wie die Pension Volkmann (gab es bis zum Tod von Reinhard Buchholz 2007) oder auch Gerhard Schöne, der bis heute ab und an als Reinhard Mey der DDR betitelt wird. Zugegeben, beides gehört eher in die Ecke Singer-/Songwriter, aber vom Prinzip her trifft es das Problem.
Kurzum: Der Artikel ist schlicht zu einseitig und nach nur wenigen Zeilen offenbart sich der Sinn und Zweck des Geschreibsels sehr offenkundig. Es war bzw. ist halt nur Propaganda. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.