AW: Appell für ein glaubwürdiges Radio
Natürlich wissen WIR MACHER, dass nicht jedes Interview live sein kann, aber was denkt der Hörer, der mitbekommt, dass ein Sender so tut als ob? Ich vermute, er denkt sich: Alles Lug und Trug! Und tatsächlich kenne ich solche Sprüche zu genüge.
Oder der Hörer bekommt es gar nicht erst mit und denkt das alles live ist.
Diese Fälle gibt es auch zu genüge, wenn auch die meisten "ScheinLiveInterviews" meist recht holperig und steril über den Ähter gehen, das eigentlich jeder den "Schwindel" merken müßte.
Es klingt einfach nicht live und lebendig wenn der Moderator an seinem Pult ein paar aufgezeichnete Interviesequenzen einfährt und seine vorbereiteten dazu Fragen stellt.
Das Blöde dran ist doch, dass sich das auf die Erwartungshaltung an alles andere überträgt: "Denen kann man nix glauben!" Das ist die Folge.
Es kommt darauf an welchen "Anspruch" der Hörer an sein Programm stellt. Will
er nur seinen besten Mix hören ist es ihm vermutlich auch noch egal mit welchen Mitteln dort sonst Programm gemacht wird.
Persönlich erntete ich sogar schon mal ungläubige Blicke, als ich z.b. einen Hörer mal darauf hingewiesen habe, das er eine VT-Sendung hört und niemand live für ihn da ist. Frei nach dem Motto: "So was kann doch gar nicht sein" :das ein Computer moderieren kann.
Man kommt aber auch zu der Erkenntnis, das die wenigsten wissen, mit welchen technischen Mitteln heutzutage Programm gemacht werden kann und wie man diese Techniken einsetzen kann.
Und warum? Weil man so tun muss, als wär das Interview live. Dabei ist überhaupt nichts verschenkt und verloren, es als Aufzeichnung erkennbar zu machen.
Wobei: Autorisieren halte ich für absolut tabu. Und das zumindest ist mir im Radio noch nie untergekommen. Auch nicht bei Beiträgen.
Und was das Kürzen und Kosmetische-Behandeln angeht: Spätestens da sind wir doch mittendrin im journalistischen Handwerk. Und das wird heute ja oft nur noch rein technisch gelehrt.
Will heißen: Dass man Atmer drinlassen oder reinschneiden muss und sogar mal ein "äh" einbauen, um es echt und normal klingen zu lassen, das lernt der Hospitant inzwischen in der ersten Woche. Aber dass er auch eine Verpflichtung gegenüber dem Gesprächspartner hat, seine Aussagen nicht zu verfälschen und seinen Charakter zu würdigen, darüber redet kaum einer mit ihm. O-Töne sind halt Material, Sendematerial. Und es muss ja auch alles in die zwei Minuten passen.....
Nun bei O-Tönen dürfte die Sache eingentlich klar sein, das es sich um aufgezeichnetes Material handelt und ich dieses in meinen bearbeiteten Beitrag einbinde. Bei Interviews sollte ein gewisser "lebendiger Effekt" vorhanden sein, auch das die Aussagen des Interviewpartners nicht verfälscht wiedergegeben werden. Nur kann solch ein Interview entweder nur live oder als geschnittener Beitrag über den Sender gehen. Wenn mein Gesprächspartner denn nun live im Studio oder am Telefon ist, dann würde ich darauf hinweisen. Bei allem anderen reicht eigentlich die Floskel, das das Gespräch vor der Sendung aufgezeichnet wurde.
Interessant wird es allerdings erst, wenn bestimmte Stars bei Sender YX im Interview zu Gast sind. Da mag die Sendung live sein, aber das Interview kommt meist nur aus der Konserve.
Besonders auffällig wenn deutschsprachige Stars plötzlich Englisch reden.und übersetzt werden müssen.