Ui, hier biegen sich aber wieder die Balken...
Das iRig ist halt kein iRig-HD. Das ist der feine Unterschied. Die HD-Variante ist eigentlich selbst eine Art digitales Audio-Interface, wohingegen das hier gezeigte iRig halt nur ein externes Mikrofon ist, das über den Anschluss für Kopfhörer/Freisprech-Kombi angeschlossen wird. Das HD hingegen wird über den neuen digitalen USB-Anschluss an der Unterseite angeschlossen.
iPhone und iRig-HD werden z.B. von Reportern bei Hitradio FFH verwendet.
Ist der iRig-HD nicht ein Instrumenteninterface mit hochohmigem Eingang für beispielsweise Gitarren? Damit ein Mikrofon zu verstärken ist bestenfalls Glückssache, normalerweise hört man so gut wie nichts, da der Verstärker für ganz andere Pegel ausgelegt ist.
Vermutlich ist vom iRig Pro die Rede, das ist tatsächlich ein Mikrofonverstärker mit A/D-Wandler, den man an die Lightning-Schnittstelle anschließt. Recht Rauscharm und vom Frequenzgang her OK.
Das "Standard"-iRig geht hingegen über die Headset-Kombibuchse rein, ist also ein reiner Mikrofonvorverstärker, Ergebnis ist akzeptabel, allerdings stark durch den Hochpass des iPhone-Eingangs geprügelt.
Mag sein, aber wegen der Grösse des Adapters ist es für den Einsatz unterwegs sicherlich nicht gedacht.
Und wofür sonst?
Vor allem: eine Kombi mit iPhone wählen! Für Reportereinsätze bloß keinen digitalen Aufnahmegeräte mit externen "Profi"-Mikrofonen wählen! Ich hab' hier noch diverse Geräte von Denon, Zoom und Marantz rumfliegen, und bei ebay will den Schrott keiner mehr haben. Der Markt für Audiorecording ist längst tot. Wer heute in solche Geräte investiert, bleibt in 5 Jahren garantiert darauf sitzen. Ein iPhone verkauft sich hingegen immer. Notfalls das Mikrofon wegwerfen oder als Beigabe kostenlos draufgeben.
Kann nicht unwiedersprochen stehen bleiben. Zumindest nicht, wenn man im Reporterdasien mehr sieht, als einen fünfsekündigen O-Ton für die 2'30"-"Nachrichten" beim Dummfunk einzuholen oder für einen Lokalblock (insofern es sowas überhaupt noch gibt) O-Töne von der Einweihung des neuen Toilettenhäuschens am Baggersee einzufangen.
(Im Übrigen sind die von uns verwedenteten Mikrofone gebraucht auch allesamt teurer als ein fünf Jahre altes iPhone
)
Wenn die Ausrüstung universell sein soll und zum primär zum Geldverdienen genutzt wird kommt man an einem vernünftigen Reportagemikrofon nicht vorbei - dass dan gerne mittels iRig pro an ein iPhone angeschlossen werden darf. Diese Elektretaufsteckmikrofone überzeigen bezüglich Frequenzgang (Sprachverständlichkeit!), Stabilität und Handling und Empfindlichkeit nicht. Wird's mal laut ist die Kapsel sofort überfahren, es zerrt, dann die prinzipbedingte "Windempfindlichkeit" (Rumpel!) und nicht zuletzt die Windige Verbindung über eine Miniklinke oder den Lightning-Stecker. Das Ding hat ja wesentlich mehr Masse als ein nur eingestecktes Kabel. Geht's bei der Reportage heiß her - oder man ist mal einen Moment unvorsichtig - ist der kleine Anschluss bestenfalls verbogen und man hat ggf. Kontaktprobleme, Aufnahmeaussetzer oder -stop, schlimmstenfalls blebt der in der Schnittstelle stecken, mit dem Resultat, dass man sein iPhone bis zur Reparatur unbrauchbar gemacht hat.
Mal ganz davon abgesehen, so mancher hochrangige Interviewgast kommt sich schon verarscht vor, wenn man sich als Radio ausgibt und ihm dann ein Telefon vor die Nase hält. Alles schon vorgekommen, mit dem Geschäftsführer eines führenden deutschen Automobilherstellers beispielsweise. Die Aufnahme ist dann obendrein noch in die Hose gegangen, da auf dem Telefon ständig angerufen wurde und vergessen wurde, es auf "nicht stören" oder in den Flugmodus zu setzen.
Wenn mein Brötchenerwerb davon abhängt würde ich mir die Anschaffung seriösen Materials und das mitführen eines weiteren Geräts, dass keine Kompromisslösung aus Telefon, Kamera und Aufnahmegerät ist ernsthaft überlegen.
Grundsätzlich gilt für die iPhone-Nutzung als Aufnahegerät zu bedenken:
Was mache ich sonst noch mit dem Telefon? Viel telefonieren, meine ganze Kommunikation unterwegs, Videos anfertigen (Crossmedial, um das Unwort auch noch unterzubringen), Agenturen lesen? Geht alles auf die Akkulaufzeit, man muss also zwingend auch noch ein Akkupack zum Nachladen mitnehmen, dass man aber nicht anschließen kann, wenn der iRig dranhängt.
Man hat zwei Steckverbindungen, iPhone - iRig über Lightning, iRig - Mikrofon über XLR. Die Lightning-Verbindung ist nicht sehr sicher, vor Allem, wenn sich über die jahre Staub in der Buchse angesammelt hat. Kurzer Kontaktverlust: Aufnahmeabbruch. Die XLR-Buchse des iRig ist unverriegelt, man muss also beides nach möglichkeit recht ruhig halten. Da ist ein Rekroder mit verriegelbaren XLR-Anschlüssen fehlerunanfälliger.
Und nicht vergessen - Telefonfunktion deaktivieren, eingehende Anrufe haben Vorrang, die Aufnahme wird gestoppt.
Greift man häufig von Splitboxen ab ist die Überprüfung des Pegels auch schwieriger. Manchmal fürhen die Mikrofonpegel, manchmal +4 oder +6 dBu, manchmal 0 dBu als Kompromiss, häufig irgendwas. man sieht zwar einen Ausschlag auf der Pegelanzeige, je nach App kann man aber nicht reinhören, ob das Signal schon völlig verzerrt ist, weil der Vorverstärker schon überfahren wird.
Da das hier ja "Studio und Sendertechnik" und nicht "Internetradio und Hobby" ist... Für quick and dirty gerne iPhone mit iRig Pro und passendem Mikrofon, lieber Flashmic oder iXm, für aufwendigeres einen der bekannten Rekorder aus der Profiecke (wo bekommt ich die nochmal funktionstüchtig für'n Appel und n Ei? Schnellcheck - Sehe spontan z. B. einen PMD661 für 300 €) und wahlweise ein gescheites Stereomikrofon oder ein gescheites Reportagemikrofon - oder beides, je nach Aufnahmesituation.
Super Arbeitsteilung des Materials, Aufnahmegerät zum Aufnehmen, Smartphone zum Infos einholen und Kommunizieren.