Die meisten Sprecher quält hörbar das y, das sich an einer für Deutsche ungewöhnlichen Stelle befindet und mit dem Laut [y] assoziiert wird. Wohl aus Gründen sprachlicher Ökonomie wird dieser Laut in der Praxis an eine angenehmere Stelle verlegt und das Land [ˈlyːbi̯ən] gesprochen. Von der präskriptiven Seite, dem Aussprache-DUDEN, ist diese phonetische Metathese nicht gedeckt: Dort wird die Lautung [ˈliːby̑ən] verlangt. Ein Blick ins Arabische zeigt, dass tatsächlich die Graphie den Laut im Deutschen an diese Position gebracht hat; vor Ort schreibt man ليبيا und spricht [ˈliːbɪjaː]. Das finale [a] kann man auch [æ] transkribieren; die Länge des letzten Vokals steht nur der Vollständigkeit halber, da eine quantitative Distinktion im Auslaut offener Silben entfällt. Die ARD hat für die Aussprache des deutschen Exonyms eine praktikable Lösung gefunden, die besagte Laut-Buchstaben-Zuordnung aufbricht: Sie empfiehlt die Aussprache [ˈliːbi̯ən], die vor allem in der tagesschau inzwischen fast ausschließlich zu hören ist.