In Bayern war man von der privaten Konkurrenz geradezu traumatisiert, schließlich wurden die BR-Wellen gleich von mehreren Seiten heftig unter Druck gesetzt. Die liberale Rundfunkordnung setzten den BR einem starken Wettbewerb aus, der in diesem Ausmaß sonst nur noch im Großraum Berlin anzutreffen ist. Die pauschale Antwort der öffentlich-rechtlichen Radiomacher bestand darin, die Programme mehr und mehr an die Privatsender heranzuführen. Gerechtfertigt wurde das mit dem "geänderten Hörerverhalten" und dem fadenscheinigen Argument, dass ein gebührenfinanzierter Sender schließlich auch die breite Masse bedienen müsse.
Statt mit Gebührengeldern anspruchsvolle Alternativprogramme mit gehobener Unterhaltung und höherem Wortanteil zu produzieren, versuchte man sich den kommerziellen Anbietern bis zur Unkenntlichkeit anzunähern. Einerseits tobt eine Schlacht um Werbeschaltungen und -tarife, bei der die Öffis nicht hintanstehen wollten. Andererseits gönnte man den Privaten lange Zeit nicht die Butter auf dem Brot und wollte sie durch gleich gestrickte Formate in die Enge treiben. Die Quote wurde immer mehr zum ausschlaggebenden Erfolgsmaßstab für öffentlich-rechtliche Radiowellen.
Erst als bei den Privaten die Gewinnspielseuche um sich griff, wurde den ARD-Verantwortlichen bewusst, dass nunmehr eine rote Linie erreicht war. Viele überdachten das bisherige Verhalten kritisch und besinnen sich langsam wieder auf öffentlich-rechtliche Qualitätsstandards. Dazu kommt wahrscheinlich auch die Einsicht, dass ein vielfältiges, informatives und abwechslungsreiches Programm langfristig sogar mehr Quote bringen kann als ein billiges Privatfunk-Plagiat.