alqaszar
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AW: Bayern Plus: Nett gemachtes Schlagerformat, aber: wer kennt es überhaupt?
@mol:
Was das Thema "DAB" betrifft, so ist das eine lange Geschichte. Am Anfang steht die Idee, dass Radio auch digital sein müsste, nachdem wir nun ja im digitalen Zeitalter leben. Also entwickeln wir einen digitalen Standard für das Digitalradio und nennen ihn DAB. Passiert ist das schon vor mehr als 20 Jahren. Wie Technokraten so sind, dachten sie, man müsse nur das Etikett "klingt wie CD" daranheften, und schon würdern sich alle Leute darauf stürzen.
Allerdings kam es anders. Das liegt unter anderem daran, dass man mit einem Radio auch etwas empfangen will. Da aber keiner auf DAB senden wollte, gab es eben keine Sender. Denn wenn man auf DAB senden wollte, musste man zuerst ein teueres Sendernetz aufbauen. Hatte man diese Investition erst einmal getätigt, müssen die Hörer nur noch einschalten... aber halt! Die Hörer können ja gar nicht einschalten. Die haben ja keinen DAB-Empfänger. Und sie haben keine, weil es keine Radiosender gibt. Und die gibt es nicht, weil es keine Hörer gibt.
Um diesen inzwischen in einschlägigen Fachkreisen als "Henne-Ei-Problem" zu umgehen, gibt es natürlich Subventionen. Diese aus öffentlichen Geldern stammenden Mittel haben den Vorteil, dass sie zur Verfügung stehen, weil ihre Quellen, nämlich GEZ-Gebühr und Steuern, sowieso immer gerne erhöht werden. Und weil der Staat seine Medien so lieb hat, gibt er ihnen eben Geld mit dem Hinweis: "Nun gehet hin und sendet digital!" Böser, dummer Staat.
Und sie gingen hin und sendeten digital. Diese Tatsache wurde aber von den Menschen schlichtweg ignoriert. Denn es gab da einige Probleme. Zunächst einmal können DAB-Geräte nur gekauft werden, wenn sie im Handel sind. Es gab aber keine DAB-Geräte im Handel, weil keiner DAB-Geräte kaufen wollte. Da der Staat die Gerätehersteller nicht so lieb hat wie seine Medien, gab er nun auch keine Subventionen. Böser, dummer Staat.
Außerdem machte man bei DAB alles falsch, was man falsch machen konnte. Man benutzte zu geringe Sendeleistungen und ungeeignete Frequenzbereiche, so dass der Empfang in Gebäuden teilweise schwierig war. Wo UKW ging, ging noch lange kein DAB. Da nutzte dann auch nichts, wenn private und öffentlich-rechtliche Anbieter flugs neue Programme aus dem Boden stampften. Wenn man die gar nicht erst empfangen kann, senden die eben ins Leere. Kostet ja nur das Geld, was der Staat als Subventionen verteilt hat. Böser, dummer...
DAB floppte also. Außer in Großbritannien, aber da sind sie auch Radioverrückt. Aber selbst in Großbritannien beschwerten sie sich über ein Problem: Nämlich die schlechte Klangqualität. Wie denn, was denn, DAB ist doch digital -- kein Rauschen, kein Knacksen, kein Pfeifen, auch nicht im Auto -- ist das nicht genau der Vorteil von DAB?
Nun, digital heißt ledier: Es KANN gut klingen, muss aber nicht. So kann man mehr Programme übetragen, wenn man die KLangqualität reduziert. Hinzu kommt, dass ein DAB-Sender immer die Kapazität hat, sechs bis 10 Programme gleichzeitig zu übetragen. Nur wenn es dann zehn sind, wird aus dem "CD-Klang" schnell ein "schlechte MP3, die man sich in den 90ern aus dem Internet gesaugt hat"-Klang.
Also hat man DAB im letzten Jahr nach Jahren des unbeachteten Vorsichhinsendens in Rente geschickt und duch ein brandneues, revolutionäres Digitalradio ersetzt, welches aud den Namen "DAB+" hört. DAB+ zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die alten DAB-Empfänger es nicht empfangen können. Alle diejenigen, welche sich also bereits ein (teures) DAB-Gertät zugelegt haben, müssen sich also wieder ein neues Radio kaufen. Dafür können sie dann den DAB-Empfänger in den Keller stellen, am besten in das Regal, wo die ganzen anderen kleinen schwaren Kistchen stehen, die einst dem Digitalradio DSR, dem Digitalradio ADR oder dem revolutionär verbesserten TV-Standard D2-MAC dienen sollten. Wer das alles nicht kennt, kann Googeln oder direkt in den Radioforen von ukwtv.de nachsehen.
Übrigens gab es auch beim Ausbau des alten DAB große Unterschiede innerhalb Deutschlands. Während die norddeutschen Bundesländer über einen müden Testbetrieb, der dann in einen noch müderen Regelbetrieb überging, bei dem "demnächst" auch eine flächendeckende Versorgung geplant sei, konnte man in Bayern schon eine ganz gute Anzahl von Senderchen aus dem Äther fischen.
Und dass man nun mit Bayern plus ein recht attraktives Angebot für eine Generation anbietet, welche es hoffentlich im Leben schon weit gebracht hat und sich daher eher so ein DAB+-Radio leisten kann als so mancher technikaffine Jugendliche, der sein Geld ja doch nur für Smartphones und mobile Internetflats rauswirft, dient eigentlich sogar der Logik einer erfolgreichen DAB-Einführung.
Nun kann man versuchen, der Mittelwelle 801 kHz zu lauschen. Die sollte eigentlich im Raum Ulm noch recht gut gehen. Oder man kauft sich ein Internetradio, beispielsweise von Logitech eine Squeezebox, die man beliebig durch mehrere Geräte in verschiedenen Räumen erweitern kann. Man braucht aber WLAN und Internetzugang. Ist auch digital und hat Zehntausende von Radiosendern aus aller Welt anzubieten. Bei DAB und DAB+ (einige Programme sind auch noch im alten DAB-Standard unterwegs, zum Beispiel der Deutschlandfunk, man wollte dann die DAB-Radio-Besitzer nicht ganz ohne Programme dastehen lassen, ist das nicht nett?) sind das nicht mal 30.
Ich persönlich glaube nicht an einen Erfolg von DAB/DAB+. Weil ich so technikaffin bin, habe ich mir allerdings für 37 € einen Radiowecker gekauft, der DAB+-tauglich ist. Ende 2013 wird entscheiden, ob DAB weiter ausgebaut wird oder dann ausläuft. Für einige Jahre kann man also davon ausgehen, mit DAB versorgt zu werden, wenn man es jetzt empfängt. Und vielleicht schafft es ja doch "demnächst" den Durchbruch.
@mol:
Was das Thema "DAB" betrifft, so ist das eine lange Geschichte. Am Anfang steht die Idee, dass Radio auch digital sein müsste, nachdem wir nun ja im digitalen Zeitalter leben. Also entwickeln wir einen digitalen Standard für das Digitalradio und nennen ihn DAB. Passiert ist das schon vor mehr als 20 Jahren. Wie Technokraten so sind, dachten sie, man müsse nur das Etikett "klingt wie CD" daranheften, und schon würdern sich alle Leute darauf stürzen.
Allerdings kam es anders. Das liegt unter anderem daran, dass man mit einem Radio auch etwas empfangen will. Da aber keiner auf DAB senden wollte, gab es eben keine Sender. Denn wenn man auf DAB senden wollte, musste man zuerst ein teueres Sendernetz aufbauen. Hatte man diese Investition erst einmal getätigt, müssen die Hörer nur noch einschalten... aber halt! Die Hörer können ja gar nicht einschalten. Die haben ja keinen DAB-Empfänger. Und sie haben keine, weil es keine Radiosender gibt. Und die gibt es nicht, weil es keine Hörer gibt.
Um diesen inzwischen in einschlägigen Fachkreisen als "Henne-Ei-Problem" zu umgehen, gibt es natürlich Subventionen. Diese aus öffentlichen Geldern stammenden Mittel haben den Vorteil, dass sie zur Verfügung stehen, weil ihre Quellen, nämlich GEZ-Gebühr und Steuern, sowieso immer gerne erhöht werden. Und weil der Staat seine Medien so lieb hat, gibt er ihnen eben Geld mit dem Hinweis: "Nun gehet hin und sendet digital!" Böser, dummer Staat.
Und sie gingen hin und sendeten digital. Diese Tatsache wurde aber von den Menschen schlichtweg ignoriert. Denn es gab da einige Probleme. Zunächst einmal können DAB-Geräte nur gekauft werden, wenn sie im Handel sind. Es gab aber keine DAB-Geräte im Handel, weil keiner DAB-Geräte kaufen wollte. Da der Staat die Gerätehersteller nicht so lieb hat wie seine Medien, gab er nun auch keine Subventionen. Böser, dummer Staat.
Außerdem machte man bei DAB alles falsch, was man falsch machen konnte. Man benutzte zu geringe Sendeleistungen und ungeeignete Frequenzbereiche, so dass der Empfang in Gebäuden teilweise schwierig war. Wo UKW ging, ging noch lange kein DAB. Da nutzte dann auch nichts, wenn private und öffentlich-rechtliche Anbieter flugs neue Programme aus dem Boden stampften. Wenn man die gar nicht erst empfangen kann, senden die eben ins Leere. Kostet ja nur das Geld, was der Staat als Subventionen verteilt hat. Böser, dummer...
DAB floppte also. Außer in Großbritannien, aber da sind sie auch Radioverrückt. Aber selbst in Großbritannien beschwerten sie sich über ein Problem: Nämlich die schlechte Klangqualität. Wie denn, was denn, DAB ist doch digital -- kein Rauschen, kein Knacksen, kein Pfeifen, auch nicht im Auto -- ist das nicht genau der Vorteil von DAB?
Nun, digital heißt ledier: Es KANN gut klingen, muss aber nicht. So kann man mehr Programme übetragen, wenn man die KLangqualität reduziert. Hinzu kommt, dass ein DAB-Sender immer die Kapazität hat, sechs bis 10 Programme gleichzeitig zu übetragen. Nur wenn es dann zehn sind, wird aus dem "CD-Klang" schnell ein "schlechte MP3, die man sich in den 90ern aus dem Internet gesaugt hat"-Klang.
Also hat man DAB im letzten Jahr nach Jahren des unbeachteten Vorsichhinsendens in Rente geschickt und duch ein brandneues, revolutionäres Digitalradio ersetzt, welches aud den Namen "DAB+" hört. DAB+ zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass die alten DAB-Empfänger es nicht empfangen können. Alle diejenigen, welche sich also bereits ein (teures) DAB-Gertät zugelegt haben, müssen sich also wieder ein neues Radio kaufen. Dafür können sie dann den DAB-Empfänger in den Keller stellen, am besten in das Regal, wo die ganzen anderen kleinen schwaren Kistchen stehen, die einst dem Digitalradio DSR, dem Digitalradio ADR oder dem revolutionär verbesserten TV-Standard D2-MAC dienen sollten. Wer das alles nicht kennt, kann Googeln oder direkt in den Radioforen von ukwtv.de nachsehen.
Übrigens gab es auch beim Ausbau des alten DAB große Unterschiede innerhalb Deutschlands. Während die norddeutschen Bundesländer über einen müden Testbetrieb, der dann in einen noch müderen Regelbetrieb überging, bei dem "demnächst" auch eine flächendeckende Versorgung geplant sei, konnte man in Bayern schon eine ganz gute Anzahl von Senderchen aus dem Äther fischen.
Und dass man nun mit Bayern plus ein recht attraktives Angebot für eine Generation anbietet, welche es hoffentlich im Leben schon weit gebracht hat und sich daher eher so ein DAB+-Radio leisten kann als so mancher technikaffine Jugendliche, der sein Geld ja doch nur für Smartphones und mobile Internetflats rauswirft, dient eigentlich sogar der Logik einer erfolgreichen DAB-Einführung.
Nun kann man versuchen, der Mittelwelle 801 kHz zu lauschen. Die sollte eigentlich im Raum Ulm noch recht gut gehen. Oder man kauft sich ein Internetradio, beispielsweise von Logitech eine Squeezebox, die man beliebig durch mehrere Geräte in verschiedenen Räumen erweitern kann. Man braucht aber WLAN und Internetzugang. Ist auch digital und hat Zehntausende von Radiosendern aus aller Welt anzubieten. Bei DAB und DAB+ (einige Programme sind auch noch im alten DAB-Standard unterwegs, zum Beispiel der Deutschlandfunk, man wollte dann die DAB-Radio-Besitzer nicht ganz ohne Programme dastehen lassen, ist das nicht nett?) sind das nicht mal 30.
Ich persönlich glaube nicht an einen Erfolg von DAB/DAB+. Weil ich so technikaffin bin, habe ich mir allerdings für 37 € einen Radiowecker gekauft, der DAB+-tauglich ist. Ende 2013 wird entscheiden, ob DAB weiter ausgebaut wird oder dann ausläuft. Für einige Jahre kann man also davon ausgehen, mit DAB versorgt zu werden, wenn man es jetzt empfängt. Und vielleicht schafft es ja doch "demnächst" den Durchbruch.