Nach den Übergriffen auf die Inder haben die Nachtweides einen offenen Brief geschrieben, in dem sie die Hetzjagd scharf verurteilen - genauso wie die mangelnde Bereitschaft, sich mit der Fremdenfeindlichkeit in der Region auseinanderzusetzen. Allerdings kritisierten sie auch eine kollektive Brandmarkung der Stadt als Hort der Rechtsradikalen.
Das andere Mügeln - es ist schon erkennbar an diesem Tag
Diesen Brief fand man bei "Jump", der Jugendwelle des Mitteldeutschen Rundfunks, so gelungen, dass die Radioleute innerhalb von wenigen Tagen die Logistik für ein Rockkonzert und eine Live-Podiumsdiskussion im Schlosshof organisierten. Das andere Mügeln sollte sich da präsentieren. Das offene, das freundliche - auch gegenüber Fremden. Vor allem aber das selbstkritische."Jump"-Organisator Sandro Poggendort läuft zwar zwischendurch immer mal mit dem Mikrofon zwischen "Fischers Fritze", dem Bierstand und "Martins Hühnchengrill" hin und her, um Live-Stimmen zum Thema einzufangen. Allein, die Positionen wirken ziemlich uniform: "Es war schlimm, dass man uns so missverstanden hat", sagt ein Mann mit grauem Bart. Beifall.
"Jump"-Mann Poggendorf meinte es sogar sehr gut. "Wir müssen Mügeln diese Chance geben", hatte er vor der Veranstaltung gesagt. Ein bisschen Musik, ein bisschen zur Ruhe kommen, ein bisschen über die Probleme sprechen.
Die beiden Moderatoren Sven Oswald und Daniel Finger, angeblich wegen ihrer politischen Erfahrung vom Berliner Sender "Radio Eins" eingekauft, überbieten sich gleichzeitig im Anbiedern: "Wurde das alles von den Medien aufgebauscht?", fragen sie unter Jubel in die Runde. Auch Mertens-Nachtweide scheint mitgerissen: "Mit Liebe und Toleranz kriegen wir das hin." Dabei hatte er zuvor einige "Nestbeschmutzer"-Rufe geerntet.
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