AW: Bitter Lemmer 2006: Medien-Jihad: DJV blamiert Journalistenzunft
Der amerikanische Satiriker und Showmaster Bill Maher hält Religion für einen „genetischen Defekt“. Diese Meinung äußerte er dann auch vor einem Millionenpublikum in der „Larry King Show“. Mir ist nicht bekannt, daß daraufhin die Mormonen, Quäker, Amish-People, die Protestanten oder Katholiken seinen Abtransport in die Gaskammer gefordert hätten, obwohl hier doch sicher einige religiöse Gefühle verletzt worden waren.
Es gibt viele Glaubensrichtungen, die alle auf dasselbe hinauslaufen: Der Mensch versucht, sich irgendwie die Welt zu erklären. Das mag man gerne akzeptieren und es ist sicher ein Akt der Unhöflichkeit, sich ungefragt in die Weltanschauung des Nachbarn einzumischen.
Das gilt aber auch vice versa: Religionen mit Alleinvertretungsanspruch und daraus resultierendem Sendungsbewußtsein haben sich schon immer in die Weltanschauungen anderer eingemischt, mal mit sanfter, oft genug aber auch mit brutaler Gewalt. Wir finden genügend Anschauungsmaterial in der Geschichte unseres Ellipsoiden.
Gegenwärtig macht sich nun der Islam auf, die Welt vor den Ungläubigen zu erretten und einen globalen Gottesstaat zu errichten. Ob wirklich alle Angehörigen dieser Religion diese Sicht der Dinge teilen, oder gar Terroranschläge und kollektives Ausrasten befürworten, ändert daran leider offenbar wenig. Auch die Inquisition wurde ja nicht von allen Katholiken getragen, was den „Hexen“ leider auch nichts genützt hat.
Die wohlfeile Differenzierung zwischen sunnitischen Wahabiten und schiitischen Alewiten mag die Reigionsforscher beschäftigen, derweil sich diese Gruppierungen im Irak gegenseitig massakrieren. Mich hat übrigens noch nie jemand gefragt, ob ich mich nicht in meinen Gefühlen verletzt sehe, wo ich doch ständig als „Ungläubiger“ bezeichnet werde, der „des Todes“ sei. Ich lege mich jedenfalls deswegen nicht mit einer Schrotflinte vor der nächsten Moschee auf die Lauer.
Ob die Karrikaturen der dänischen Zeitung ein „billiges und populistisches Instrument zur Kanalisierung einer latenten Islamphobie“ sind, mag man diskutieren. Salman Rushdies „Satanische Verse“ sollen ja dem Vernehmen nach auch nicht gerade ein literarisches Highlight gewesen sein, was die daraufhin ausgerufene Fatwah nicht harmloser macht. Die angebliche Überlegenheit einer Religion, die unausgesetzt ihren globalen Alleinvertretungsanspruch geltend macht, hätte sich jedenfalls eher in einer besonnenen Reaktion der Protagonisten manifestiert., die es aber offenbar vorziehen, den Anlaß zu nutzen, um uns, dem „überlegenen Westen“ wieder einmal vor Augen zu führen, was uns demnächst noch so alles blühen könnte.