AW: DAB vor dem Aus
Lest euch doch mal die Begründung durch. Dann wird klar, daß die immer noch nicht begriffen haben, wie sich DAB hätte durchsetzen können. Und warum DAB scheitern mußte.
http://www.digitalfernsehen.de/news/news_248686.html schrieb:
Das System zeichnet sich durch erstklassige Hörqualität aus
...allerdings nur bei mindestens 192 kbps Bitrate. Dann passen aber nur 6 Programme in ein Multiplex und damit stimmt die Aussage
http://www.digitalfernsehen.de/news/news_248686.html schrieb:
Das bisherige DAB-System bilde die Hörfunklandschaft des UKW- Zeitalters ab
nicht einmal ansatzweise. In vielen Landesteilen gibt/gab es nur ein Multiplex. Empfang aus benachbarten Ländern ist ohne extremen Aufwand faktisch nur in einem schmalen "Grenzgebiet" möglich. UKW bietet fast überall deutlich mehr als 6 Programme in anständiger Qualität.
Beispiel Jena: 10 Programme in leicht empfangbarer Stereo-Qualität, 5 weitere in mit vertretbarem Aufwand realisierbarer Stereo-Qualität, mindestens 5 weitere über Dachantenne. DAB: 3 Programme.
Beispiel Gera: 14 Programme in leicht empfangbarer Stereo-Qualität, 8 weitere in mit vertretbarem Aufwand realisierbarer Stereo-Qualität. DAB: 3 Ortssender und evtl. noch 5 Sachsen.
Beispiel Dresden: 12 Ortssender, mindestens 5 weitere in mit vertretbarem Aufwand realisierbarer Stereo-Qualität. DAB: 5 Programme, darunter 2 in lausigen 128 kbps, also deutlich unterhalb UKW-Qualität.
Beispiel Wesenberg am Woblitzsee mitten in der Mecklenburger Seenplatte: 12 Programme in leicht empfangbarer Stereo-Qualität, mindestens 5 weitere in mit vertretbarem Aufwand realisierbarer Stereo-Qualität. DAB: 5 Programme, darunter 2 in unanhörbaren 128 kbps und eines in grenzwertigen 160 kbps. Die Brandenburger Programme gehen evtl. mit großen Antennen.
Beispiel Schönbrunn mitten im Thüringer Wald: 15 Programme in leicht empfangbarer Stereo-Qualität, mindestens 5 weitere in mit vertretbarem Aufwand realisierbarer Stereo-Qualität. DAB: 3 Programme.
Und da soll jemand außer Freaks, Technik-Junkies und Leuten, die gezielt ein Programm such(t)en (Top40 z.B.), auf DAB umsteigen und viel Geld ausgeben?
Damit sich DAB hätte durchsetzen können, wäre ein Abbild des lokalen UKW-Bereichs (der Mensch ist ein Gewohnheitstier) zuzüglich neuer Programme und/oder anderer Annehmlichkeiten (stabiler Empfang auch in Häuserschluchten, durchgängig 192 kbps, ...) nötig gewesen. Dazu hätte es eines bundesweiten DAB-Kanals (DLF, D-Kultur, eine evtl. DAB-exklusive Jugendkulturwelle im Stile FM4, dazu 3 bundesweit lizensierte Private), 2 überregionale Multiplexe für die jeweilige ARD-Anstalt und die großenPrivaten sowie je nach Region noch lokale Ensembles in den Ballungsräumen geben müssen. Gab es aber nicht. Stattdessen gab es Chaos in der Belegung, ständige Belegungsänderungen, Unsicherheit bzgl. Zukunftssicherheit, hundsmiserable Kommunikation in der Öffentlichkeit, kein DAB im Breitbandkabel (das geht, bis zu 4 Multiplexe pro TV-Kanal, dazu gab es
Studien!), zum Schluß dann trotz immer weniger Programme (und damit immer mehr Platz) Übergang zu Bitraten wie bei Internet-Streams und teilweise Monoübertragung wie in den 50er Jahren. Dazu noch die Diskussion, alle bisher erhältlichen DAB-Empfänger durch Änderung der Datenreduktion in Elektroschrott zu verwandeln. Da soll jemand in Empfangsgeräte investieren? Jemand, der noch ganz bei Trost ist?
DAB ohne die von UKW bekannten Programme funktioniert nur bei Freaks, die kaufen sich dann aber lieber eine Satanlage. DAB mit komplettem UKW-Abbild hätte nur Vorteile gehabt und wäre vermutlich deutlich erfolgreicher gewesen. Dazu gehört alledings das Bekenntnis, so ein System ohne inkompatible Änderung technischer Spezifikationen mindestens 25 Jahre laufen zu lassen. Die Hörer erwarten bei einem so selbstverständlichen Medium wie "Radio" eine solche Sicherheit und sind es von UKW nicht anders gewohnt. Man kann nicht alle paar Monate den Standard ändern, bloß weil irgendwas nun ein kleinwenig "effizienter" zu realisieren ist. Das 1/2-Zoll-Gewinde am Wasserhahn hat auch immer noch 1/2 Zoll - und das ist auch gut so.
http://www.digitalfernsehen.de/news/news_248686.html schrieb:
Für digitale Audioangebote gebe es mittlerweile viele andere Verbreitungswege, etwa über das Internet.
Na klar, im Auto. Einzeln addressierbar, pro Nutzer ein separater Datenstrom und schweineteuer - auch in der nötigen Infrastruktur.
http://www.digitalfernsehen.de/news/news_248686.html schrieb:
Um einen erfolgreichen Neustart der Digitalisierung mit einem neuen System zu ermöglichen, will die KEF nun den Rundfunkanstalten für die Gebührenperiode 2009 bis 2012 ein Projektbudget von 42 Millionen Euro zubilligen.
Damit testen sie dann Digitalradio mit 32 kbps (aber freilich "hocheffizienter" Kompression) mit bewegten Bildern und Empfang aufm Handy. Dafür bauen sie dann die nächste Belegung mit 50 kW Elektrosmog pro Stadt auf.
Verantwortungsloser als bei DAB ist kaum je mit Rundfunkgeldern umgegangen worden. Und wieder vergißt man, daß das Anliegen des Rundfunks zuallererst eines ist, das mit vermittelten Inhalten und nicht mit der Förderung von Verpackungsherstellern für diese Inhalte zu tun hat.