AW: Deutsche Welle stellt deutsches Radioprogramm fast ganz ein
Ich bin ja mal gespannt, wie lange es dauern wird, bis meine ehemalige Russischlehrerin (Mitte 70) bei mir vorstellig wird, weil ihr Weltempfänger, mit dem sie noch häufig Radio hörte, nichts mehr ausspuckt. Werde ihr dann sagen, daß sie das alles viel toller online haben kann, wann immer sie wolle, nicht an Sendezeiten gebunden, zum Nachhören und sogar zum Runterladen und Archivieren, vielleicht sogar mit bunten Bildern dazu. Und sie, die und ihren Mann (promovierter Chemiker, Ende 70, heftig Parkinson) man gerade mit einem Prepaid-Handyvertrag übers Ohr gehauen hat, den sie nun dauernd füttern müssen, damit er trotz nicht-Nutzung nicht verfällt, wird mir sicher dankbar sein für den Tip und sich DSL und WLAN und ein Laptop (oder wenigstens so ein kleines Netbook) zulegen, um abends im Bett noch ein wenig Downloaden zu können. Oder sie holt sich gleich einen UMTS-Stick, dann kann sie auch beim Warten auf das Taxi nach dem Einkaufen (sie wohnt auf dem Berg, Nahverkehr gibt es keinen und die Kraft reicht nicht mehr) ein wenig auf DW-world herumstöbern. Oder, falls sie sich noch eine Digicam kauft, gleich Fotos von der Kaufhalle und den gekauften Radieschen machen und auf Twitter hochladen, für ihre Followers.
Vielleicht kommt aber auch wieder nur das, was ich in anderen Zusammenhängen von ihr und auch von anderen Menschen dieses Alters schon des öfteren zu hören bekam: es wäre besser, man wäre tot. Diese Welt will einen einfach nicht mehr und zeige einem, daß man gehen solle. Die Aussage kenne ich sinngemäß auch von ehemaligen Rundfunkleuten, die ihr Lebenswerk (gute Raumakustik, guter Ton, ordentliche Qualität) bereits vor 20 Jahren geschändet wurde. Mir ist diese Aussage auch von jemandem bekannt, der nur halb so alt ist.
Und weils zur DW paßt:
einer ist ja schon tot, seit Jahren. Umgefallen, viel zu jung - aber zeitlich passend zur damals schon anlaufenden Abwicklung, die auch seine Sendung betraf. Dem blieb das jetzt also wenigstens erspart.